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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Gesicht. Ihr kam eine Idee, und sie sagte: »Warte, ich hole meine Kamera. Sie ist wahrscheinlich nicht so gut wie deine, aber sie macht ordentliche Bilder. Du kannst die Speicherkarte mitnehmen; ich hab noch eine.« Das war auch etwas, was sie immer mitnahm: eine Kamera, um siegreiche Jäger zu fotografieren, falls sie vergaßen, ihre eigenen Kameras mitzubringen.
    »Das ist okay«, sagte Harlan schnell und wurde dann rot. »Ich muss dir was sagen.«
    Angie sah ihn verwirrt an. Er wirkte gleichzeitig verlegen und beunruhigt, was merkwürdig war. »Kannst du das Haus nicht vermarkten?« Ihr fiel sonst nichts ein, was seinen Gesichtsausdruck erklärt hätte.
    »Nein, das ist es nicht, natürlich nicht. Das ist kein Problem. Es ist nur, nun, ich brauche keine Fotos zu machen, weil ich bereits ein Angebot habe.«
    »Schon?«
Angie lehnte sich mit großen Augen zurück. Sie wusste nicht, ob sie begeistert oder entsetzt sein sollte, denn sie hatte sich nicht in ihren kühnsten Träumen vorgestellt, dass es so schnell den Besitzer wechseln würde. Dadurch würde sie viel Geld sparen; andererseits hatte sie noch keine Zeit gehabt, sich seelisch oder körperlich auf einen Umzug vorzubereiten, darum löste diese Nachricht bei ihr Panik aus. Harlan musste sofort damit begonnen haben, es allen in der Gemeinde zu sagen, oder er hatte jemandem eine E-Mail geschickt, der …
    Dann kam ihr ein schrecklicher Gedanke. Sie selbst hatte es einer Person erzählt, jemandem, der ein persönliches Interesse daran haben würde, sie so bald wie möglich loszuwerden.
    »Wer?« Sie versuchte, neutral zu klingen, versuchte, nichts zu verraten, aber der Blick, den ihr Harlan nun zuwarf, sagte ihr, dass sie gescheitert war … vielleicht, weil sie spüren konnte, wie sich ihre Augen zu Schlitzen verengten und ihr Kiefer sich verkrampfte. Ein neutraler Tonfall konnte den Todesblick unmöglich ausgleichen.
    »Dare Callahan.«
    Zorn stieg in ihr hoch. Sie versuchte zwar, ihn zu unterdrücken, versuchte, vernünftig zu sein. Schließlich
musste
sie verkaufen, und je eher, desto besser. Callahan tat ihr sogar einen Gefallen, ob er es wusste oder nicht. Ja, sie wünschte, dass jemand anders das Haus kaufen würde, aber das musste sie nun mal überwinden.
    Harlan hüstelte. »Ich, ähm, ich habe gestern zufällig aus dem Fenster geschaut und dich mit ihm auf dem Parkplatz gesehen. Ihr scheint euch ja nicht gerade gut zu verstehen.«
    »Das ist noch milde ausgedrückt«, murmelte sie. »Wenn er nicht wäre, müsste ich schließlich nicht verkaufen.« Sie seufzte und rieb sich das Gesicht; sie blickte aus dem Küchenfenster, um Harlan nicht ansehen zu müssen, während sie sich zusammenriss. Okay. Diese Sache machte sie stinksauer, aber sie würde damit fertig werden müssen. Sie hatte mit Harlan einen Vertrag abgeschlossen. Wenn Callahan ihren Preis zahlte, dann war sie juristisch gebunden, den Vertrag zu erfüllen. Das war es, was Harlan so beschäftigte; er wusste, dass sie in der Falle saß, und er hasste es, dass Callahan ihn benutzt hatte, um sie zu fangen.
    »Er ist sofort in mein Büro gekommen, nachdem du gefahren bist, und heute Morgen war er nach einem Treffen mit seinem Vermögensberater bei der Bank wieder da und hat ein Angebot gemacht.«
    Sie war so darauf konzentriert, ihre Gefühle im Zaum zu halten, dass sie einige Sekunden brauchte, um zu begreifen, was Harlan da sagte. Sie riss den Kopf herum. »Ein Angebot?« Das war etwas anderes, als den ausgeschriebenen Preis zu akzeptieren, was er gesagt hätte, wenn Callahan sich an ihre Preisvorstellung hätte halten wollen.
    »Ja.« Er drehte seine Tasse hin und her. »Wärst du bereit, dich mit dreißigtausend weniger zu begnügen?«
    Angie schoss von ihrem Stuhl hoch, unfähig, still sitzen zu bleiben – bei so viel rot glühendem Zorn, der sie erfüllte. Sie ging zum Fenster, krampfte die Hände um den Rand der Spüle und hielt sich daran fest, während sie hinausstarrte. Sie sah nichts, sondern nutzte die Zeit, um sich zusammenzureißen. Dieser Bastard! Dieser gemeine, elende Bastard! Er wusste doch, in welcher Lage sie war, musste sich also ausgerechnet haben, dass sie kurz vor der Pleite stand und verkaufen
musste;
er kannte auch die Flaute auf dem Immobilienmarkt und wusste, wie schwierig es war, eine Finanzierung zu bekommen. Er hatte sie ziemlich in der Hand, und das nutzte er aus, um den Besitz zu einem Spottpreis zu bekommen. Sie und Harlan hatten ihn zwar so festgelegt, dass sie

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