Land der Sehnsucht (German Edition)
Wort, das sie diese Woche gelernt hatte. Ein Wort, das nicht in ihrem kleinen Buch stand.
Als Lilly ihr Essen brachte, hatte sie auch eine Portion für Jack dabei. Während sie aßen, staunte Véronique darüber, mit welcher Ungezwungenheit sie sich unterhielten und miteinander lachten. Es war, als hätte sie einen neuen Christophe gefunden. Aber Christophe Charvet hatte in ihr nie das ausgelöst, was Jack Brennan in ihr auslöste.
Sie blickte auf und stellte fest, dass er sie anschaute.
Er legte seine Serviette neben seinen Teller und stand auf. „Hättest du Lust, heute Abend mit mir die frische Luft zu genießen, Vernie?“
Sie wand sich innerlich bei der Erwähnung dieses Spitznamens, wusste aber, dass er ihn umso hartnäckiger benutzen würde, je mehr sie sich dagegen sträubte. Das hatte die letzte Woche bewiesen. „Das würde ich sehr gern, Monsieur. Merci.“ Er würde es irgendwann vergessen. Oder sie würde etwas finden, das ihn genauso störte und das sie gegen ihn verwenden könnte. Sie nahm die stille Herausforderung begeistert an.
Während sie über den Gehweg schlenderten, war Véronique überrascht, wie viele Menschen sie erkannte und wie viele sie bei ihrem Namen ansprachen und grüßten.
„Willst du mit mir nach den Percheronpferden sehen?“
Sie blickte auf und sah, dass der Mietstall genau vor ihnen lag. „Oui, sehr gern. Aber kümmert sich nicht Monsieur Sampson um sie? Du bezahlst ihn doch dafür, dass er die Pferde versorgt. Ich habe gesehen, dass du ihm Geld gegeben hast, nicht wahr?“
„Natürlich kümmert er sich um sie, aber ich mache das auch gern.“ Die vorderen Türen zum Stall waren zugesperrt, aber Jack führte sie zum Hintereingang herum. „Pass auf, wohin du trittst.“ Er nahm kurz ihre Hand und ließ sie schnell wieder los. „Sampson ist vielleicht noch da.“
Aber der Stall war bis auf die Tiere leer.
Sie folgte Jack zu einer Box ziemlich weit hinten und erblickte sofort seine Pferde. Die Percheronpferde waren größer und stattlicher als die anderen. „Ist dir bewusst, dass diese Pferde aus meinem geliebten Heimatland stammen?“
Er nickte. „Aber ich habe sie trotzdem gekauft.“
Sie stieß ihn in die Seite, hielt dann aber inne, als sie den Blick in seinen Augen sah. Für einen Moment sagte keiner von ihnen ein Wort.
Sonderbarerweise fand sie das Schweigen nicht unangenehm. Und er auch nicht, wie sie aus seiner zufriedenen Miene schloss. Die Richtung, die ihre Gedanken plötzlich einschlugen, als sie ihn ansah, überraschte sie. Bis ihr bewusst wurde, dass ihre Gedanken in Wirklichkeit den ganzen Abend langsam in diese Richtung gewandert waren.
Sie hatte diesen Mann kennengelernt, sie wusste, wie er reagierte, wenn er herausgefordert wurde, wie er sich in widrigen Situationen benahm, wie er ehrenhaft die Schuld für etwas auf sich nahm, das gar nicht seine Schuld war. Und sie wusste auch, wie es sich anfühlte, wenn er sie berührte. Wenn er ihre Hand berührte, wenn er ihr aus dem Wagen half, wenn er den Arm um sie legte und sie um eine Schar Bergarbeiter herummanövrierte. Aber was ihre Gedanken in diesem Moment beschäftigte, ging weit über diese Form der Berührung hinaus.
Sie blinzelte schockiert über ihre rege Fantasie und wusste, dass sie ihre Gedanken schnell in eine andere Richtung lenken musste. Ganz dringend! „Weißt du, dass diese Rasse aus der Normandie in der Region Le Perche, unweit von Paris, stammt? Diese Pferde werden in meinem Land sehr geschätzt! Sie sind Armeepferde und …“ Sie stellte fest, dass ihr Wortschwall nur dazu beitrug, dass die Zufriedenheit in Jacks Gesicht sich vertiefte. Das half ihr jedoch leider nicht, ihre eigenen Gedanken in die richtigen Bahnen zu lenken. „Sie werden auch noch für einige andere sehr wichtige Aufgaben eingesetzt.“
Er sah sie an und gab ihr lange keine Antwort. „Ist das so? Das war mir nicht bewusst, aber es ist schön, das zu wissen. Danke.“
Da ihr viel zu warm wurde, wich sie einen Schritt zurück. „Es ist wirklich wahr. Die Rasse lässt sich auf ein Pferd zurückführen, das 1823 in Le Pin zur Welt kam.“ Sie streichelte das Maul eines der Pferde.
„Du bist heute ein richtiger Schatz an Informationen, nicht wahr?“
Aus dem Funkeln in seinen Augen schloss sie, dass er ihren vorherigen Gedankengang durchschaut hatte. Und ihr wurde noch wärmer. „Wie heißen sie?“
„Wie sie heißen?“ Er zuckte mit den Achseln. „Ich halte nicht viel davon, Namen zu
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