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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ein Kautionspreller wäre.
    Mama war völlig aufgelöst. Mich fuchste am meisten, daß man mich vor meinem Bankier als unsicheren Kantonisten hingestellt hatte. Dergestalt meine künftige Kreditwürdigkeit zu untergraben war nun wirklich ein gemeiner Trick.
    Als ich meine Mutter endlich beruhigt hatte, war ich selbst trostbedürftig, also machte ich mich auf zur Porta Capena. Wieder Pech: Helena war zwar zu Hause, aber die Hälfte ihrer betuchten Camillus-Verwandten auch; der Senator gab ein Fest zu Ehren einer steinalten Tante, die Geburtstag hatte. Der Pförtner, der an meinem saloppen Aufzug sah, daß ich nicht zu den Glücklichen gehörte, die eingeladen waren, ließ mich bloß rein, weil er sich den Spaß machen wollte, zuzusehen, wie seine Herrschaft mich wieder an die Luft setzte.
    Helena trat aus einem Empfangssalon; getragene Flötentöne wehten ihr hinterdrein, bis sie die Tür schloß.
    »Tut mir leid, wenn ich ungelegen komme …«
    »Es ist schon fast ein Ereignis«, versetzte Helena kühl, »wenn du dich überhaupt mal hier blicken läßt!«
    Das ließ sich gar nicht gut an. Der Vormittag bei Severina hatte mir den Appetit auf neckisches Geplänkel verdorben. Ich war müde; ich wollte getröstet und betüttelt werden. Statt dessen warf Helena mir vor, daß man mich zu dem Fest hätte einladen können, wäre ich nur am Abend zuvor bei der Hand gewesen, als ihr Vater die Vorbereitungen traf. Abgesehen von der Ahnung, daß Camillus Verus sympathischerweise den Geburtstag seines Tantchens offenbar bis zur letzten Minute verdrängt hatte, kriegte ich auch einen Eindruck davon, wie peinlich es für Helena gewesen war, nicht sagen zu können, wann (falls überhaupt) sie ihren wankelmütigen Kavalier wiedersehen würde …
    »Helena, mein Herz«, flehte ich unterwürfig, »du bist bei mir, wo immer ich auch bin …«
    »Billige Sophisterei, weiter nichts!«
    »Billig bedeutet einfach und schlicht – einfach und schlicht wie die Wahrheit!«
    Billig hieß schlicht und einfach unglaubwürdig. Sie verschränkte die Arme. »Falco, als Frau bin ich’s gewohnt, daß meine Treue für selbstverständlich genommen wird. Ich weiß, daß ich geduldig zu warten habe, bis du dich heimtrollst – betrunken oder verletzt oder beides …«
    Ich verschränkte die Arme, wie man das so macht, und dabei ganz unbewußt Helena nachahmend. Zum Vorschein kam der gräßliche blaue Fleck knapp unter einem Ellbogen. »Helena, ich bin nicht betrunken!«
    »Aber du hast Prügel bezogen!«
    »Mir fehlt nichts. Bitte, wir wollen jetzt nicht streiten. Ich stecke bis über beide Ohren in dem neuen Fall, und ich brauche all meine Kraft, um damit klarzukommen …«
    »Oh, wie konnte ich’s nur vergessen: Du bist ja ein Mann! « höhnte sie. »Und Männer vertragen nun mal keine Kritik!«
    Mitunter habe ich mich schon gefragt, wie ich mich nur in so einen ausgewachsenen Zankteufel ohne jedes Gespür für angemessenes Timing verlieben konnte. Da ich außer Dienst und folglich nicht sehr auf der Hut war, gestattete ich mir eine diesbezügliche Bemerkung, gefolgt von einer rhetorisch glänzenden Beschreibung der vorwitzigen Zunge des Fräuleins, ihres hitzigen Temperaments – und ihres beklagenswerten Mangels an Vertrauen zu mir.
    Kurzes Schweigen, und dann: »Marcus, sag mir, wo du gewesen bist.«
    »Auf Tuchfühlung mit der Kupfervenus von diesem Hortensius.«
    »Ja.« Helena nickte traurig. »Das dachte ich mir.«
    Nach ihrem Ton zu schließen, hatte sie ihren Moralischen. Ich sah sie mir genauer an: Zu Helenas Vorstellung vom Trübsalblasen gehörten ein flammend rotes Gewand, eine wie ein Hyazinthenkranz ins Haar geflochtene Glasperlenschnur und das beherzt-vergnügte Bad in der Menge. Ich wollte mich eben mit einer gesalzenen Neckerei revanchieren, als ein junger Mann aus dem Festsaal trat.
    Dem Geburtstag der Senatorentante zu Ehren trug er eine Toga, neben deren flauschigem Flor sich meine abgewetzte Werktagstunika besonders schäbig ausnahm. Auf seinem flotten Haarschnitt thronte ein schimmernder Kranz. Er hatte jene ausgeprägten aristokratischen Gesichtszüge, auf die die meisten Frauen fliegen, auch wenn eigentlich nichts weiter dahintersteckt als himmelschreiende Arroganz.
    Er nahm an, daß Helena uns einander vorstellen würde. Ich wußte es besser; sie war zu verärgert über meinen unerwünschten Auftritt. Ich grinste ihn jovial an. »’n Abend. Gehören Sie zur Familie, ja?«
    »Ein Freund meiner Brüder«, warf Helena ein, die

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