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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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die Etikette verlangte, und eilte dann aus dem Kolonialwarenladen.
    Ihre Stiefel klapperten auf dem Gehweg, während sie zum Kleidergeschäft weiterging. Sie umklammerte die vielen Päckchen und Kleidertüten und stellte fest, dass sie mit jeder Minute schwerer wurden. Sie konnte nicht genau sagen, warum, aber Madame Hochstetler ging ihr auf die Nerven, seit sie diese Frau das erste Mal gesehen hatte. Welches Wort hatte Lilly neulich benutzt, als sie ihr einen Hotelgast beschrieben hatte, der ständig herumnörgelte …?
    Véronique konnte die Definition, die ihr Wörterbuch ihr gegeben hatte, vor ihrem geistigen Auge sehen – schwierig oder anstrengend. Wie lautete das Wort doch gleich …?
    Kratzbürstig! Das war es!
    Während Véronique über die Straße ging, bildete sie im Geiste Sätze mit diesem Wort. Diese Übung half ihr, sich neu gelernte Wörter leichter zu merken, und außerdem half es ihr – wenigstens heute –, ihrer Frustration Luft zu machen.
    Madame Hochstetler ist eine der kratzbürstigsten Frauen, denen ich je begegnet bin.
    Madame Hochstetlers Verhalten gehört zum Kratzbürstigsten, was ich je erlebt habe.
    Das Wort kratzbürstig beschreibt die Frau des armen, mitleiderregenden Monsieur Hochstetler.
    Véroniques Hand lag auf dem Türgriff zum Kleidergeschäft, als ihr bewusst wurde, dass das Gesicht, das sie im Moment vor Augen hatte, überhaupt nicht Madame Hochstetler war. Es war Madame Marchand.
    Diese Erkenntnis rüttelte sie wach und sie wünschte, sie wäre zu Madame Hochstetler nicht ganz so unfreundlich gewesen.
    Monate waren vergangen, seit sie auch nur einen flüchtigen Gedanken an Madame Marchand verloren hatte, aber Véronique kamen die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Frauen frappierend vor. Durch ihre Abreise aus Paris hatte sie auch Madame Marchand zurückgelassen, und das hatte Véronique keinen einzigen Moment bedauert. Wie konnte eine so streitsüchtige Frau die Mutter eines so großzügigen und freundlichen Mannes wie Monsieur Marchand sein? Zwischen Mutter und Sohn war so gut wie keine Ähnlichkeit zu finden.
    Plötzlich bewegte sich der Türgriff unter ihrer Hand. Die Tür ging von innen auf.
    „Véronique!“ Jack schaute sie überrascht an. „Was machst du denn hier?“
    Verblüfft las Véronique noch einmal das Schild über der Tür, um sich zu vergewissern, dass sie am richtigen Ort war. „Jack, du bist zurück!“
    „Ja, Madam. Ich kam vor kurzem in die Stadt zurück. Ich war beim Hotel, aber du warst nicht da.“
    Véronique hielt eine Tasche hoch. „Ich brauche Madame Dunstons Hilfe, um ein Kleid, das ich gekauft habe, zu ändern.“ Sie lächelte über den seltsamen Blick in seinem Gesicht und beschloss, ihm nicht zu erzählen, dass sie auch hier war, um Madame Dunston zu beauftragen, ihr mehrere neue Kleider zu nähen. Kleider, die besser für ihre Fahrten passten. Aus Baumwolle, aber mit einer schmeichelnden Farbe und hoffentlich einem gewissen Pariser Flair. „Was machst du hier, Jack?“
    Er blickte hinter sich. „Ich habe … eine Lieferung gebracht.“
    Sie schaute an ihm vorbei in den Laden, wo Madame Dunston gerade etwas hinter ihrer Verkaufstheke einpackte. „Ich wusste nicht, dass du Madame Dunston Waren lieferst.“
    Er zuckte mit den Achseln. „Ich bin Transporteur. Ich bringe den Leuten, die Waren bestellt haben, ihre Lieferungen. Aber jetzt muss ich gehen.“ Nach einem weiteren Blick in den Laden hinein hielt er ihr die Tür auf. Er verbeugte sich in der Hüfte und machte mit seinem Arm eine ausholende Bewegung. „Bitte treten Sie ein, Mademoiselle.“
    Sie lächelte über seinen Humor, trat ein und wünschte, er würde nicht so schnell wieder gehen. Plötzlich stellte sie sich ihn in einem eleganten Frack mit Smoking und Seidentuch vor, kam aber schnell zu dem Schluss, dass er ihr in seinem weißen Baumwollhemd, der abgetragenen Lederweste und einer Latzhose lieber war. Seine Kleidung passte zu der ungezähmten Männlichkeit, die sie an ihm schätzen gelernt hatte.
    Er trat an ihr vorbei. „Bist du bereit für eine neue Fahrt?“
    „Ich bin mehr als bereit. Ich langweile mich hier in dieser Stadt zu Tode. Wann brechen wir auf?“ Etwas flackerte in seinem Gesicht auf. Ein Gefühl, das sie nicht genau deuten konnte, von dem sie aber sicher war, dass es ihr nicht gefiel.
    „Du … langweilst dich ?“
    „Oui. Du warst fort, und Lilly hatte zu tun. Ich kann hier nicht viel anderes tun als einkaufen.“ Sie warf einen flüchtigen Blick

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