Land der Sehnsucht (German Edition)
Ihnen raten, dass Sie erst einmal eine kleinere Menge bestellen, und dann …“
„Merci beaucoup, Madame Hochstetler, für Ihren Rat. Aber mir ist sehr wohl bewusst, dass der Preis pro Flasche berechnet ist, und ich möchte, dass Sie jede Farbe bestellen, die ich auf der Seite angekreuzt habe. S’il vous plaît.“ Véronique zwang sich zu einem steifen Lächeln, da ihr der herablassende Ton der Kolonialwarenladenbesitzerin überhaupt nicht gefiel. Noch weniger gefiel ihr die Art, wie die Frau sie von Kopf bis Fuß musterte, während sie die Preise aus dem Katalog aufzählte. Und auch nicht die Art, wie sie ihr Doppelkinn vorschob und über ihre Brillengläser sah, während sie anfing, das Bestellformular auszufüllen! So eine anstrengende Frau!
Obwohl Véronique viele Dinge an diesem jungen Land lieben gelernt hatte, gab es Tage, an denen sie sich danach sehnte, von Dienstboten, die in der Hierachie eindeutig unter ihr standen, einfach „Sehr gern, Mademoiselle Girard“ zu hören.
Véronique verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein und war sicher, dass Madame Hochstetler schneller schreiben konnte, als sie es im Moment tat. „Ich habe es heute Morgen eilig, Madame. Ist es möglich, dass Sie die Bestellung etwas schneller zu Papier bringen?“
Madame Hochstetler hörte auf zu schreiben und richtete sich langsam von ihrer über die Verkaufstheke gebeugten Haltung auf. „Soll ich diese Sachen jetzt für Sie bestellen oder nicht?“
Obwohl sie sich sehnlichst wünschte, sie hätte die Macht, diese Frau fristlos zu entlassen, nickte Véronique. „Sie können weiterschreiben.“
Die Zeit verging langsam, während die Frau schrieb. Véroniques Gedanken kehrten zu ihrer Suche zurück. Wenn Jack zurückkäme – falls er endlich zurückkäme –, hätten sie insgesamt fünfundzwanzig Bergbaustädte abgeklappert. Das bedeutete, dass nur noch zwanzig Bergarbeiterlager übrig blieben, in denen ihr Vater sein könnte, wenn er überhaupt in dieser Gegend geblieben war. Véronique bemühte sich sehr, ihr ungutes Gefühl zu ignorieren, aber sie glaubte allmählich, dass sie ihn nie finden würde. Und dass das von Anfang an nicht Gottes Absicht gewesen war.
Nach einer Zeitspanne, in der man einen neuen Arc de Triomphe hätte bauen können, richtete sich Madame Hochstetler auf. Sie drehte das Bestellformular herum und schob es Véronique zu. „Unterschreiben Sie hier unten.“
Véronique überflog das Blatt noch einmal und vergewisserte sich, dass alles richtig war, bevor sie unterschrieb. Dann sorgte sie dafür, dass Madame Hochstetler wusste, wer in dieser Situation der Untergebene war. „Bitte achten Sie darauf, dass meine Bestellung umgehend ausgeführt wird, Madame. Ich möchte, dass die Farben so bald wie möglich geliefert werden.“
Die Frau lächelte hart. „Es dauert mindestens drei Wochen, bis die Bestellung in New York bearbeitet und mit dem Zug nach Denver geschickt wird. Dann noch einmal eine Woche, vielleicht auch länger, bis unser Transporteur sie nach Willow Springs bringt, je nach seinem Terminplan. Wenn Sie noch mehr Geld zahlen wollen und es mit der Postkutsche bringen lassen, spart Ihnen das ein paar Tage, aber es kostet Sie noch einmal zwei Dollar. Ich denke nicht, dass es sich lohnt …“
„Ich zahle die zwei Dollar sehr gern. Es ist mir sehr wichtig, dass die Sachen schnell hier sind.“ Véronique zog einen Scheck aus ihrem Handtäschchen. Als Madame Hochstetler die Bestellung nachrechnete, rechnete Véronique mit, um sicherzugehen, dass sie richtig addierte.
„Hier ist Ihre Quittung für das, was Sie heute bezahlt haben, Miss Girard.“ Madame Hochstetler schaute sie über ihre Brillengläser hinweg an. „Die andere Hälfte ist fällig, wenn die Lieferung eintrifft.“ Die Frau steckte den Bleistift in die Masse aus grauen Locken, die ihr rundes Gesicht umrahmten, und starrte die Zahlungsanweisung in ihrer Hand an. „Nur damit wir uns richtig verstehen: Das ist eine Sonderbestellung. Sie können die Sachen also nicht zurückgeben, es sei denn, es stimmt etwas nicht damit.“
„Oui, das haben Sie mir schon erklärt.“
„Wir vergewissern uns immer, dass Leute, die neu in der Stadt sind, das verstehen, denn viele denken, sie können sich später entscheiden, ob …“
„Ich verstehe, was Sie mir erklärt haben, Madame Hochstetler. Ich bitte Sie um eine sofortige Benachrichtigung im Hotel, sobald meine Bestellung eintrifft.“ Véronique machte einen kleinen Knicks, da dies
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