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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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beide Orden miteinander verfeindet, rivalisierten sie beim Einzug von Steuern, beim Feilschen um Vorrechte, ja im direkten Kampf, durch Belagerung, in der offenen Schlacht, wobei sie sich noch mit islamischen Fürsten alliierten.
    Streit gab es aber auch mit dem Weltklerus. Die Templer klagten über Unterdrückungsmaßnahmen der Bischöfe, über Zänkereien wegen Begräbnissen und Begräbniskosten, über Behinderungen ihrer bettelnden Sammler, Verletzungen ihres Asylrechts, ungerechte Besteuerungen, rechtswidrige Jurisdiktion. 19
    Gleichwohl kontrollierten die Ritter Christi, eine exklusive aristokratische Militärkaste, das von ihnen besetzte Land durch eine Kette schwerbefestigter, teilweise in massiven Fels gehauener Zitadellen, deren Ruinen noch heute sichtbar sind: den Krak de Monréale, den Krak des Chevaliers, zeitweise wichtigstes Hauptquartier der Johanniter, den Krak östlich vom Toten Meer in der Wüste Moab und viele andere. Es bestand Sichtverbindung zwischen ihnen (bei der Belagerung Keraks durch Saladin 1183 verständigte sich die Burgbesatzung durch Feuerzeichen 80 Kilometer über das Tote Meer hinweg mit dem Davidsturm in Jerusalem), gelegentlich auch Brieftaubenverkehr. Von hier aus leiteten sie Angriff wie Verteidigung und beraubten nicht zuletzt ungezählte große Karawanen mohammedanischer Händler und Pilger nach Kairo, Damaskus, Mekka, Höms, Hama, Tripolis, Tortosa, vermieden aber, zahlenmäßig unterlegen, möglichst die offene Feldschlacht. 20
    Am Weihnachtsabend 1144 überrumpelte dann der Atabeg von Mosul, 'Imadaddin Zangi, einer der bedeutendsten türkischen Militärs seiner Zeit, Edessa, den über Jahrhunderte wichtigen strategischen Straßenknotenpunkt im oberen Mesopotamien, und vernichtete damit den ältesten Kreuzfahrerstaat, Ausgangsort ständiger christlicher Plünderungszüge. Während aber 'Imadaddin Zangi die Eroberung Edessas zum ruhmreichen Vorkämpfer des Islams machte und ihm den Ehrentitel »Herrscher mit Gottes Hilfe« eintrug, brachte der Fall der Festung für die Kreuzfahrer den ersten großen Territorialverlust mit sich – ein Schock für die Christen, besonders im Abendland, »ein greuliches, beklagenswertes Verbrechen« (Otto von Freising).
    Wie nahezu berauscht aber hatte der berühmte Bischof bei der Einnahme Jerusalems gemeldet, man habe die Feinde dort »in solchen Massen abgeschlachtet, daß im Vorhof Salomos das Blut der Getöteten bis an die Knie der Pferde der Unseren reichte«! Und »wie schön« fand er es, »die von den Heiden mit Füßen getretene heilige Stadt von unseren Glaubensgenossen eingenommen« zu sehen. Ja, wie schön war das – und wie greulich dies.
    Nach Zangis Ermordung durch einen Sklaven am 14. September 1146 im Zustand »unüblicher Trunkenheit« vernichtete sein Sohn Nuraddin Zangi ein Edessa angreifendes Christenheer bis auf den letzten Mann. Dann ließ der Sieger alle Franken der Stadt töten, auch Erzbischof Hugo samt seinen Klerikern, schonte aber bezeichnenderweise die syrischen Christen, Armenier, Jakobiten, selbst Griechen. Nach einem gescheiterten Umsturzversuch rächte sich Nuraddin jedoch, indem er einen Teil der einheimischen Christen liquidieren, den anderen verbannen, Frauen und Kinder versklaven ließ. Edessa, eine der ältesten Christengemeinden, wurde fast völlig entvölkert und »hat sich bis zum heutigen Tage von diesem Schlag nicht mehr erholt« (Ferluga).
    »Gott hat den Tag bestimmt«, sangen die Christen in einem während des Zweiten Kreuzzuges entstandenen Lied, »an dem du in Edessa sein wirst. Dort werden die Sünder Vergebung empfangen, die tapfer kämpfen und Ihm dienen ...« 21
    Natürlich gab es Gründe, die einen neuen Kreuzzug wünschenswert erscheinen ließen. Bischof Otto von Freising sieht seinerzeit »allenthalben in der Welt Kriegsstürme« toben und »fast das ganze Reich in Aufruhr«: zum Beispiel einen Krieg in Bayern zwischen Herzog Heinrich und dem Bischof von Regensburg; im belgischen Gallien eine Fehde zwischen dem Grafen Heinrich von Namur und dem Trierer Erzbischof Albero. Auch in Schwaben geht das Blutvergießen weiter. In Polen streiten drei Brüder mit dem vierten, mit Ladislaw II. Doch auf einmal erfolgt ein so jäher Umschwung, »daß alle diese Kriegsstürme gestillt wurden, in Kürze die ganze Welt zu Ruhe kam und unzählige Menschen in Frankreich und Deutschland das Kreuz nahmen und sich zum Kampf gegen die Feinde des Kreuzes meldeten«. 22
    Die ganze Welt kam zu Ruhe – als ein

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