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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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an der Grenze zum
Weltall hing. Das andere Ende war in Borquille, der Hauptstadt von
Sepekte, am Boden verankert.
    »Verdammt, du hast es also die ganze Zeit gewusst«,
bemerkte Fassin und nickte. »Eigentlich hätte ich es mir
denken können. Dir entgeht nicht viel, das war schon immer
so.«
    Taince war in jeder Beziehung zum Überflieger geworden. Sie
war nach einer makellosen Karriere bei den Streitkräften der
Navarchie für die Generalflotte auserwählt worden, eine der
höchsten Institutionen der Merkatoria, in die nur sehr wenige
Menschen jemals aufgenommen worden waren. Commander Taince Yarabokin
sah noch sehr jung aus, sie hatte sich gut gehalten.
    Das galt auch für die beiden Männer.
    Sal konnte sich trotz seiner vielfältigen Ausschweifungen die
allerbesten Behandlungen leisten, darunter vermutlich auch einige,
die nicht unbedingt legal waren, und so hätte ihm niemand
zugetraut, dass er seit Ilens Tod volle einhundertdrei Jahre
durchlebt hatte. Neuerdings ging sogar das Gerücht, er gedenke
sesshaft zu werden, als gehorsamer Sohn bei seinem Vater in die Lehre
zu gehen und sich im Unternehmen zu engagieren.
    Taince hatte jahrzehntelang knapp unter Lichtgeschwindigkeit die
Schiffe der Beyonder-Rebellen verfolgt und ihre Stützpunkte
angegriffen, und wer schnell kämpfte, der alterte langsam.
    Fassin war doch ins Familiengeschäft eingestiegen und
›Langsamen‹-Seher geworden. Auch er hatte Jahrzehnte in
gedehnter Zeit verbracht, um mit den Dwellern von Nasqueron
Gespräche zu führen und ihnen ganz allmählich
Informationen zu entlocken. Wie Saluus hatte er sich einige Jahre
lang ausgetobt und als ›junger Wilder‹ auf ’glantine,
Sepekte und darüber hinaus kein Abenteuer ausgelassen. Auf einer
nicht ganz so bildungslastigen ›Bildungsreise‹ hatte er
einige der bunteren Regionen der so genannten zivilisierten Galaxis
erkundet und dabei Geld und Illusionen verloren, an Gewicht zugelegt
und ein Quäntchen Weisheit gewonnen. Aber seine Exzesse hatten
sich vermutlich in kleinerem Rahmen und auf jeden Fall in engeren
zeitlichen Grenzen abgespielt als bei Sal. Er war relativ bald
ernüchtert und sehr viel ruhiger wieder nach Hause
zurückgekehrt, hatte die Ausbildung angetreten und war Seher
geworden.
    Zwar hatte er immer noch gelegentlich seine wilden Phasen, aber
sie waren weniger geworden und kamen in größeren
Abständen, wenn auch in den Augen seines Onkels Slovius immer
noch zu häufig.
    Es war ihm gelungen, selbst in den jahrtausendealten heiligen
Hallen der Seherschaft immer wieder für Aufruhr und
Empörung zu sorgen. In den letzten fünfzehnhundert Jahren
hatte man – unter Führung von Onkel Slovius –
virtuelle Trips dem direkten Kontakt zunehmend vorgezogen. Virtuelle
oder Fern-Trips wurden von einem klinisch reinen Komplex der
Seher-Fakultät auf Third Fury aus gesteuert, dem Mond, der im
nahen Orbit knapp über den Randzonen von Nasquerons dunstiger
Atmosphäre seine Bahn zog. Der Seher lag, streng überwacht,
im Tiefschlaf, hielt durch eine Kombination von hoch auflösenden
NMR-Scannern, Laserverbindungen, Kommunikationssatelliten und
notfalls auch durch ferngesteuerte mechanische Drohnen, die ihm
schmutzige oder gefährliche Arbeiten abnahmen, engen Kontakt mit
Dweller-Horden, -Schwärmen, -Schulen und -Individuen auf dem
Gasriesen und kommunizierte mit ihnen.
    Fassin hatte sich als Rädelsführer einer kleinen
Rebellion hervorgetan und bestand zusammen mit einer Hand voll
anderer junger Seher, Männer wie Frauen, darauf, sich in ein
enges pfeilspitzenförmiges Gasschiff zu zwängen,
Kiemenwasser einzuatmen und sich Röhren und Ventile in jede
größere Körperöffnung schieben zu lassen. Die
Rebellen wollten sich selbst und ihr Schicksal diesem Schiffchen
anvertrauen, das nur den Seher enthielt, Druck, Gift, Strahlung und
alles andere schluckte und ihn unmittelbar in die
Gasriesen-Atmosphäre brachte. Sie hofften, sich auf diese Weise
leichter den Respekt und das Vertrauen der Bewohner zu erwerben, ihre
Aufgabe besser zu erfüllen und mehr in Erfahrung bringen zu
können.
    Es hatte Todesfälle, Rückschläge, heftige
Diskussionen, Verbote und Streiks gegeben. Doch mit der Zeit hatten
sich die Jüngeren durchgesetzt, vor allem deshalb, weil ihre
Rohdaten umfangreicher und ihre Ergebnisse unbestreitbar besser
waren. (Unbestreitbar besser insofern, als sie allem Bisherigen
deutlich überlegen waren, aber nicht so viel besser, dass die
alte Garde nicht hätte behaupten können, so weit

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