Land der Sehnsucht (German Edition)
Schulter gelegt und ihr Körper schmiegte sich warm an ihn. Er war versucht, weiter in die Nacht hineinzufahren. Sein Rücken und seine Schultermuskeln schmerzten von den vielen Meilen auf den unwegsamen Straßen und weil er in der letzten Stunde ganz still sitzen geblieben war, um sie nicht zu wecken.
Die Stille der Nacht legte sich wie ein Kokon um sie beide. Es war erst kurz nach einundzwanzig Uhr, aber die Stadt war ungewöhnlich ruhig. Während das schwache Murmeln des Fountain Creek die Stille durchbrach, erinnerte sich Jack daran, was Jonathan McCutchens ihm im letzten Sommer über diese Stadt gesagt hatte. Ohne McCutchens’ Empfehlung wäre er nie an diesen Ort gekommen. Er schuldete diesem Mann seinen Dank und beschloss, dass er bei nächster Gelegenheit das Ufer des Fountain Creek und sein Grab aufsuchen würde.
Véronique seufzte leise im Schlaf. Jack streichelte sanft ihr Haar und ließ seine Hand dann auf ihrem Kopf liegen. Wenn dieser Frau heute irgendetwas zugestoßen wäre, irgendetwas von den unzähligen furchtbaren Dingen, die ihm in den vergangenen Stunden wiederholt durch den Kopf gegangen waren, hätte er damit nur sehr schwer leben können.
Sie hatte in Bergbaulagern nichts verloren. Sie zog viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Sie war auf eine Weise naiv, die sie und auch ihn leicht in Schwierigkeiten bringen konnte. Er sollte ihr nicht erlauben, ihn weiterhin zu begleiten. Doch er wusste, dass er das dennoch tun würde.
Denn wenn er sie nicht mitkommen ließe, wäre sie eigensinnig genug, jemand anderen zu finden, der sie dorthin brächte. Und Jack war sicher, dass die meisten Männer in diesem Territorium nicht unbedingt ihre Sicherheit im Sinn hatten. Ganz im Gegenteil.
Während er sie jetzt anschaute, ohne befürchten zu müssen, dabei ertappt zu werden, wanderte sein Blick zu ihrem Mund. Selbst im Schlaf sahen ihre Lippen aus, als würde sie leicht lächeln. Wie konnten Lippen, die so weich, so zart aussahen, Worte mit so tödlicher Zielgenauigkeit ausstoßen? Bei dem Gedanken daran musste er lächeln. Er erlaubte sich, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, diese Lippen zu küssen, und wie sie schmecken würden. Aber solche Gedanken weckten nur Sehnsüchte in ihm, die er am besten ruhen lassen sollte. Um ihretwillen und auch um seinetwillen.
Er rüttelte sie sanft wach.
Sie bewegte sich neben ihm. „Sind wir zu Hause, Jack?“ Sie streckte sich und schlug die Augen auf. Plötzlich weitete sich ihr Blick und ihre Miene wurde scheu. Sie strich verlegen den Saum der Bergarbeiterjacke glatt und rückte von ihm ab.
Ihre Reaktion überraschte ihn nicht. „Ja, wir sind zu Hause … Vernie.“
Er grinste, als sie sich leicht verärgert aufrichtete. Ihre Brauen zogen sich fragend nach oben. Er hatte genug Zeit gehabt, die Szene in der Crêpeshütte heute Nachmittag Revue passieren zu lassen, und erinnerte sich, wie der Fremde sie angesprochen hatte.
Sie legte den Kopf auf eine Seite, als wollte sie ihm damit sagen, dass sie sich erinnerte, woher der Name kam. „Mir ist mein richtiger Name lieber, Monsieur.“
Jacks Lächeln vertiefte sich, während er ihr aus dem Wagen half. „Ich werde versuchen, daran zu denken, Madam.“
Sie schlüpfte aus der Jacke und reichte sie ihm. „Merci für die Jacke“, flüsterte sie und hielt sich eine Hand vor ihren gähnenden Mund.
Er öffnete die Tür zum Hotel und wartete, bis sie eingetreten war, dann stellte er ihre Tasche neben das Empfangspult. Er hörte Mr Bairds Stimme im Büro.
Véronique blieb an der Treppe stehen, eine Hand auf das Geländer gelegt. Sie sah ihn an. „Versuch bitte wirklich, daran zu denken … Jack.“ Sie sprach seinen Namen mit einer besonderen Betonung aus. „Denn ich habe nie viel von Spitznamen gehalten.“ Ihre Stimme klang schläfrig, aber ihr Tonfall war ernst.
Jack salutierte grinsend. „Genau das reizt mich, diesen Namen erst recht zu benutzen … Vernie.“ Er schloss die Tür hinter sich, bevor sie etwas erwidern konnte.
Kapitel 23
„ Ich fürchte, dieses Land steht nicht zum Verkauf, Mr Brennan. Wenigstens nicht auf dem normalen Weg des Landerwerbs.“ Mr Clayton erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und trat an das große Fenster, das einen Blick auf die belebte Hauptstraße von Willow Springs bot.
Jack, der auf der anderen Schreibtischseite saß, schaute ihn gleichzeitig verwirrt und enttäuscht an. Er hatte so große Hoffnungen gehabt, dass er das Land kaufen könnte. „Was heißt das, Sir?
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