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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Wasserdampf und heiße Seifenlauge gelöst hatte,
schnitt Hero ein weiteres Stück ab. Sie absolvierte ihre Doppelschicht, ohne
sich noch einmal den Finger zu stoßen. Dann, nachdem das Mittagsgeschirr
gespült, ihr Kittel vollständig von Essensresten und schmierigem
Spülmaschinendreck bedeckt war und ihre Haut vom Fett klebrig-golden glänzte,
sank sie mit einem frischen Eisbeutel für den Finger auf einen Stuhl an einem
der leeren runden Esstische in Holzoptik. Auch das durch die großen, längs
angeordneten Fenster einfallende Nachmittagslicht nahm einen fettig-goldenen
Ton an. Bald würde David hier sein.
    Zwischen den Schichten
hatte Küchenchef Spirodocus ihr einen steifen Umschlag in die Hand gedrückt.
Jetzt zog sie ihn aus der Tasche und war eigenartig aufgeregt, als sie die
perforierte Ecke knickte und abtrennte. Und da war er – ein grundehrlicher
Gehaltsscheck, ausgestellt auf den Namen Pella Therese Affenlight. Die
Regierung hatte gewisse Abgaben einbehalten: Sozialversicherung, Medicare,
Landes- und Bundessteuern. Sie beliefen sich auf 49,83 Dollar. Ihr erster direkter Beitrag in Sachen Müllabfuhr,
öffentliche Schulen, Instandhaltung von Straßen und Bibliotheken und dem Töten
von Menschen im Krieg.
    Sie starrte den Scheck
weiter an, obwohl es nicht viel zu sehen gab. David und sie hatten
normalerweise fürs Abendessen mehr ausgegeben. Aber es war nicht nichts,
besonders hier mitten im Nirgendwo, besonders da Kost und Logis frei waren. Und
es gehörte ihr. Ihren Vater würde sie nicht mehr um Geld bitten müssen. Sie
konnte sich davon Unterwäsche kaufen, um die zu ersetzen, die sie bei Mike
hatte liegen lassen.
    Sie musste duschen und
sich umziehen, denn David tauchte immer zu früh auf; stattdessen aber zapfte
sie sich eine Sprite aus dem Getränkespender und setzte sich wieder hin, um den
Scheck noch ein wenig zu bewundern. Den Ring verkaufen wollte sie immer noch,
aber das hier war besser. Wie Ismael sagt: Bezahlt werden –
was kann sich damit messen? Es war fast peinlich, wie stolz sie auf sich
war. Der Scheck bewies, dass sie in den vergangenen Wochen gelebt, dass sie
etwas erreicht hatte, wie unbedeutend es auch immer sein mochte. Das war der
Grund, warum die Menschen sich so abhängig davon machten, Geld zu verdienen,
selbst Geld, das sie gar nicht brauchten. So legitimierten sie sich selbst. So
behielten sie den Überblick.
    Küchenchef Spirodocus
kam mit seinen ergonomischen Clogs aus der Küche geklappert, schaute dabei
finster auf sein Klemmbrett. »Pella«, sagte er. »Du bist immer noch da.« Er
betonte es wie eine tiefe Einsicht, zu der sie womöglich selbst noch gar nicht
gekommen war.
    »Immer noch da.« Pella
ließ den Scheck mit der unversehrten Hand vom Tisch gleiten und klopfte mit
einer Ecke von unten gegen die Platte. Spirodocus setzte sich ihr gegenüber.
»Du solltest nach Hause gehen«, sagte er. »Du siehst müde aus.«
    Pellas Erfahrung nach
gab man auf diese Weise einer Frau zu verstehen, dass sie schlecht aussah, alt,
dass sie den Zenit bereits überschritten hatte. »Sie wollen sagen, dass ich
Ringe unter den Augen habe.«
    Spirodocus sah vom
Klemmbrett auf. »Ringe? Was für Ringe? Ich meine, du hast hart gearbeitet und
bist müde. Geh nach Hause. Trink mit deinem Freund ein Glas Wein.«
    »Mein Freund «, sagte Pella, »ist beim Baseballtraining.«
    Küchenchef Spirodocus
winkte mit seinen Wurstfingern ab. »Dann besorg dir einen neuen. Ein Mädchen
wie du kann sich aussuchen.« Er legte sein Brett zur Seite und sah sie ernst
an. »Du bist eine gute Angestellte«, sagte er, die Stimme gefühlsschwer.
    »Danke.«
    Er winkte erneut ab,
als wollte er die Beiläufigkeit ihrer Antwort wegwischen. »Hör zu. Du nimmst
die Küche ernst. Du polierst die Flecken von den Gläsern. Du glaubst, niemand
merkt es« – er tippte sich an die Schläfe, gleich neben dem Auge – »aber ich
merke es. Eine gute Angestellte.«
    Pella spürte, wie ihre
eigenen Augen feucht wurden. Was waren die Menschen doch für lächerliche
Kreaturen, dachte sie, oder vielleicht bin es ja nur ich: eine angeblich
intelligente Person, sich angeblich darüber bewusst, in welcher Weise Frauen
und Lohnarbeiter über Jahrhunderte hinweg geschunden worden sind – und mir
schnürt es vor Rührung den Hals zu, weil mir jemand sagt, ich könne gut
Geschirr spülen. »Danke«, sagte sie wieder, diesmal mit einer Aufrichtigkeit, die
an Spirodocus’ spielend heranreichte.
    Er stützte einen
Ellbogen auf den

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