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- Lasst die Toten ruhen

- Lasst die Toten ruhen

Titel: - Lasst die Toten ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kotowski
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von ihr herrührt, verwirft, verspottet, verabscheut und sich einbildet, in meinen vier Mauern die einzige Hexenmeisterin sein zu wollen, obschon sie keine ist. – Meine Freundinnen sehen alle Abende Gesellschaften bei sich. Folglich blieb Ihr Haus allein mir übrig, meine liebe Baronin, und ich war indiskret genug, die Alte hierher zu bescheiden. Freilich rechnete ich nicht auf die trübe Stimmung, in der ich Sie finde, und ich will Befehl geben, dass der Schweizer das Weib abweise, wenn sie erscheint.« –
    Antonie stand auf; Florentine hielt sie aber zurück und beteuerte ihr, sie könne über ihr Haus verfügen. »Das Geschwätz der Alten wird vielleicht zu meiner Erheiterung beitragen«, setzte sie hinzu. –
    »Was konnte Sie aber so sehr verstimmen?«, fragte Antonie. »Del Canes Abwesenheit dauert ja nur wenige Tage. Spannenlange Trennungen, wie diese, können der Liebe nur Gewinn bringen, keinen Abbruch tun.«
    »Es ist nicht das, beste Maltingen, was mich verstimmt und bekümmert«, sagte Florentine und stockte.
    Antonie drang mit der wärmsten Teilnahme in die Zögernde, und eine Frau, welche anfing zu klagen, kann ihrem Vertrauen bald keine Grenzen mehr setzen. In kurzer Frist wusste das Fräulein, was sich am gestrigen Abend zugetragen.
    »Fassen Sie sich«, sagte sie endlich tröstend zu der bekümmerten Florentine, in deren Seele sich alle Schrecknisse während ihrer Erzählung erneuert hatten. »Es ist nur die bedauernswürdige Krankheit Ihres Bruders, die aus ihm sprach. Ein unbesonnenes Gerede ist vielleicht von ihm missverstanden worden. Wir leben ja nicht mehr in den Zeiten der Gespenster und Poltergeister. Auch gleicht del Cane keinem bösen Geiste, sieht eher einem schönen blassen Todesengel gleich. Vergeben Sie mir diese Parallele; ich sehe, Sie sind davon erschüttert und Ihre Nerven muss man schonen. Indessen möchte ich Ihnen einen Rat geben, den Sie beherzigen werden, wenn Sie es für gut finden.«
    »Welchen, liebe Maltingen?«, fragte Florentine begierig. –
    »Gerüchte sind Gerüchte«, führ Antonie fort, »bald lügenhaft, bald halbwahr; die wenigsten verdienen Glauben. Ohne Prüfung verwerfe man jedoch keines; zur Selbstberuhigung, meine ich. – Hat del Cane Geheimnisse vor Ihnen?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, stotterte Florentine. – Die Flammenröte auf ihren Wangen strafte sie aber Lügen vor der geübten Fragerin.
    »Dann, meine Freundin«, sprach Antonie mit gläubigem Enthusiasmus, »dann sind Sie zu beneiden, den Offenherzigen des falschen Geschlechts Bräutigam zu nennen. Dann berücksichtigen Sie weder die Äußerungen Ihres Bruders noch das fabelhafte Geschwätz, das ihnen zum Grunde liegt; hätten Sie aber Ursache, ein geheimes Winkelchen in del Canes Brust zu vermuten, wohin das Auge der Liebe noch nicht dringen durfte, dann untersuchen, dann ergründen Sie, dann beleuchten Sie mit der Fackel der Prüfung, was man Ihnen verhehle.«
    »Wie sollte ich?«, fragte Florentine staunend. –
    »Sie bedürfen dessen nicht, Glückliche!«, versetzte Antonie ihr mit Wärme die Hand drückend, »denn der Phönix ist Ihnen zuteilgeworden; aber gesetzt: Del Cane wäre ein gewöhnlicher Mann, hinterlistig, trügerisch, wie sie alle sind, dann müssten Sie handeln und das Verborgene an den Tage ziehen. Es verlohnte sich auch wohl der Mühe. An blutsaugende Vampire und Grabeslarven verbietet uns die gesunde Vernunft zu denken, obschon wirklich vieles da ist, das wir, wiewohl vergeblich, zu leugnen suchen. Wir wollen aber annehmen, die unglückliche Fantasie Ihres Bruders habe ihm einen Streich gespielt. Jenes Gerücht könnte doch … ich setze nur den Fall … nicht gänzlich eine Lüge sein. Sie haben von Scheintoten gehört?«
    »Ja«, erwiderte die lauschende Zuhörerin kaum vernehmbar.
    »Die Sache kann sich also natürlich aufklären«, fuhr das Fräulein von Maltingen fort. »Del Cane starb, wurde beerdigt, erwachte im Grabe zum Leben und ein seltener, aber glücklicher Zufall half ihm wieder zutage. Sie sehen, die Sache kann sein, auf die natürlichste Weise zugegangen sein. Eben so natürlich hat er sich, als er hierher kam, in Ihren Grazienfesseln gefangen, denn die männliche Welt liegt Ihnen zu Füßen, was uns Übrige schon eifersüchtig genug machte. Dass er nach Ihrer Hand strebt, dass er Ihnen verheimlicht, was einst mit ihm vorging, … was wäre natürlicher? Der Liebhaber erspart seiner Geliebten eine böse Kunde. Welches Weib umarmt wohl ohne Schauer den, der

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