Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
schmutzig, daß es schon wieder auffiel. Ich zumindest hatte es schon mal gesehen: bei dem Hausbrand, in der Nacht, als Hortensius Novus ums Leben kam. Das wiederum hieß, ich mußte auch Priscillus schon einmal gegenübergestanden haben, nämlich in jener Nacht, als er aus eben dieser Sänfte gesprungen war.
    So ein Geschäftsmann hat’s wirklich schwer. Kaum kann er sich eine wohlverdiente Verschnaufpause gönnen, nachdem er seinen Erzrivalen abgemurkst hat, schon muß er sich wieder ins Zeug legen, um das gramgebeugte Opfer einer Brandstiftung mit einem lukrativen Vertrag zu ködern …
    Wenn die Sänfte draußen stand, war Priscillus vermutlich doch im Haus. Aber ich zog ab, ohne mich weiter mit dem Personal anzulegen. Der Denkzettel, den ich dem Schreiberling verpaßt hatte, garantierte mir, daß der Kerl so schnell wie möglich zu seinem Herrn eilen und mich verpetzen würde. Ich konnte mich also darauf verlassen, daß Priscillus meine Nachricht erhielt.
    Vor dem Eingang erkannte ich gleich noch ein unliebsames Erinnerungsstück: Der da von seinem Maultier stieg, war niemand anderes als der pickelige Querulant, den ich zuletzt gesehen hatte, als er auf den alten Obsthändler in der Abakusstraße losgegangen war. Ich wappnete mich schon für einen Zweikampf, aber die kurzsichtige Wanze erkannte mich gar nicht wieder.
    Den Nachmittag vertrieb ich mir damit, im Tempel des Saturn die Bürgerlisten des Zensors und die Vermögensurkunden durchzugehen, die aus Sicherheitsgründen im Schatzamt aufbewahrt werden. Appius Priscillus, der schon seit langem den Status eines Freigelassenen besaß, gehörte zum Wählerstamm der Galerianer. Ein umfassender römischer Zensus war zwar längst überfällig, aber trotzdem hätte der Mann irgendwo in den staatlichen Archiven aufgeführt sein müssen. Allein, er hatte es tatsächlich fertiggebracht, seine Existenz vor den Behörden zu verheimlichen. Was mich nicht überraschte.
    Ich hatte es eiliger als sonst, nach Hause zu kommen. Das lag weniger an dem bitteren Nachgeschmack der Recherchen in Sachen Priscillus als an einem gewissen Lächeln, von dem ich in den eigenen vier Wänden empfangen zu werden hoffte.
    Sie war ausgegangen. Das ließ sich zur Not noch hinnehmen. Ich würde sie ja doch gelegentlich von der Leine lassen müssen, schon damit Skeptiker nicht auf den Gedanken verfielen, ich hätte sie als Geisel genommen, um Lösegeld zu erpressen.
    Die Wohnung machte ganz den Eindruck, als wäre der Vormittag recht abenteuerlich verlaufen. Severina hatte mir versichert, ihr Papagei sei stubenrein, was aber anscheinend nichts anderes bedeutete, als daß Chloe darauf dressiert war, Haushaltsgegenstände zu fressen. Schnabelspuren verunzierten etliche Türrahmen und fanden sich auch auf einer zerbrochenen Schüssel im Abfalleimer. Irgend jemand – und mein Verdacht fiel nicht unbedingt auf Helena – hatte blindwütig meinen Bürostuhl attackiert und ein Bein zur Hälfte durchgebissen. Mittlerweile war auch der Papagei verschwunden.
    Helena hatte mir eine Liste mit den Sprüchen des Vogels nebst eigenen scharfsinnigen Kommentaren hingelegt:
    Chloe ist ein kluges Mädchen. (Fragwürdig. H.)
    Kurzwaren.
    Wo bleibt mein Abendbrot?
    Komm, wir gehen feiern!
    Zwei Eier im Körbchen. (Ist das ordinär? H.)
    Drei Obszönitäten. (Die ich mich weigere, aufzuschreiben. H.)
    Chloe, Chloe, Chloe. Chloe ist ein braves Mädchen.
    Bin bei Maia; mitsamt deinem dummen Vogel.
     
    Die letzte Zeile verwirrte mich, bis ich die steile Krakelschrift erkannte. Meine Schwester Maia hatte sich einen Scherz mit mir erlaubt.
    Ziemlich verärgert machte ich mich auf den Weg zu Maias Wohnung; es sollte doch niemand erfahren, daß Helena bei mir eingezogen war! Aber ich hätte mir ausrechnen können, daß meine Familie nach diesem aufregenden Fischsouper wiederkommen würde, auf der Suche nach Skandalgeschichten und Essensresten.
    Helena und meine Schwester hatten es sich auf Maias Sonnenterrasse gemütlich gemacht. Ein ganzes Sortiment leerer Teller, Schüsseln und Pfefferminzteegläser verschandelte die steinerne Brüstung und die Ränder von Maias Blumentrögen. Weder Maia noch Helena rafften sich dazu auf, mir etwas anzubieten. Bestimmt hatten sie den ganzen Nachmittag über schnabuliert und waren nun so genudelt, daß sie sich nicht mehr rühren konnten.
    Helena hielt mir die Wange hin, und ich hauchte einen Kuß darauf. Maia schaute weg. Unsere Förmlichkeit schien sie mehr zu genieren, als eine

Weitere Kostenlose Bücher