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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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gehofft, einen Hinweis zu finden, etwas Neues, das Ihnen bei Ihrer Suche helfen könnte.“
    „Oui, das war meine Hoffnung, Mademoiselle.“
    „Mademoiselle …“ Miss Maudie wiederholte das Wort in einem spöttischen Ton. „Das ist eine sehr vornehme Weise, mich als alte Jungfer zu bezeichnen, Miss Girard.“
    Véronique runzelte verständnislos die Stirn. Wenn sie nur ihr Wörterbuch mitgenommen hätte! Dann könnte sie nachschlagen, was alte Jungfer bedeutet.
    Miss Maudie lachte leise. „Ich mache doch nur Spaß! Mir gefällt Ihre Muttersprache. Ich verstehe sie nicht, aber ich könnte sie mir den ganzen Tag anhören.“
    Véronique war erleichtert und kam auf eine Idee. „Würde es Ihnen gefallen, wenn ich Ihnen laut vorlese, Miss Maudie? Oder soll ich Ihnen vielleicht ein Gedicht vortragen? Kennen Sie den englischen Dichter John Donne?“
    „Ich habe noch nie von ihm gehört. Ist er ein netter Mann?“
    Véronique lachte. „Mr Donne wurde 1572 geboren, ich fürchte also, dass er inzwischen gestorben ist. Aber seine Worte leben weiter, und das aus gutem Grund. Vielleicht möchten Sie eines seiner Sonette hören? Ich könnte Ihnen eines vortragen, wenn Sie wollen.“
    „Meine Liebe, Sie sind ein Schatz. Aber darf ich Sie um etwas anderes bitten?“ Miss Maudie warf einen Blick auf den Brief, der auf Véroniques Schoß lag. „Ich muss zu den sonderbarsten Momenten an Ihren Vater denken, Miss Girard. Und ich frage mich, was wohl aus ihm geworden ist. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern etwas hören, das er geschrieben hat.“
    „Sehr gern, Miss Maudie. Aber Sie müssen mir versprechen, dass Sie es sagen, wenn ich Sie langweile. Die Briefe sind für mich aus verständlichen Gründen zwar sehr wertvoll, aber mir ist klar, dass sie auf jemand anderen nicht den gleichen Reiz ausüben.“
    Miss Maudie tat diese Bemerkung mit einer Handbewegung ab, so als wäre sie vollkommen absurd.
    Véronique strich den Brief auf ihrem Schoß glatt. „Meine liebste Arianne“, begann sie und übersetzte die Sätze während des Lesens. „Dieser Brief fällt kurz aus, da unsere Gruppe heute Morgen zu einer Expedition weiter in die Berge hinein aufbricht, wo es nicht viele Städte gibt und keine Gelegenheit, Post aufzugeben. An den Bächen und Flüssen, wo wir in den letzten vier Monaten unsere Fallen aufgestellt haben, gibt es kaum noch Pelztiere. Deshalb müssen wir weiterziehen, um unsere Quoten zu erreichen. Ich kann es nicht erwarten, von dir zu hören und zu erfahren, wie es dir und unserer lieben Tochter geht.
    Ich fürchte, deine Briefe erreichen mich nicht, da ich schon eine ganze Weile nichts mehr von dir gehört habe. Solange ich nichts von dir bekomme, lese ich die Briefe wieder, die ich schon von dir habe, und bete, dass es dir und Véronique gut geht. Bitte sag ihr, dass ihre Zeichnung von den Rocky Mountains sehr gut ist und dass ich es nicht erwarten kann, ihr zu zeigen, wie schön sie in Wirklichkeit aussehen. Die Berge sind größer und rauer, als du dir vorstellen kannst, Arianne. Ich habe faszinierende Bilder gesehen, und ich habe versucht, die eindrucksvolle Natur dieses Landes in meinen Briefen zu beschreiben, aber ich weiß, dass meine Beschreibungen unzulänglich sind.“
    Miss Maudie bewegte sich in ihrem Bett. „Erinnern Sie sich daran, dass Sie dieses Bild gemalt haben, meine Liebe?“
    „Oui, ein wenig. Ich erinnere mich mehr daran, dass ich es in Gedanken an ihn gezeichnet habe, als an die Zeichnung selbst.“
    Miss Maudie nickte und forderte sie lächelnd auf, weiterzulesen.
    Véronique drehte das Blatt um. „Ich bete, dass ihr beide gesund seid. In meinen Träumen stelle ich mir vor, dass Véronique dir mit jedem Tag ähnlicher sieht, meine Liebste. Dieser Gedanke tut mir gut, da ich dein schönes Gesicht für immer in meinem Herzen trage. Ich werde dir in den nächsten Wochen ausführlicher schreiben und meine täglichen Einträge aufheben und sie dir dann auf einmal schicken. Wie immer gilt dir meine tiefste Liebe, bis wir uns wiedersehen.“
    Die Initialen PGG, die geschmackvoll größer als der geschriebene Brieftext waren, standen elegant unter dem Gruß.
    „Entschuldigen Sie, wenn ich das so sage, Miss Girard, aber das klingt nicht nach einem Mann, der es nicht erwarten kann, seine Frau und sein Kind loszuwerden.“
    Véronique schämte sich ein wenig. Sie erinnerte sich an ihr erstes Gespräch vor mehreren Wochen in diesem Zimmer, und sie wusste, dass sie Miss Maudie damals

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