Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan
Blumen.
»Ich liebe Margeriten.« Sein Blick fiel auf Kates Foto. »Ich sehe, Sie recherchieren.«
»Möchten Sie sich setzen?« Ich deutete auf das Sofa im Wohnzimmer.
Crease nahm ein Foto zur Hand, legte es wieder hin, nahm ein anderes.
»Soweit ich weiß, sind Sie an der Desjardins-Ermittlung beteiligt«, sagte er, ohne hochzusehen.
»Nur am Rande«, sagte ich und schob die Fotos zusammen.
Er seufzte tief. »Die Welt wird langsam verrückt.«
»Vielleicht«, bemerkte ich und streckte die Hand aus, damit er mir das Foto der Silvestre-Beerdigung gab.
»Bitte«, sagte ich und deutete noch einmal auf das Sofa. »Machen Sie es sich bequem.«
Crease setzte sich und schlug die Beine übereinander.
»Stimmt es, dass Dorsey angeklagt und nach Rivière-des-Prairies verlegt wurde?«
»Das habe ich auch gehört.«
»Glauben Sie, dass er es getan hat?«
Der Kerl gab einfach nie auf.
»Ich habe mit der eigentlichen Ermittlung nichts zu tun.«
»Wie steht’s mit dem Osprey-Mädchen? Gibt es da einen Durchbruch?«
Du kannst mich mal, dachte ich.
In diesem Augenblick tauchte mein Neffe auf und sah mit seiner Levi’s, den Stiefeln und dem Riesenstetson aus wie der reinste Großstadt-Cowboy.
»Ihr wollt jetzt bestimmt schnell los, damit ihr dort seid, bevor die guten Sachen alle weg sind.«
»Was für gute Sachen?«
»Die Barschköder und die Elvis-T-Shirts.«
»Ich suche eigentlich eher nach einer Madonna aus Plastik.«
»Probier’s mal in der Kathedrale.«
»Die andere Madonna.«
»Sei vorsichtig«, sagte ich und drohte mit dem Finger.
»Vorsichtig ist mein zweiter Vorname. Christopher Vorsichtig Howard. C.V. für meine guten Freunde.« Er tippte sich mit zwei Fingern an die Hutkrempe.
»Na gut.«
Als Crease sich verabschiedete, legte er mir die Hand auf die Schulter, strich an meinem Arm entlang und drückte ihn knapp über dem Ellbogen.
»Sie sollten sich aber auch in Acht nehmen«, sagte er mit bedeutungsschwerem Blick.
Was ich nahm, war eine lange Dusche.
Später setzte ich mich, geschrubbt und nach Sandelholz riechend, an meinen Computer und kontrollierte meine E-Mails. Es gab nichts Weltbewegendes. Ich schrieb Anregungen zu Problemen, die Studenten mir geschickt hatten, bearbeitete die Anfrage eines Pathologen zu einem merkwürdig geformten Schädel und antwortete meinen drei Nichten in Chicago. Die Mädchen waren Töchter von Petes Schwestern und eifrige Computer-Freaks und hielten mich über die Vorkommnisse in der verzweigten lettischen Familie meines Ex-Gatten auf dem Laufenden.
Um halb zwei schaltete ich den Computer aus und rief bei Isabelle an. Sie war nicht zu Hause, wie ich erwartet hatte.
Um einen Vorwand zu haben, nach draußen zu gehen, marschierte ich zur poissonnerie, um Riesengarnelen zu kaufen. Ich war kaum einen Block weit gekommen, als ich plötzlich, von Fotos im Schaufenster des Salons Coiffure Simone angezogen, wie angewurzelt stehen blieb.
Ich starrte die Frau in Schwarzweiß an. Sie sah gut aus. Topmodisch, aber ordentlich. Professionell, aber flott.
Mein Gott, Brennan. Du klingst wie eine Shampoo-Werbung. Jetzt sagst du dir gleich, dass du dir so was auch mal verdient hast.
Aber ich hatte Kit doch gesagt, dass ich einen Friseurbesuch plante.
Ich betrachtete das Poster und überlegte mir, wie viel Pflege eine solche Frisur erfordern würde. Und kam zu dem Schluss, dass sie mit meiner Zehn-Minuten-Regel wohl nicht vereinbar wäre.
Ich wollte schon weitergehen, als ich im Schaufenster mein Spiegelbild bemerkte. Was ich sah, war Lichtjahre von der Dame auf dem Foto entfernt.
Wann hatte ich das letzte Mal eine neue Frisur ausprobiert?
Vor Jahren.
Und der Salon bot einen Sonntags-Sonderpreis an.
Fünf Dollar weniger. Gut. Du sparst dir dreieinhalb U.S.-Dollar.
Eine neue Frisur könnte meine Stimmung heben.
Sie könnte auch eine Katastrophe sein.
Haare wachsen nach.
Letzteres kam direkt von meiner Mutter.
Ich öffnete die Tür und trat ein.
Stunden später aß ich vor dem Fernseher zu Abend. Eine Tiersendung lief, Kängurus kickboxten um die Kontrolle des Rudels. Birdie lag vor dem Kamin und betrachtete mich still, aber argwöhnisch aus der Entfernung.
»Haare wachsen nach, Bird.«
Während ich eine Garnele in Soße tauchte und in den Mund schob, hoffte ich, dass sie es tun würden, bevor Kit nach Hause kam.
»Außerdem könntest du mich ruhig ein bisschen aufmuntern«, informierte ich meinen Kater.
Der Versuch, mit einer neuen Frisur meine
Weitere Kostenlose Bücher