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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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das Kratzen und Rascheln tausender Spinnenbeine zu vernehmen, die sich Stück für Stück die Bäume emporarbeiteten und sich unaufhaltsam der Siedlung näherten. Ein Blick über den Rand der Plattform verriet den Ratsmitgliedern, dass die schwarz behaarten Biester bereits die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatten. Sie mussten sich beeilen, wollten sie ihre Habseligkeiten packen und sich vor Eintreffen der Spinnen in Sicherheit bringen.
    Solras wehrte sich mit Händen und Füßen, kratzte, biss, schrie und schlug um sich. Sie wollte Metaha nicht verlassen, die ihr wie eine Mutter war und ein neues, sicher geglaubtes Zuhause gewährt hatte. Metaha nahm sie in die Arme und redete beruhigend auf die junge Frau ein. Sie streichelte behutsam deren Kopf, bis sich die Verlustängste gelegt und sich die anfängliche Wut in Tränen aufgelöst hatten. Dann gab sie ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte:
    »Hab keine Angst, Solras. Die Naiki werden dich wie ihren wertvollsten Schatz behüten. Baijosto ist ein guter Mann und wird für dich sorgen«, sagte Metaha leise.
    Ruhig und gefasst wirkte die alte Hexe, als sie Solras noch ein letztes Mal fest an sich drückte und eine enge gedankliche Verbindung mit ihr einging. Die Lippen der alten Hexe zitterten, bewegten sich rasend schnell, während sie ein unverständliches Gemurmel an Solras weitergab. Erschöpft löste sie sich von ihrer Pflegetochter, bevor sie die schluchzende Mutter des Lesvaraq in die Obhut der flüchtenden Naiki übergab.
    »Gebt gut auf sie acht, meine Freunde«, rief Metaha den Naiki in einem letzten Gruß nach. »Sie trägt einen Teil uralten Wissens in sich. Helft ihr, das Wissen zu entdecken und für die Naiki einzusetzen.«
    Mit traurigen Augen winkten die Naiki, obwohl sie annahmen, die blinde Hexe könne den Abschiedsgruß nicht sehen. Aber Metaha nahm jede ihrer Bewegungen wahr, die sie schwermütig machten und sich drückend auf ihr altes Herz legten. Sie wusste, dass sie den dunklen Hirten aufhalten musste.
    »Lebe wohl, Solras«, flüsterte sie, für die Ohren der Scheidenden unhörbar, »lebt wohl meine Freunde. Ich wünsche euch eine blühende Zukunft.«
    Entschlossen trat Metaha an die Brüstung der Plattform und erwartete, bereit für ihren letzten Kampf, die Ankunft der ersten Spinnen.
    Aufgeregt rannte der weiße Schäfer in den heiligen Hallen der Saijkalrae auf und ab. Er fror, war außer sich vor Zorn und suchte sich ein schneeweißes, mit goldenen Sonnen, silbernen Monden und Sternen besticktes Gewand heraus, das er sich rasch überwarf, um seine Blöße zu bedecken.
    Das große Auge sollte ihm Aufschluss über den Aufenthaltsort seines Bruders geben. Außerdem hatte er vor, die Saijkalsan endlich zu sich zu rufen. Sie sollten kommen, ihn zu begrüßen und sein Erwachen gebührend mit ihm zu begehen. Er wollte aus ihrem Mund hören, was Saijrae veranlasst hatte, die heiligen Hallen zu verlassen und das Gleichgewicht zu verschieben. Er hatte große Mühe, die Saijkalsan zu erreichen, und wunderte sich, dass sie ihm nur widerwillig antworteten. Kallahan weigerte sich, dem Ruf zu folgen. Rajuru lehnte es ab, mit dem weißen Schäfer zu sprechen oder die heiligen Hallen jemals wieder aufzusuchen. Fallwas verweilte dank des Praisters Thezael längst unter den Schatten. Der Versuch, Sapius und Malidor zu erreichen, war ebenso wenig erfolgreich wie der Kontakt zu Quadalkar. Letzterer hatte sich genau wie Sapius und Malidor der freien Magie zu- und von den Saijkalrae abgewandt. Die Leibwächter Haisan und Hofna hingegen schienen zu weit entfernt, Saijkal zu hören und auf seinen Ruf zu antworten. Am Ende blieben nur zwei der einst zahlreich vertretenen Saijkalsan, die der Aufforderung Folge leisteten und den weißen Schäfer in den heiligen Hallen aufsuchten: Raalahard und Enymon, die beiden einäugigen Saijkalsan. Die zwei waren schon seit langer Zeit ein Paar und betrieben ihr Dasein als Diener der Saijkalrae eher aus dem Verborgenen heraus, um nicht entdeckt zu werden und sich nicht den Anfeindungen der Klan oder der Folter der Praisterschaft aussetzen zu müssen.
    Sie schienen wenig erfreut, den weißen Schäfer zu erblicken, als er in den heiligen Hallen vor sie trat und die beiden Saijkalsan eingehend musterte. Schlafend flößte er ihnen weniger Respekt ein als im wachen Zustand.
    »Wenigstens wurde mein Ruf von euch beiden Jammergestalten erhört«, begann der weiße Schäfer. Seine Stimme hallte wie Donner durch die heiligen

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