Land der Sehnsucht (German Edition)
ins vordere Zimmer und glaubte zu hören, wie die Tür aufging. „Jack!“
Aber der Mann, der im Türrahmen stand, war nicht Jack. Sie kam atemlos zum Stehen.
Kapitel 22
Der Mann, der im Türrahmen stand, war breitschultrig und hatte einen so riesigen Brustkorb, dass er fast genauso breit wie groß aussah. Sein kahler Kopf verlieh ihm ein bedrohliches Aussehen, das im starken Gegensatz zu der Freundlichkeit in seinen Augen stand.
Aber sie hatte sich gerade erst in einem Menschen getäuscht …
Sein Blick wanderte an ihr vorbei und seine Miene war vorsichtig. „Stimmt hier etwas nicht, Miss?“
Zitternd nickte Véronique und hoffte, sie müsste sich nicht gleich wieder übergeben. „Der Mann da hinten … er hat versucht …“
„Véronique!“ Jack kam mit gezogener Pistole durch die offene Tür gestürmt. Er betrachtete den Mann neben sich und trat nahe an Véronique heran. Er musterte sie durchdringend. „Ist mit dir alles in Ordnung? Was machst du hier drinnen?“
Der Anflug von Mut, der sie erst wenige Momente zuvor kühn gemacht hatte, verflog ob der Besorgnis in seiner Stimme. Sie legte die Hand auf ihren Bauch und nickte langsam. „Mir geht es gut.“
Schritte waren hinter ihnen auf dem Gang zu hören, die dann aber eilig in die andere Richtung verschwanden.
„Miss …“
Véronique sah wieder den Fremden an.
„Sie sagten, der Mann habe versucht , etwas zu tun …“
Véronique verstand seine nicht ausgesprochene Frage und schüttelte den Kopf. „Non, er hat mir nichts getan.“ Sie sah Jack an, dass er begriff, was sie da sagte. Sofort stieg ihm die Zornesröte ins Gesicht. „Es ist mir gelungen, ihm zu entfliehen“, fügte sie schnell hinzu, um seine Befürchtungen zu beschwichtigen.
Eine sichtliche Erleichterung vertrieb Jacks Wut, aber nur für einen kurzen Moment.
„Bringen Sie sie von hier weg, Freund. Und passen Sie gut auf sie auf.“ Der Fremde deutete mit dem Kopf zum Flur. „Ich kümmere mich um ihn. Das wird mir ein Vergnügen sein.“
Jack zögerte, dann nahm er sie an der Hand.
„Es tut mir leid, was passiert ist, Miss … ah …“ Der Mann bemühte sich offensichtlich, sich an ihren Namen zu erinnern. „Vernie. Aber anständige Frauen sollten hier nicht ohne Begleitung herumlaufen.“ Er warf Jack einen Blick zu, der sagte, dass er das doch hätte wissen müssen.
Jacks Griff um ihre Hand verstärkte sich.
Da sie wusste, dass ihre Situation nicht Jacks Schuld war, erwartete Véronique, dass er das dem Fremden sofort klarmachen würde. Auch wenn Jack ihr Angestellter war, wusste sie, dass sie es verdiente, öffentlich zurechtgewiesen zu werden.
Jack steckte den Revolver in seinen Gürtel. „Dann gehen wir jetzt lieber. Danke, dass Sie sich hier um alles kümmern.“ Er legte ihre Hand in seine Armbeuge und führte sie hinaus.
Seine Bewegungen fühlten sich steif und angespannt an, und sie spürte, dass ein anderer Ärger in ihm aufstieg, während er sie über die Straße zog.
Ein schrilles Pfeifen ertönte, und im nächsten Augenblick war die Hauptstraße wieder von Bergarbeitern überfüllt. Jack hob Véronique an der Taille hoch und auf den Wagen, dann kletterte er an ihr vorbei auf die andere Seite und setzte sich. Er hatte es offenbar eilig und machte sich nicht die Mühe, außen auf die andere Seite herumzugehen, wie er es normalerweise tat.
Als sie den Rand der Stadt erreichten, konnte sie sein Schweigen nicht länger ertragen. Und auch nicht ihre Schuldgefühle. „Es tut mir leid, Jack. Mein Handeln war impulsiv und dumm und …“
„Ja, Madam, das stimmt.“ Er starrte mit harter Miene vor sich hin.
Véronique verstummte, eingeschüchtert durch seinen Tonfall, dann dachte sie wieder daran, was ihr hätte passieren können, wenn sie diesem Mann nicht entkommen wäre. Ein Schaudern zog über ihren ganzen Körper. Sie legte frierend die Arme fest um sich.
Schweigend fuhren sie weiter. Jack warf gelegentlich einen Blick hinter sich, als rechne er damit, dass ihnen jemand folgte. Das verstärkte ihr Unbehagen nur noch mehr.
Erst jetzt bemerkte sie, dass der Tag schon weit fortgeschritten war. Als sie den Stand der Sonne am blauen Himmel über sich betrachtete, fragte sie sich, ob sie wohl vor Einbruch der Dunkelheit in Willow Springs zurück wären.
„Du hast gesagt, dass du ihm entkommen bist.“ Seine tiefe Stimme war flach und dünn und verriet ihr, dass er immer noch verärgert war. „Wie hast du das geschafft?“
Sie blickte auf die
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