Land der Sehnsucht (German Edition)
mehr allzu lang dauern.“
Sie nickte, konnte ihn aber immer noch nicht anschauen.
Einige Momente vergingen, und sie fühlte etwas auf ihrem Rücken. Eine vorsichtige Berührung. Zuerst erschrak sie fast. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Jack fuhr mit seinen Fingern vorsichtig und zärtlich durch ihre Haare, die jetzt lose über ihren Rücken fielen. Er ermutigte sie, wieder näher zu rutschen. „Komm her“, flüsterte er und strich ihr übers Haar.
Sie war von seinem Handeln überrascht und blieb zunächst wie angewurzelt auf ihrem Platz.
Aber als sie fühlte, wie er sie sanft zu sich zog, und das Flüstern seiner tiefen Stimme hörte, gab sie ihren Widerstand auf. Sie rutschte näher zu ihm und sah ihn an. Etwas flackerte in seinen dunkelblauen Augen auf. Er schien ihr nicht böse zu sein, im Gegenteil. Doch sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten.
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und zuckte zusammen, als sie den Zustand seiner Kleidung sah. Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Aber sie wusste, dass etwas seltsam anders war.
„Jack?“ Ihre Stimme war nur ein leises Flüstern. Er antwortete ihr nicht, und sie wiederholte seinen Namen.
„Ja?“ Sein Kinn streifte die Oberseite ihres Kopfes.
„Das nächste Mal … vertraue ich dir.“
Ein Lachen kam aus der Tiefe seiner Brust. Sein Arm legte sich fester um ihre Schultern. „Dann war es die Sache wert.“
Kapitel 21
Das Bergbaulager The Peerless lag ein ganzes Stück höher als Jenny’s Draw, und obwohl es schon April war, beherrschte eine herbstliche Kälte die Luft. Sie waren später angekommen, als Jack geschätzt hatte, kurz nach Mittag, da sie anhalten und sich von Véroniques … Zwischenfall reinigen mussten.
Ein leichter Schneeregen fiel aus den grauen Wolken, die die höchsten Gipfel und die Blautannen und hohen Kiefern einhüllten, deren Nadeln im grauen Licht schimmerten.
Jack stand im offenen Türrahmen des Ladens und hörte zu, während der Händler ihm das Geld hinzählte. Die knorrigen Finger des alten Mannes bewegten sich langsamer, als es Jack lieb war.
Véronique war im Wagen geblieben und in eine Decke gehüllt, die sie bis unter ihr Kinn hochgezogen hatte.
Sie hatten kurz angehalten, damit sie ihren Rock im Bach auswaschen und sich frisch machen konnte. Der Wagenboden hatte den Hauptteil abbekommen, aber das hatte Jack mit einem Eimer Wasser schnell beheben können. Leider würde das in Bezug auf ihren verletzten Stolz nicht so leicht gehen. Ein schnelles Durchsuchen der Waren in seinem Wagenbett förderte zutage, was er brauchte. Bergarbeiterhemden und Latzhosen waren übliche Warenlieferungen.
Leider gehörten Damenröcke und Blusen nicht dazu.
Er wusste, dass sie in diesem feuchten Rock frieren musste, aber sie hatte darauf bestanden, ihn anzubehalten. Den Blick, mit dem sie ihn bedacht hatte, als er ihr eine Latzhose hinhielt, würde er bestimmt nicht so schnell vergessen.
Bergarbeiter strömten auf das Gebäude zu und bildeten eine Menschentraube um den Wagen herum.
Bis jetzt schauten die meisten Männer Véronique nur an. Hin und wieder erlaubte sich einer, ihr etwas zuzurufen. Aber trotz der Rufe und ihrer unübersehbaren Neugier gelang es Véronique irgendwie, so auszusehen, als fühle sie sich völlig wohl und habe alles unter Kontrolle. Aber Jack wusste, dass genau das Gegenteil der Fall war.
Als sie an diesem Morgen den Maynor’s Gulch überquerten, hatte er zersplitterte Bretter und Reste von Zimmermanns Wagen weit unten in der Schlucht liegen sehen. Da er nicht das Risiko eingehen wollte, dass Véronique die Wagenreste sah, hatte er sie überredet, näher zu ihm zu rutschen, um ihre Aufmerksamkeit abzulenken. Es hatte ihn einige Mühe gekostet, und anfangs hatte sie sich gewehrt, aber das hatte er nicht anders erwartet. Als sie jedoch endlich näher gerutscht war und sich an ihn geschmiegt hatte, hatten sich die Erinnerungen an zärtliche Stunden mit Mary so eindringlich gemeldet, dass er fast bereute, was er getan hatte.
Fast.
Viele Jahre waren vergangen, seit er Marys weichen, weiblichen Körper an seiner Seite gefühlt hatte. Aber diese Erinnerung konnte die Zeit niemals auslöschen.
Das Gefühl, Véronique so nah an seiner Seite zu haben, hatte ihn stärker aufgewühlt, als er es sich vorgestellt hatte. Er hatte bereits zu viel Zeit damit verbracht, gegen seine Gefühle für Véronique anzukämpfen. Die kurze Zeit, in der sie so nahe neben ihm gesessen hatte, war in dieser
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