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Kunstraub im Städel

Kunstraub im Städel

Titel: Kunstraub im Städel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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grau, um einen Panzerknacker in Lohn und Brot zu stellen?
    Sie vereinbarten, um drei Uhr nachts bei ihm auf dem Campingplatz aufzukreuzen, um das Ding durchzuziehen. Das sei statistisch erwiesen, dass der Mensch da sehr tief schläft.
    –

Drei Uhr nachts war natürlich keine Zeit, die auch nur entfernt mit Herrn Schweitzers Biorhythmus harmonierte. Demzufolge hatte er sich für seine Verhältnisse schon sehr früh Bettruhe verordnet.
    Der Wecker klingelte Viertel vor. Bei Kerzenschein zog er sich an. Es galt, so wenig wie möglich Aufsehen zu erregen. Mit aller ihm gebotenen Vorsicht öffnete er langsam die Tür des Bauwagens und trat in die Dunkelheit hinaus. Herr Schweitzer trug schwarze Klamotten, um mit der Nacht eins zu sein.
    Dann hockte er sich auf die behelfsmäßige Veranda und spähte zur mit nur einer schwachen Glühbirne beleuchteten Rezeption. Er sah es als Training für die Augen an, die beiden so schnell, wie es die menschliche Sehkraft zulässt, zu lokalisieren.
    Alles war ruhig. Nur hin und wieder war das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos zu hören. Straßenbahnen fuhren um diese Uhrzeit keine mehr. Bereits seit fünf Minuten fokussierte er den Eingangsbereich, dann starb er. Fast.
    Jemand klopfte ihm von hinten auf die Schulter. Von hinten! Herr Schweitzer wollte gerade einen Todesschrei ausstoßen, da wurde er von einer Hand daran gehindert. Sein erster Impuls war, sich loszureißen und wegzurennen. Doch dazu kam es nicht. Die Hand, die in einem schwarzen Lederhandschuh steckte, war enorm kräftig und hielt seinen Kopf mit eisernem Griff gefangen und drehte ihn langsam um. Ein leises „Pst“ begleitete diesen Vorgang.
    Dann erkannte er Marlon Smid. Hinter ihm stand Kurt, der Tresorknacker. Herr Schweitzer war heilfroh, doch noch dem Tode entronnen zu sein. Erst jetzt begann sein Herz wieder zu schlagen. „Wo zum Teufel kommt ihr denn her?“
    „Pst, nicht so laut. Die anderen schlafen. Die wollen wir doch nicht wecken, oder?“
    Natürlich nicht, dachte Herr Schweitzer.
    Marlon Smid erklärte es ihm: „Von da.“ Er deutete auf die Hecke hinter dem Bauwagen. „Oder denkst du, wir marschieren wie auf dem Silbertablett durch den Haupteingang?“
    „Äh … natürlich nicht. Wäre ja auch ziemlich blöd“, sagte Herr Schweitzer. Tunlichst verschwieg er, dass er nämlich genau das gedacht hatte.
    „So, wir gehen jetzt. Wo genau ist der Schuppen?“
    Er erklärte es ihm.
    „Du bleibst hier, ist klar“, sprach Marlon Smid mit einer Stimme, die es gewohnt war, Befehle zu erteilen.
    „Wieso denn das?“, wollte Herr Schweitzer wissen. Er war doch sehr überrascht von diese Wendung.
    Abrupt hielt der Meisterdetektiv in der Bewegung inne. „Weil … wenn wir plötzlich ganz schnell türmen müssen … Du …“ Smid musterte seinen Sachsenhäuser Kollegen von oben bis unten. „Du bist nicht schnell.“
    Die letzten vier Worte hatten Herrn Schweitzer den Wind aus den Segeln genommen. Du bist nicht schnell! Natürlich war er kein Armin Hary mehr, aber all seine Erfahrung – zählte das nichts?
    Marlon und Kurt pirschten ohne ihn durchs Gras davon. Herr Schweitzer war pikiert. Fast schon traumatisiert. Da war er nahe dran gewesen, Hand in Hand mit den ganz Großen der Zunft einen ganz spektakulären Coup zu landen, und dann wurde er ausgebootet. Ausgebootet wie ein blutiger Anfänger. Ich mag zwar nicht schnell sein, dachte er, nicht mehr so schnell wie früher, okay, da könnte was dran sein, aber ist das ein Grund, hier sinnlos seine Zeit auf dem Abstellgleis zu vergeuden? Jetzt, wo’s ans Eingemachte ging? „Mitnichten“, flüsterte er in die finstere Nacht hinein.
    Nachdem er die zwei Kollegen am Ziel wähnte, ließ der schwer Traumatisierte noch ein bisschen Zeit verstreichen, dann pirschte auch er, aufmüpfig wie er nun mal war, drauflos. Das hat man auch nicht allzu oft: Herr Schweitzer beim Anschleichen. Gut, es mag zwar sein, dass selbst sedierte Schlangen, die ja bekanntlich auf Erdvibrationen reagieren wie kein anderes Lebewesen, sofort in Alarmbereitschaft versetzt worden wären und ein großes Tohuwabohu ausgelöst hätten, doch nach menschlichem Ermessen war es einfach nur eine reife Leistung des Sachsenhäuser Detektivs, wie er sich katzengleich dem Schuppen Nummer 9 näherte.
    Herrn Schweitzers Versteck war ein Baum mit dickem Stamm, der eigens dafür gewachsen schien, auch mal etwas dickeren Bäuchen Sichtschutz zu gewähren. Fünf Meter bis zum Schuppen. Näher heran

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