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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Damast bespannt, der Boden kahl, mit zwei gepolsterten Bänken in der Mitte.
    Und dann waren da die Bilder.
    Es war nur eine Handvoll, doch hoben sie sich wie kostbare Juwelen von dem gemusterten roten Tuch ab. Die Tafeln waren mit schweren Rahmen gerahmt und glänzten durch Blattgold und gemahlenem Lapislazuli, Materialien, die fast dreihundert Jahre zuvor für höchste Kunstfertigkeit standen. Es waren ernste Bilder von düster-feierlichen Heiligen und Madonnen. Doch jedes strahlte eine solche Intensität, eine solche Leidenschaft aus, dass es fast unmöglich war, den Blick davon abzuwenden.
    „Sehen Sie nur, John. Oh sehen Sie nur!“, flüsterte Mary ehrfürchtig, als sie vor dem größten der Bilder stand. „Es könnte der Zwilling meines Engels sein.“
    „Tatsächlich.“ John stellte sich neben sie. Dieses Gemälde bestand in Wirklichkeit aus drei Bildern: einer stehenden Madonna auf der mittleren, größten Tafel, flankiert von zwei kleineren Bildern des Heiligen Johannes und des Heiligen Markus. Auf allen Bildern schwebten im Hintergrund schützend drei Engel. Gotische Spitzbögen krönten die Tafeln, die miteinander verbunden waren, sodass sie entweder allein stehen oder an einer Wand aufgehängt werden konnten, auseinandergefächert, wie die vielfarbigen Schwingen der Engel selbst.
    „Aber schauen Sie nur, John, wirklich, schauen Sie, hier, dieses Gesicht!“ Aufgeregt zeichnete sie vor dem gemalten Kopf eines der Engel ein Viereck in die Luft.„Es ist im gleichen Winkel gemalt, mit der gleichen Haltung. Die Unebenheit auf dem Nasenrücken, die Art, wie die Locken gemalt sind, selbst das gesprenkelte Muster des Heiligenscheins. Es ist genauso wie bei meinem Schutzengel, John, ganz genauso!“
    „Hier steht der Name des Malers“, sagte John und beugte sich vor, um die kleine gemalte Plakette unten am Rahmen zu lesen. „‚Fra Pacifico‘. Bruder Friede. Kein Name, der mir bekannt ist.“
    „Mir auch nicht“, meinte Mary und starrte immer noch auf den Engel. „Aber ich kann mehr darüber herausfinden, wenn wir erst einmal in Italien sind. Dennoch, wenn man bedenkt, wie viel Zeit seither vergangen ist, dann könnten dieses Bild und meines die einzigen Bilder des Mannes sein, die überdauert haben.“
    „Ich vermute, Ihres war auch einmal ein Triptychon“, sagte John. „Die anderen Teile müssen abgetrennt, in andere Rahmen gefasst und dann an einzelne Sammler verkauft worden sein.“
    „Aber warum sollte jemand so etwas tun?“, fragte sie. „Das ganze Gemälde zerstören, indem man es in Stücke bricht?“
    „Gewinn, meine Liebe. Es geht immer nur um Gewinn.“ Er sah über die Schulter nach ihrem Führer. Gervais stand neben der Tür. Im Kampf gegen die Schläfrigkeit sank sein Kopf immer mehr nach vorne. Selbst wenn er ihre auf Englisch geführte Unterhaltung hätte verstehen können, wäre er bereits nicht mehr wach genug gewesen, um sich später noch an sie zu erinnern.
    John betrachtete erneut das Bild und versuchte die Chiffre zu entschlüsseln, die der Maler vor langer Zeit vielleicht darin versteckt hatte.
    „Es gleicht einem Rätsel, nicht wahr?“, sagte er. „Wir haben einen Teil der Lösung – das ist Ihr Engel –, und jetzt haben wir diesen Teil hier, der uns Hinweise darauf gibt, wie wohl der Rest aussehen könnte.“
    Mary nickte eifrig. „Ein Bild könnte die Kopie des anderen sein. Doch ich vermute eher, dass der Künstler einfach die gleiche Komposition und das gleiche Arrangement für ein anderes Bild benutzte. Wenn er damit bereits einen Auftraggeber zufrieden gestellt hatte, warum nicht auch einen anderen?“
    „In London macht man es heutzutage sicher oft so“, erwiderte John nachdenklich. „Die Köpfe wie vieler Damen sind wohl schon auf dem Körper von Königin Charlotte platziert worden?“
    „Genau“, stimmte Mary ihm zu, ihre Augen glänzten vor Begeisterung. „Diese kleinen Figuren hier, der Mann und die Frau, die ihre ausgefallene Kleidung und ihre Juwelen zur Schau stellen, sind wahrscheinlich die Auftraggeber. Der Heilige Markus und der Heilige Johannes müssen ihre Namenspatrone sein. Und während die Kunden sich durch den Auftrag eines so großzügigen Altarstücks ihren Anteil an der Gunst des Himmels sicherten, konnten all die anderen in ihrer Pfarrkirche gar nicht anders, als jedes Mal, wenn sie sich vor den Bildern zum Beten niederknieten, ihre Juwelen und seidenen Kopfputz zu bewundern. So kann man sich auf einen Streich um seine Interessen

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