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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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sofort, sie hätte ihre Forderung etwas freundlicher formuliert. „Bitte“, fügte sie leiser hinzu. „Ich wäre dir dankbar, wenn du mir einen Moment deine Aufmerksamkeit schenken würdest. Ich stelle dir eine einfache Frage, und du weichst mir aus.“
    „In unserer Kultur, Madam …“ Er zog das Seil fest an. „… könnte man das so verstehen, dass ich versuche, dir einen höflichen Hinweis zu geben.“ Er sicherte den Knoten und lächelte sie steif an. „Vielleicht solltest du darauf eingehen.“
    „Mir sind diese … Hinweise egal, Jack. So etwas gibt es bei mir nicht. Ich ziehe es vor, dass man klar und deutlich ausspricht, was man denkt. Damit es jeder verstehen kann.“
    „Wie kommt es nur, dass mich das nicht überrascht …?“ Er atmete laut aus, während er um den Wagen herumging.
    Mit seinem eisigen Schweigen konfrontiert, blieb ihr nichts anderes übrig, als in den Wagen zu steigen und auf ihn zu warten. Maynor’s Gulch war ein Pass, den sie auf ihrem Weg nach The Peerless überqueren würden, wenn sie ihre Karte gestern Abend richtig gelesen hatte. Sie fuhren ungefähr fünf Stunden bergauf und danach wieder fünf Stunden bergab. Jack konnte ihr nicht die ganze Zeit ausweichen.
    Sie hatte diesen Morgen kaum erwarten können. Sie wollte die Suche nach ihrem Vater unbedingt wieder aufnehmen, und bis zu diesem Moment hatte sie sich darauf gefreut, wieder mit Jack zusammen zu sein. Er hatte ihr bereits kurz über seine Fahrt nach Duke’s Run Bericht erstattet. Seine zweitägige Fahrt war, was den Verkauf seiner Waren anging, erfolgreich gewesen, aber über ihren Vater hatte er nichts herausgefunden. Für sie bestand jedoch kein Zweifel, dass er alles versucht hatte.
    Während sie zuschaute, wie Jack den Wagen sicherte, wanderten Véroniques Gedanken zu Lilly Carlson zurück. Das Gespräch mit Dr. Hadley am Mittwoch – vor ihrer Konfrontation mit Jack mitten auf der Hauptstraße, wofür sie sich heute Morgen sofort bei ihm entschuldigt hatte – war informativ, aber auch sehr deprimierend gewesen.
    Dr. Hadley hatte ein weitaus weniger hoffnungsvolles Bild davon gemalt, dass die Operation erfolgreich verlaufen würde, als Lilly. „Ich habe mich über Ihre Nachricht, dass Sie sich mit mir über Lilly Carlson unterhalten wollen, gefreut“, hatte der Arzt zu ihr gesagt. „Ihr Wunsch, der Familie Carlson zu helfen, ist sehr edel, Mademoiselle Girard, und ich habe mir die Freiheit genommen, mit Pfarrer Carlson zu sprechen, denn darum baten Sie mich ja in Ihrer Nachricht. Ich habe von ihm erfahren, dass Sie und Lilly gute Freundinnen geworden sind. Sie waren Gast in ihrem Haus. Das Mädchen hält sehr große Stücke auf Sie, Mademoiselle, und gibt viel auf Ihren Rat. Mit Pfarrer Carlsons Erlaubnis und angesichts der großzügigen Gabe, die Sie der Familie zukommen lassen wollen, kann ich Ihnen die Details einer solchen Operation erklären.
    Lillys Knochen sind schon so lange in ihrem jetzigen Wachstumsstadium, Mademoiselle Girard, dass ich nicht überzeugt bin, ob ihr Körper auf diese Operation positiv reagieren wird. Die Narkose ist mit zusätzlichen Risiken verbunden, und auch die lange Dauer der Operation.“
    „Aber Lilly Carlson ist jung, Dr. Hadley. Und sie ist stark, nicht wahr?“
    „Ja, Mademoiselle, das ist sie. Aber die Operationen dieser Art, die erfolgreich verliefen, wurden ausnahmslos an viel jüngeren Patienten vorgenommen. Und noch nie bei jemandem in Lillys Alter.“ Er seufzte besorgt. „Ärzte legen einen Eid ab, dass sie ihren Patienten keinen Schaden zufügen. Und dass sie wissentlich keine Schritte unternehmen, die einen Patienten in einem viel schlimmeren Zustand zurücklassen als vorher.“ Der Ernst in seiner Stimme entsprach dem Ernst in seiner Miene. „Seit dem Tag, an dem die Carlsons nach Willow Springs zogen, bin ich schon der Arzt der Familie und habe mit angesehen, wie Lilly zu einem schönen Mädchen heranwuchs, das ein vielversprechendes Leben vor sich hat. Ich habe nicht den Wunsch, das Kind früher zu beerdigen, als es sein Schöpfer geplant hat.“
    Diese Möglichkeit ließ Véronique erneut innehalten. „Aber der Chirurg in Boston glaubt, dass es Hoffnung für den Erfolg der Operation geben könnte.“
    „Er ist vorsichtig hoffnungsvoll, ja, und er schaut sich zurzeit ihren Fall an. Aber was er als akzeptables Risiko betrachtet, und was ich unter diesem Begriff verstehe, ist nicht unbedingt das Gleiche, Mademoiselle.“ Dr. Hadley nahm seine Brille ab

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