Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
haben, aber ich kann mich nicht daran erinnern, was. Der Serviceverstärker wird mir helfen, die richtigen Worte zu finden.
Die Shopperin sieht mich an und legt den Stift wieder hin. Sie schüttelt den Kopf, als wollte sie einen Fremdkörper aus ihrem Ohr entfernen. Verflixt, ich verliere sie. Das Management wäre so stolz auf mich, wenn ich an meinem ersten Tag einen Vertrag mit einem Shopper an Land ziehen könnte. Aber jetzt habe ich etwas Missachtendes getan und verliere sie.
»Ma’am, sind Sie mit meinem Service unzufrieden? Ich werde mich mehr bemühen. Ich kann Sie auch an einen Kundendienstmitarbeiter weiterleiten, der mehr Ihren Bedürfnissen entspricht.«
»... ffgsak dghjcoo msbudgscx ...« Die Shopperin schüttelt den Kopf, dreht sich um und geht. Rhoda. Ich bin’s, Dan. Hilf mir!
Verflixt! Ich habe sie verloren. So nah dran. So verflixt nah.
Mein Handy piept. Die Nachricht enthält den Code für meine 30-Momente-Speisenpause. Ich kopiere sie von meinem Handy auf die Fußmanschette und steh nicht herum wie ein Idiot. Du hast Pause. Geh und such Rhoda ich weiß nicht so recht, ob ich mich ausklicken soll. Es gilt als sehr missachtend, die Kasse zu verlassen, wenn man Kassenschicht hat. Wenn ich hart genug arbeite, wenn ich ein paar Verträge mit Shoppern abschließe und hochprozentige Verkaufszahlen schaffe, komme ich vielleicht in eine andere Schicht und darf die Auslagen bestücken. Wie lange es wohl dauert, bis ich so weit bin? Das ist doch ein Ziel, auf das es sich hinzuarbeiten lohnt! Wie spannend es wird, wenn Halt endlich die Klappe, verdammt! Beweg dich! Wenn du Rhoda jetzt verlierst, hast du deine letzte Chance verspielt.
Gordon kommt, um mich während meiner Speisenpause abzulösen.
»Du hast Pause, Darnil.« Ich bewundere seinen Anzug und die gepflegte Frisur, als er mit mir spricht.
»Oh. Ich war nicht sicher, was ich ... Ich wollte nicht missachtend ...«
»Ihr Braunen seid wirklich ein Krampf. Es ist Missachtung, nicht zur Pause zu gehen. Weg mit dir. Du hast nur noch 28 Momente!«
»Okay, danke.« Ich erinnere mich wieder daran, wie man seine Beine bewegt. Ich bin so froh, dass ich derart hilfsbereite Kollegen habe. Der erste Tag an meinem neuen Arbeitsplatz macht mich wirklich glücklich.
Ich tippe den Rest des Codes ein und klicke mich aus und plötzlich höre ich wieder diese Stimmen in meinem Kopf. Sie verwirren mich. Ich sollte mir Speisen beschaffen, aber ich weiß nicht, was es diese Woche für die Wertmarken gibt. Soll ich mir ein Daniel! Um Himmels willen! Die Zeit läuft dir davon. Finde Rhoda!
Ich reibe über meine Penetrationswunde. Die ist neu. Meine Finger sind blutig, als ich sie zurückziehe. Was zum Teufel ist das an meinem Hals? Wo bin ich? Wo ist Rhoda?
Ich versuche, mich im Laden zu orientieren, als brennende Schmerzen durch meinen Nacken schießen. Ich wirble herum.
»Rhoda?« Sie trägt einen lächerlichen grünen Minirock und eine Lederjacke. Ihr übertriebenes Make-up betont die Brandnarbe in ihrem Gesicht. Sie sieht aus wie jemand, der sich auf der Oxford Road verkauft. Nicht dass das unbedingt etwas Schlechtes wäre. Ihre Beine sind dünn und sehr lang, der Minirock sehr kurz. Was für eine wunderschöne Shopperin, und sie hat mich am Hals gekratzt! Meine neuen Kollegen werden ja so was von ...
Klatsch . Ihre Ohrfeige bringt mich zur Besinnung. »Mein Gott, Rhoda, was haben sie mit dir gemacht?« Wir stehen in der Grußkartenabteilung. ›Herzlichen Glückwunsch zu deiner Krankheit‹ verkündet eine Karte in lavendelfarbener Schreibschrift. ›Lass mich dein Implantat sein‹ steht auf einer anderen.
»Das könnte ich dich auch fragen. Was zur Hölle hast du ...?« Sie verstummt mitten in ihrem Geschimpfe. Es ist verwirrend, diese aufreizend gekleidete Frau mit Rhodas Stimme reden zu hören. »Dafür ist jetzt keine Zeit. Wir müssen hier raus.«
»Raus?«, frage ich. Sie holt wieder aus, aber ich hebe abwehrend die Hände. »Nein, nein. Ich bin im Moment ich selbst. Ich bin voll da. Versprochen. Was ich meinte, ist: Hast du einen Weg nach draußen gefunden?« Ich mustere sie von oben bis unten. »Und warum bist du noch hier?«
»Man kann hier niemandem trauen. Nicht mal sich selbst. Es gibt drei Möglichkeiten, und alle sind eine Falle. Wir müssen die vierte finden.«
»Ich verstehe nicht. Was für drei Möglichkeiten? Wo bist du gewesen?« Es gibt zu viele Fragen. Mein Selbst ist so unstet wie Ebbe und Flut – im einen Moment bin ich ich,
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