Land der Sehnsucht (German Edition)
nicht wahr?“ Er sprach ihren Namen furchtbar falsch aus und hielt ihr die Hand hin, ohne sich dafür zu interessieren, dass er damit jede Etikette brach.
Überrumpelt wich Véronique einen Schritt zurück. Der Mann, der sie angesprochen hatte, war groß, breit gebaut und hatte offensichtlich ein Frühstück mit reichlich Zwiebeln verspeist. Woher wusste er, wer sie war? Sie sah gezielt seine Hand an, bis er sie wieder zurückzog.
„Ich bin gekommen, weil ich mit Ihnen sprechen will, Madam.“ Er warf einen Blick auf die drei Männer hinter ihm. „Und ich möchte betonen, dass ich als Erster hier war.“
Als Erster? Véronique wusste nicht, wovon er sprach, aber sie war ziemlich sicher, dass sie es auch gar nicht wissen wollte.
Die anderen Männer traten plötzlich vor, bildeten einen Halbkreis um sie und sprachen alle gleichzeitig.
„Miss Girard! Könnte ich Sie bitte kurz sprechen?“ Monsieur Bairds laute Stimme übertönte alle anderen.
Véronique ging um die Mauer aus Männern herum und sah, dass der Hotelbesitzer auf sie zutrat. Er blickte sie ernst an, und sie hatte das untrügliche Gefühl, dass er nicht allzu glücklich war.
„Würden Sie bitte ins Restaurant mitkommen, Miss Girard?“
Dankbar für seine Rettung, warf sie einen Blick auf die Uhr, die auf dem Empfangspult stand. Jake Sampson erwartete sie jeden Augenblick im Mietstall.
„Es dauert nicht lange, das verspreche ich Ihnen“, fügte Monsieur Baird hinzu, so als könne er ihre Gedanken lesen. Er bedeutete ihr, ihm zu folgen.
Sobald sie im Restaurant waren, schloss er die Doppeltüren hinter ihnen. Monsieur Baird nickte den Gästen, die an mehreren Tischen saßen, freundlich zu, dann führte er Véronique weiter nach hinten. „Miss Girard …“ Seine Stimme war gedämpft. „Diese Männer da draußen kommen wegen der Anzeige, die Sie gestern aufgehängt haben.“
Véronique schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein …“ Sie warf einen Blick auf die geschlossenen Türen und konnte die Männer nur allzu deutlich vor ihrem geistigen Auge sehen. „Keiner von ihnen entspricht der Beschreibung des Mannes, den ich in meiner Anzeige suche. Ich habe ausdrücklich geschrieben, dass …“
„Ich nehme an, Miss Girard, dass Sie Ihren Namen unter diese Anzeige gesetzt haben.“ Seine dunklen Brauen zogen sich langsam über dem Rand seiner Brille hoch. „Liege ich mit dieser Vermutung richtig?“
Ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren, aber sie wusste dennoch nicht, was er ihr damit sagen wollte. Sie nickte als Antwort auf seine Frage.
„Mir ist bewusst, dass es mich nichts angeht, Madam, und Sie können mir das auch gerne sagen. Aber da Sie noch so jung sind und sich bestimmter Dinge vielleicht nicht bewusst sind, halte ich es für meine Pflicht, mich einzumischen.“
Bei der Erwähnung ihres Alters versteifte sie sich. Ständig hielt man sie für jünger. Ständig trafen andere die Entscheidungen für sie. Sie hatte es satt. Sie zwang sich zu einem Lächeln, von dem sie hoffte, dass es freundlich aussah, und war fest entschlossen, das zu ändern. Sofort. „Ich bin Ihnen für Ihre Fürsorge wirklich dankbar, Monsieur, aber ich muss klarstellen, dass ich sehr gut in der Lage bin, meine Entscheidungen selbst zu treffen. Ich habe den weiten, beschwerlichen Weg aus Frankreich auf mich genommen, um in dieses …“
Monsieur Baird hob eine Hand. „Miss Girard, das hat nichts damit zu tun, ob Sie in der Lage sind, Ihre Entscheidungen selbst zu treffen. Sie sind eine sehr fähige junge Frau. Daran besteht für mich nicht der geringste Zweifel. Aber für mich besteht auch kein Zweifel daran, warum diese Männer sich auf Ihre Anzeige hin gemeldet haben.“ Seine Gesichtszüge wurden weicher. „Willow Springs ist eine Kleinstadt, Madam. Hier sprechen sich Neuigkeiten sehr schnell herum. Jeder in dieser Stadt weiß, wer Sie sind.“
Sie runzelte die Stirn. „Aber ich bin doch erst seit zwei Tagen hier.“
„Wie ich schon sagte, Madam, das ist eine Kleinstadt und … ich will damit ganz bestimmt nicht respektlos klingen, aber wir sehen hier nicht viele Frauen aus Paris.“ Er lächelte. „Sie hinterlassen überall einen bleibenden Eindruck, Miss Girard. Aber diese Männer da draußen …“ Er schüttelte den Kopf. „Sie sind aus den völlig falschen Gründen hier. Vertrauen Sie mir. Und wenn ich das so sagen darf, Madam: Nur weil Sie in der Lage sind, etwas zu tun, wie zum Beispiel eine Anzeige aufzugeben, heißt das nicht
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