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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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»Schlaf wie eine Leiche.«
    »Was?«
    »Ebene D. Fantastische Kopfkissen.«
    »Großartig. Danke.« Ich knalle die Tür zu, bevor er noch etwas sagen kann.
    Ich öffne die Textnachricht. Da fällt mir ein: Wie kann der Akku so lange geladen bleiben? Noch so ein Rätsel. Genau wie die Tatsache, dass ich soeben eine Luxuswohnung umsonst bekommen habe.
    Wie schon gesagt: Nichts ist umsonst.
    »Egal.«
    Ich lese die SMS. Na, Hallo, Rhoda. Aber dein Haar. Schätzchen. Das geht doch gar nicht oder?
    Dan hatte nie ein Problem mit deinem Haar .
    »Halt die Klappe.« Ich führe schon wieder Selbstgespräche. Das muss aufhören. Aber die Stimme hat recht. Ich werde Dan ganz bestimmt nicht finden, wenn ich nur hier herumhänge.
    Ich schaue in beide Richtungen, um mich zu vergewissern, dass das Riesenkinn nirgends in Sichtweite ist, dann gehe ich den Korridor entlang in Richtung Einkaufszentrum. Die Türen der anderen Wohnungen erstrecken sich bis in weite Ferne, wie die Zimmerfluchten in einem Hotel. Ich bleibe vor zwei oder drei Türen stehen, um zu lauschen, höre aber nichts. Die Bewohner sind wahrscheinlich alle im Einkaufszentrum. Shoppen bis zum Umfallen.
    Du meinst wohl: Shoppen, bis sie tot umfallen .
    Als ich das Ende des Gangs erreiche, springt ein abgemagerter Kerl in einem dieser Admiralskostüme hinter einem Pförtnerpult auf und beeilt sich, mir die Glastüren, die zum Einkaufszentrum führen, aufzuhalten. »Ich wünsche Ihnen ein Top-Einkaufserlebnis, Ma’am«, sagt er.
    »Danke«, erwidere ich.
    »Und darf ich hinzufügen, dass bei Corpsicle heute ein Sonderverkauf stattfindet?«
    »Danke für den Tipp.«
    »Beeilen Sie sich lieber. Sonst verpassen Sie ihn noch!«
    Ich zögere. »Arbeiten Sie hier schon lange?«
    »In der Tat«, antwortet er stolz. »Seit der Schule.«
    »Kannten Sie die Person, die in ...« Verdammt, ich habe die Nummer meiner Wohnung vergessen!
    401.
    »Genau. Die in 401 gewohnt hat? Den Shopper, der vor mir dort gewohnt hat – kannten Sie ihn oder sie?«
    »Shopper De Nooy? Natürlich kannte ich ihn. Ich kenne alle Shopper, Ma’am.«
    »Was ist aus ihm geworden? War er krank oder alt oder so was? Ist er ausgezogen?«
    Er lacht in sich hinein. »Ausgezogen? Ihre Ausdrucksweise ist interessant, wenn ich das sagen darf, Ma’am.« Er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wenn mich nicht alles täuscht, wurde er um Null-Neun-Siebzig recycelt. Gibt es ein Problem mit Ihrer neuen Wohnung? Ich kann das Management informieren, wenn etwas nicht stimmt.«
    »Kein Problem. Alles in Ordnung.«
    Ich nicke ihm zu und eile davon. Ich will gar nicht mehr darüber wissen.
    Feigling .
    Es dauert eine Weile, bis ich mich zurechtfinde. Als ich der Maklerin zum Wohnblock gefolgt bin, habe ich nicht auf den Weg geachtet. Ich beschließe, zu den Rolltreppen zu gehen und mich dort zu orientieren. Zwei Frauen mittleren Alters in Teenagerklamotten kommen mir entgegen. Sie treten zur Seite, um mich vorbeizulassen. Die eine hat sich in dem vergeblichen Versuch, ihre Falten zu glätten, Frischhaltefolie um den Hals gewickelt, und ihre Freundin hat etwas Seltsames mit ihrer Nase angestellt – ihre Nasenlöcher sehen aus wie abgedichtet. Sie lächeln mich bewundernd an, als ich vorbeigehe.
    »Hi«, sagt Frischhaltefolie zu mir, und ihre Freundin keucht und stößt sie in die Seite.
    »Ich fasse es nicht ... du hast mit einem Shopper gesprochen!«, verfolgt mich das Flüstern durch die Passage. »Ist sie nicht wunderschön?«
    Daran könnte ich mich gewöhnen.
    Ich lehne mich an meinem Tisch zurück und nehme einen tiefen Zug von der türkischen Zigarette. Ich habe mir ein Päckchen bei Emfyseema geholt, nachdem ich beim Schlussverkauf bei Jean-Pool gewesen bin. Das Bild auf der Zigarettenschachtel ist fast schon absurd plastisch: ein Mann, der in einem Krankenhausbett liegt, beide Beine blutig amputiert, aber wen kümmert’s?
    Mich nicht.
    Meine Füße bringen mich um – ich habe mich noch nicht an die hohen Absätze der Stiefel gewöhnt – und meine Arme schmerzen vom Gewicht der Einkaufstaschen, die ich mit mir herumschleppe. Aber es ist eine andere Art von Schmerz, ein befriedigender Schmerz, so, als hätte ich etwas geleistet. Was ich ja wohl auch habe. Wer hätte gedacht, dass ich so ein Naturtalent im Shoppen bin?
    Ich nippe an meinem Champagner und gehe im Geiste meine Anschaffungen durch. Keine schlechte Ausbeute. Praktisch eine komplett neue Garderobe, dazu das Wasserbett, die Ziegenleder-Couchgarnitur

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