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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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geriet und abstürzte. Niemand konnte der Besatzung und den Schützen an Bord helfen. Eine Explosion hatte ein Loch in den Rumpf gerissen, aus dem Geschütze und Klan flogen. Das Begleitschiff war in eine Schieflage geraten, hatte sich einmal um die eigene Achse gedreht und mit dem Deck nach unten auf den Rücken gelegt.
    »Ausweichmanöver, alles festhalten«, brüllte Murhab, »Steuermann, hart Steuerbord!«
    Der Kapitän wollte vermeiden, dass sie mit dem außer Kontrolle geratenen Begleitschiff oder Wrackteilen kollidierten und selbst mit in die Tiefe gezogen wurden.
    »Zwei Schiffe«, brummte Murhab an Drolatol gewandt, »das ist nicht gut. Wir verlieren an Schlagkraft. Wenn wir noch ein Schiff verlieren, werden wir unser Heil in der Flucht versuchen und auf die Gewalt des Sturms vertrauen müssen.«
    Ein prüfender Blick über Bord gen Himmel zeigte ihm, dasses Zeit wurde, sich der Herausforderung zu stellen. Dunkle Wolken hatten sich zu einer mächtigen Faust aufgetürmt, die jeden Augenblick zuschlagen würde.
    »Ich übernehme, Steuermann«, sagte der Kapitän, »du bindest dich hinter mir fest und hältst dich bereit, falls ich deine Muskeln brauche, das Ruder zu bewegen.«
    Der Steuermann nickte stumm und tat wie ihm geheißen. Der Mann war furchtbar blass um die Lippen und machte einen erschöpften Eindruck auf den Kapitän. Aber er konnte ihn nicht ablösen lassen. Den Sturm musste er durchhalten wie sie alle. Blitze zuckten über den Himmel, gefolgt von dumpfem, wütendem Grollen. Der Wind frischte auf. Ein tosendes Heulen, als ob das nahende Ende aller Tage angekündigt wurde, dann brach das Unwetter mit einer Wucht über die Flotte herein, die selbst Murhab nicht erwartet hatte.
    »Bei den Kojos, wo hattest du dich bloß versteckt? Du wirst uns mit Haut und Haaren verschlingen, nicht wahr?« , dachte Murhab erschrocken.
    Es hatte keinen Zweck, Befehle zu erteilen oder die Männer und Frauen zu warnen. Sie würden sich selbst helfen müssen. Seine Rufe würden ungehört im Tosen des Windes untergehen. Aber er wusste, dass ein Teil der Mannschaft zu den Schatten stürzen würde, und er konnte nichts dagegen unternehmen.
    Innerhalb kürzester Zeit wurde es Nacht. Undurchdringliche Schwärze legte sich über die Schiffe und nahm allen die Sicht. Blind und taub musste sich die Flotte der Klan den über sie hereinbrechenden Urgewalten stellen, während sie noch immer von den Drachenchimären angegriffen wurde. Eisregen peitschte über die Schiffe, nahm Blut, Asche und Tränen mit sich und wusch die Decks sauber.
    Wie Nadelstiche stachen Regentropfen und Eiskörner auf der Haut. Der Kapitän hielt die Lider geschlossen, um seineAugen zu schützen. Er fragte sich, ob sein Gefühl und die Erfahrung ausreichten, das Luftschiff sicher durch diesen Sturm zu führen. Wenn die anderen Kapitäne klug waren, hatten sie ihre Schiffe auf Abstand gebracht.
    Vereinzelt drangen durch den Lärm Schreie und das Kreischen der Drachenchimären an das Ohr des Kapitäns. Aber irgendwann verstummte der Kampfeslärm und außer den Geräuschen des Gewitters war nichts mehr zu hören.
    Die Aeras Tamar wurde von den Kräften des Sturms wie ein Ball durch die Luft geschleudert, nach oben gezogen und wieder nach unten gedrückt, mal nach Steuerbord um die eigene Achse gedreht und dann wieder zurück. Murhab stemmte sich mit aller Macht gegen den Absturz. Kämpfte verbissen gegen schnell die Richtung und Stärke wechselnde Winde und Luftlöcher, die das Schiff in einen Strudel ziehen wollten. Er wusste nicht, ob er das Richtige tat, und verließ sich auf sein Gefühl. Aber er war in seinem Element, spürte die Bewegungen und wusste, wie und wann er das Steuer drehen musste, um auf Kurs zu bleiben.
    Das Luftschiff zuckte und zitterte, ächzte und stöhnte mit jeder Bewegung. Murhab öffnete die Augen einen Schlitzbreit, sodass er genug sehen konnte. Ein Mast brach, stürzte krachend auf das Oberdeck und wurde kurz danach mitsamt Segel und Seilen über Bord gerissen. Zwei Männer und eine Frau hatten sich an den Mast gebunden und versuchten verzweifelt, die sie fesselnden Stricke wieder zu lösen. Zu spät. Sie gingen mit über Bord.
    »Die Zeit der Trauer wird kommen, meine Freunde«, dachte Murhab, »aber nicht jetzt. Noch nicht. Ich muss das Luftschiff retten.«
    Am Ende seiner Kräfte rief der Kapitän den Steuermann an seine Seite. Aber der Mann war mitsamt des Geländers und der Kisten, an die er sich gebunden hatte, einfach

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