Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
Wohnblocks und Tempeln war unermesslich, die Zahl der obdachlos gewordenen Menschen, verwaisten Kinder und Witwen unüberschaubar.
    Eine Woche lang wartete Amelia voller Sorge auf Nachricht von ihren Freunden. Sie hätte selber nach ihnen gesehen, hätte sie sich nicht um ihre Familie und ihr Haus kümmern müssen, denn täglich schwoll der Strom der Flüchtlinge an, täglich klopften mehr Leute an die Türen der Reichen. Wie gerne hätte sie die armen Menschen hereingelassen, wäre da nicht übles Gesindel unterwegs gewesen, das die Gunst der Stunde nutzte, Flüchtlinge überfiel und Häuser plünderte, bis endlich eine Kohorte Soldaten eingriff und die Ordnung wiederherstellte. So konnte Amelia nichts anderes tun als zu warten und zu beten.
    Schließlich kehrte auch Cornelius heim und berichtete, dass ihre Stadtvilla zwar vom Brand verschont geblieben sei, aber dennoch schwere Rauchschäden davongetragen habe. Er würde umgehend den Bau einer neuen Villa veranlassen, in der Zwischenzeit wäre die Familie auf dem Lande sicher vor den Epidemien, die bereits in der verwüsteten Stadt wüteten.
    Es sollte fast ein Jahr dauern, bis sie endlich nach Rom zurückkehren konnten. Unterdessen hatte Amelia Nachricht von Rahel erhalten. Gott sei Dank sei ihr Haus ebenfalls verschont geblieben, und auch die meisten Mitglieder ihrer kleinen Christengemeinde hätten das Feuer ohne Schaden überstanden. Sie hätten ihre samstäglichen Zusammenkünfte wieder aufgenommen und würden Amelia in ihre Gebete einschließen. Da Cornelius die meiste Zeit in der Stadt verbrachte, versammelte Amelia ihre eigene kleine Gemeinde um sich, zu der auch ihre Familie und Sklaven eingeladen waren. Cornelia wollte damit nichts zu tun haben und zog sich, unter ihrer zweiten Schwangerschaft leidend, in ihren Sommerpavillon zurück. In der Zwischenzeit wurde Rom neu aufgebaut, und manch einer profitierte davon. Nero nahm private Unternehmer unter Vertrag, deren Schiffe den Schutt nach Ostia schafften und dort in den Sümpfen versenkten. Es gab viel zu tun, und Rom war erfüllt vom Klang der Münzen, die von einer Hand in die andere wechselten. Amelia begann sich über die zunehmend gute Laune ihres Mannes zu wundern. Bei jedem Besuch auf dem Landsitz versicherte er, dass sie durch den Wiederaufbau Roms unendlich reich würden. Es waren seine Schiffe, die das neue Baumaterial nach Rom schafften, denn er hatte die Weitsicht besessen, prahlte er, sich das Monopol über die Steinbrüche zu sichern. Als Amelia sich vor Augen rief, wie Cornelius darauf gedrängt hatte, dass die gesamte Familie aufs Land zog, stieg in ihr ein furchtbarer Verdacht auf: Hatte Cornelius etwa schon vorher von dem Großbrand gewusst?
    Dann kam endlich der Tag, an dem sie alle in die Stadt zurückkehren sollten. Und keiner war darüber glücklicher als Amelia.
    »Sie könnte gestohlen werden.« Cornelius blickte ärgerlich auf den blauen Stein, der so herausfordernd auf Amelias Brust funkelte.
    »Ein Dieb könnte sie dir vom Hals reißen. Du hättest die Halskette zu Hause lassen sollen, Amelia.«
    Sie antwortete mit dem stereotypen Satz: »Die Kette ist ein Geschenk von dir, und ich werde sie immer tragen.«
    »Dann verbirg sie wenigstens unter deiner Tunika.« Amelia tat nichts dergleichen.
    Sie waren in ihrer Sänfte vor dem großen Zirkus am Vatikanhügel angekommen. Es war ein großer Tag für den Kaiser, und ganz Rom war gekommen, ihn zu sehen. Amelia wäre lieber zu Hause geblieben, befürchtete jedoch, dass die kaiserliche Familie ihre Abwesenheit bemerken könnte. Außerdem gehörte ihr Gatte zu den Mäzenen der heutigen Vorstellung, sie konnte also unmöglich fernbleiben. Gladiatorenkämpfe oder Raubtierhatz gefielen ihr nicht besonders, aber sie würde den Tag schon irgendwie überstehen: Cornelius hatte ihr für morgen einen Besuch bei Rahel erlaubt. Sie waren erst seit knapp einer Woche wieder in Rom, und Amelia hatte noch keine Zeit gefunden, Kontakt mit ihren Freunden aufzunehmen.
    Wie Cornelius versprochen hatte, war ihre neue Villa auf dem Aventin noch geräumiger und luxuriöser als die alte, und Amelia hatte mit der Einrichtung alle Hände voll zu tun gehabt. Und dann hatte Cornelius angekündigt, dass Nero zum Dank an die Götter für die Wiedergeburt der Stadt Spiele ausrichten ließe.
    Unglaubliche Massen drängten und schoben sich durch die Gänge zu den ansteigenden Sitzreihen, von denen man in eine riesige Arena blickte. Aufgeregt und laut quetschten sich

Weitere Kostenlose Bücher