Land der Sehnsucht (German Edition)
er sei im Herbst 50 hier durch diese Stadt gekommen. Er war Pelzjäger. Sie sagte, sie sei damals noch ein Kind gewesen, als er sie und ihre Mutter in Frankreich zurückließ. Ich fürchte, dass das Kind nur Kummer erwartet, selbst wenn sie ihn finden sollte, obwohl die Chancen dafür gleich Null sind. Ich habe versucht, ihr das klarzumachen, aber jemand hat ihr eingeredet, dass sie ihren Vater finden soll, und sie hat sich das jetzt in ihren hübschen kleinen Kopf gesetzt. Aber ob er wirklich noch ihr Vater sein will, ist höchst zweifelhaft.“
Ein Schatten zog über Sampsons Gesicht, und Jack fragte sich unwillkürlich, was der Grund dafür war. Aber eines war ihm jetzt schmerzlich klargeworden: Er hatte sich in Mademoiselle Girard geirrt, wenigstens teilweise. Und er bedauerte sein vorschnelles Urteil. Aber selbst wenn er das alles vorher gewusst hätte, hätte das an seiner Entscheidung nichts geändert. Er stand immer noch dazu, auch wenn er Mitgefühl mit ihr hatte. Und er gab Sampson recht, dass es fast unmöglich wäre, ihren Vater zu finden.
Wenn Männer untertauchen wollten, wählten sie aus gutem Grund dieses Territorium.
„Ich habe im Laufe der Jahre viele Franzosen kennengelernt.“ Sampsons Blick wanderte über die Stalltüren hinaus. „Sie waren gute Männer, die meisten wenigstens. Sie schickten ihren Familien Geld nach Hause. Sie versuchten wie alle anderen, genug zu verdienen, um davon leben zu können. Als der Pelzmarkt in den Keller ging, drängten sich die meisten Pelzhändler hier in der Gegend zusammen mit uns anderen in die Bäche und suchten nach Gold. Die meisten fanden trotz aller Anstrengungen nie auch nur ein einziges Goldkörnchen.“
Das Klappern vorbeifahrender Einspänner und Farmwagen und Gesprächsfetzen von der Straße drangen durch die offenen Türen zu ihnen in den Stall. Jack betrachtete den Mann, der ihm gegenübersaß, und spürte, dass mehr in ihm steckte, als er anfangs gedacht hatte.
Jack beugte sich vor und stützte die Arme auf die schmale Rückenlehne des Stuhls. „Und, haben Sie damals Gold gefunden, Mr Sampson?“
Ein langes Schweigen folgte. Dann zog ein schwaches Lächeln über Jake Sampsons Gesicht, und Jack fragte sich, ob das die Antwort auf seine Frage war.
Der alte Mann blickte nachdenklich vor sich hin. „Sie kennen den Trick beim Goldsuchen, nicht wahr, Brennan? Man muss wissen, wann man aufhören muss. Habgier ist ein mächtiger Feind. Wenn man ihr Raum gibt, nimmt sie einem wieder alles, was sie einem vorher gegeben hat, und noch einiges mehr. Man muss lernen, zufrieden zu sein, auch wenn das nicht immer leicht ist.“
Jack sah sich im Stall um. Es war ein bescheidenes Geschäft, höflich ausgedrückt. Er wusste nicht, was er davon halten sollte und ob Sampson tatsächlich Gold gefunden hatte, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass der Mann die Wahrheit erzählte. Jack lächelte in sich hinein und versuchte, sich vorzustellen, welchen Grund der Mann haben konnte, als reicher Mann so zu leben, als wäre er es nicht. Sampson war vielleicht ein wenig sonderbar, vielleicht sogar exzentrisch, aber er schien harmlos zu sein.
„Sie haben immer noch meine Anzahlung für den Wagen, Sir. Behalten Sie sie“, fügte er schnell hinzu. Er stand auf und stellte den Stuhl wieder in die Ecke. „Ich will, dass Sie mir so bald wie möglich einen neuen Wagen bauen, der ganz genauso aussieht wie der von Mademoiselle Girard. Und dieses Mal steht eindeutig fest, wem der Wagen gehört.“ Er wartete auf Sampsons Kopfnicken, dann wandte er sich zum Gehen.
„Sie hat auch ihre Mutter verloren“, sagte Sampson leise hinter ihm.
Jack blieb an der Tür stehen.
„Mademoiselle Girard begann richtig zu weinen, als sie es mir erzählte. Ich nehme also an, dass es noch nicht lange her ist. Vielleicht hat sie deshalb ihr Zuhause verlassen. Vielleicht dachte sie, sie hätte nichts mehr zu verlieren, oder vielleicht gab es nichts, weswegen sie bleiben wollte.“
Jack ließ den Kopf hängen und atmete langsam aus. „Manipulation ist eine billige Form von Feigheit, Mr Sampson. Ich reagiere gar nicht gut darauf.“
„Wenn ich Sie direkt gefragt hätte, hätten Sie dann Ja gesagt?“
Jack drehte sich um und schüttelte den Kopf.
„Mr Brennan, Sie sind der einzige Mann, den ich kenne, dem ich diese Aufgabe anvertrauen würde.“
„Bei allem gebotenen Respekt, Mr Sampson, Sie kennen mich nicht.“
„Ich kenne Bertram Colby. Und ich weiß, wenn dieser Mann eine gute
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