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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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strömte, erfüllte sie mit Erinnerungen an Paris und an warme Crêpes, die sie und ihre Mutter sich oft von einem Straßenverkäufer beim Musée du Louvre geholt hatten.
    Der vordere Raum der Hütte war leer. Véronique schaute in einen schmalen Flur rechts neben sich und beschloss dann, nachzusehen, ob Jack fertig war. Ein Blick durch das verschmierte Fenster bestätigte ihr, dass er immer noch in sein Gespräch mit Monsieur Rousseau vertieft war.
    Sie schaute um die Ecke auf den Gang. „Bonjour!“
    Keine Antwort.
    „Monsieur? Madame? Haben Sie geöffnet?“ Sie trat einen Schritt auf den Flur, da sie sicher war, dass sie eine Stimme von hinten gehört hatte. Sie wäre nie auf den Gedanken gekommen, etwas an einem solchen Ort zu verzehren, bevor sie in dieses Land gekommen war, geschweige denn, die Schwelle zu einem solchen Gebäude zu übertreten. Dieser neu gefundene Mut begeisterte sie und machte ihr Angst zugleich. Doch das Wissen, dass Jack ganz in der Nähe war, machte sie mutiger.
    „Ist jemand da?“ Sie warf einen Blick hinter sich. Sie konnte Jack nicht mehr sehen, aber der Wagen war noch in ihrem Blickfeld. „Ich möchte etwas kaufen, s’il vous plaît.“
    „Was möchten Sie denn kaufen, mon Amie?“
    Véronique fuhr herum. Ein Mann stand direkt hinter ihr auf dem Gang. Sie wich zurück und beruhigte sich dann, als sie ihn besser sehen konnte. Er ähnelte den Männern, die sie gerade in Ma Petite France gesehen hatte, und könnte leicht einer von ihnen sein. „Bonjour, Monsieur. Ich habe Ihr Schild draußen gesehen und wollte fragen, was Sie in Ihrem Restaurant anzubieten haben.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Es ist eine Weile her, seit ich das letzte Mal Essen von zu Hause genossen habe.“
    Er verbeugte sich kurz. „Ich fühle mich geehrt, dass Sie mein bescheidenes Restaurant aufsuchen.“ Sein Akzent wurde stärker und etwas verspielt. „Ich habe hinten warme Crêpes und wollte gerade welche holen. Wollen Sie mir helfen?“
    Sie machte einen kurzen Knicks. „Mit Vergnügen, Monsieur. Ich helfe einem Landsmann gern bei einer so ehrenwerten Aufgabe.“
    Sie folgte ihm durch den Gang, der so schmal war, dass sie mit den Schultern fast die Wände berührte. Dieser Mann war ungefähr so alt, wie ihr Vater jetzt sein mochte, und sie stellte sich vor, wie er wohl aussah. Und ob sie ihm äußerlich ein wenig ähnelte.
    Laut ihrer Mutter war sie äußerlich Arianne Girards Tochter, aber innerlich Pierre Girards Tochter. „Wenn wir in den Spiegel schauen, meine liebe Tochter, sehen wir zwei Gesichter, die sich fast gleichen“, hatte ihre Mutter öfter gesagt und dabei liebevoll ihre Wange gestreichelt. „Wir sehen uns so ähnlich. Aber in deinen Augen und in deinem Herzschlag, Véronique, lebt immer dein Vater. Seine Leidenschaft und sein Leben.“
    In späteren Jahren hatte ihre Mutter nicht mehr so gern über ihren Vater gesprochen, und wenn, dann war sie danach immer sehr schweigsam und in sich gekehrt gewesen. Das war nach dem, was er getan hatte, auch verständlich. Nach allem, was er ihnen beiden angetan hatte. Der Raum im hinteren Teil der Hütte war klein, aber genau wie der Mann gesagt hatte, lagen frische Crêpes auf einem Brett, und in einer Pfanne, die auf einem schwarzen Ofen in der Ecke stand, lagen noch mehr.
    Er sah über seine Schulter. „Wir müssen sie nur noch mit Butter bestreichen, mon Amie. Die Butter ist dort im Regal.“
    Véronique schaute sich um und nahm dann den Metallbehälter aus dem Regal. „Die Crêpes riechen köstlich. Wie lang …“
    Doch der Mann drückte sich plötzlich von hinten eng an sie und presste sie an den Schrank. „Mon Amie.“ Sein Atem berührte heiß ihren Nacken. „Ich möchte auch etwas von zu Hause schmecken.“
    Véronique schrie und bohrte ihre Fingernägel in seine nackten Unterarme. Dann packte sie seine Hände, um sie aufzuhalten.
    Er versuchte, sie zu sich herumzudrehen. Zuerst wehrte sie sich. Doch dann fiel ihr etwas ein, das Christophe sie gelehrt hatte, nachdem ein Junge versucht hatte, sich bei ihr Freiheiten zu erlauben. Obwohl sie die Hände dieses Mannes an ihrem Körper verabscheute, erlaubte Véronique ihm, sie zu sich herumzudrehen.
    Und dann tat sie genau das, was Christophe ihr vorgeführt hatte.
    Der Mann ließ sie los und taumelte einen Schritt zurück. Er krümmte sich vor Schmerzen und seine Miene war eine Mischung aus Erstaunen und Wut. „Du kleines …“
    Ohne sich umzudrehen, lief Véronique durch den Gang

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