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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Leider müssen wir jetzt aufbrechen. Die Rachuren werden nicht warten, bis wir unsere Bäuche auch noch mit der Nachspeise kugelrund gefuttert haben.«
    »Dem schließe ich mich an. Ihr seid eine wunderbare Gastgeberin, Fürstin«, sagte Drolatol, »möge uns allen das Glück treu bleiben.«
    »Ich habe zu danken. Sollten wir siegen, feiern wir unseren Erfolg auf der Burg gemeinsam und mehr als gebührend. Dafür werde ich sorgen«, schloss Nihara die Runde.

    Murhab und Drolatol verabschiedeten sich von der Fürstin. Ein eigenartiges Gefühl beschlich die beiden Männer, als sie auf die Aeras Tamar zurückkehrten und sich sogleich in die Luft erhoben. Sie mussten nicht darüber reden, dass sie dasselbe dachten:
    »War dies unsere Henkersmahlzeit?«

    *

    Nalkaar erteilte den versammelten Todsängern letzte Anweisungen. Die Truppen der Rachuren waren bereit für den Aufbruch, warteten jedoch in sicherer Entfernung auf seinen Befehl. Madsick spielte sich auf seiner Flöte warm und die Kriegstrommler schlugen einen schweren, gleichmäßigen Takt. Nalkaar hob die Hand. Die Todsänger setzten sich in Bewegung. Sie rückten so weit zu den Verteidigungslinien vor, bis die ersten Schüsse aus den Schützengräben fielen.
    »Zu nah!«, rief Nalkaar. »Sofort zurück. Wir sind in Reichweite ihrer Geschütze.«
    Auf Nalkaars Zeichen zogen sich die Todsänger wieder zurück.Nicht weit, aber weit genug, um nicht mehr getroffen zu werden. Der Beschuss hörte auf. Das war das Zeichen für Nalkaar, dass sie ihre Position erreicht hatten. Aus den Innentaschen ihrer Kapuzenmäntel zogen die Todsänger Phiolen hervor. Als hätten sie die Prozedur gemeinsam einstudiert, nahmen sie gleichzeitig den Verschluss von den Phiolen und träufelten sich in gleich anmutenden Bewegungen nahezu synchron jeder einen Tropfen auf seinen wurmartigen, schwarzen Zungenstummel. Die Phiolen wurden wieder verschlossen und verschwanden in den Kapuzenmänteln.
    Wieder hob Nalkaar den Arm und stimmte den ersten, durchdringenden Ton an. Die übrigen Todsänger fielen in unterschiedlichen Stimm- und Tonlagen mit ein.
    Nalkaar nickte Madsick zu, der sofort die Flöte an seine Lippen führte und mit den ersten Takten zu spielen begann. Die Melodie hörte sich zunächst wie ein wunderschönes, trauriges Hirtenlied an. Das Lied eines einsamen Wanderers mit gebrochenem Herzen. Aber es veränderte sich plötzlich, wurde düsterer und war von vereinzelten disharmonischen Klängen durchzogen. Der Rhythmus war schleppend. Die Todsänger gaben der Melodie mit ihren verschiedenen Stimmen eine besondere Note. Die tiefen Bässe zogen sich mit einem langen gleichbleibenden Ton durch das Stück. Ähnlich verhielt es sich mit den hohen Stimmen. Lediglich Nalkaar, begleitet von Fürst Otevour, sang die Melodie, die ansonsten von der Flöte getragen wurde.
    Die Musik war ein unglaubliches Spektakel und ließ niemanden in Reichweite unberührt. Selbst Madsick, der einen ganz wesentlichen Teil zu der Wirkung beitrug und der ansonsten dank Nalkaars Hilfe gegen den Gesang gefeit war, durchlief ein kalter Schauer und seine Nackenhaare stellten sich auf.
    Nalkaar merkte sofort, dass sie das perfekte Lied geschaffen hatten. Das Lied der Seelen, vor dem es kein Entrinnen gab.Ein Lächeln umspielte seine Lippen und ein funkelnder Glanz trat in seine toten Augen. Er hatte sich selbst übertroffen und war am Ziel seiner Träume angelangt.
    »Endlich«, dachte er, »das ist es! Darauf habe ich eine halbe Ewigkeit hingearbeitet.«
    Schluchzen, Wehklagen und herzzereißende Schreie erklangen aus den Schützengräben vor ihnen. Nalkaar vernahm bitterliches Weinen. Die Feinde flehten um Erbarmen. Schon kletterten die ersten aus den Schützengräben nach vorne und fielen, die Hände gen Himmel gestreckt, vor Nalkaar und seinen Todsängern auf die Knie. Ihre Gesichter waren von Tränen überströmt. Speichel lief aus ihren Mündern. Ein Schütze hatte die Brust entblößt und deutete mit geschlossener Faust auf sein Herz. Ein anderer hämmerte seinen Kopf auf die Erde, bis er blutete und besinnungslos zusammenbrach.
    »Jammerndes, sabberndes Pack«, ging es Nalkaar durch den Kopf, » Nahrung für die Todsänger. Frischfleisch für die Rachuren. Wartet nur und hört brav zu, es wird nicht mehr lange dauern, dann wird euer Leiden zu Ende sein.«
    Aber plötzlich legte sich ein mächtiger Schatten über ihn und die Todsänger. Nalkaar blickte nach oben, ohne den sich stetig steigernden Gesang zu

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