Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
bleiches, vom Mond beschienenes Gesicht war zu einer hässlichen Fratze verzerrt. » T ramixum!«, brüllte sie der Schattenarmee aufgebracht entgegen. » T ramixum! T ramixum!«
Die erste Reihe der Rüstungen trat bereits mit erhobenen Klingen auf Laura und Percy zu, aber da stapfte Portak ihnen auch schon entgegen und blockierte ihnen den Weg. Während die Schwerter wirkungslos an seinem Granitkörper abprallten, schwang er die Arme, als wären sie Dreschflügel, und holte gleich vier Rüstungsgeister auf einmal von den Beinen. Kraftlos fielen sie in sich zusammen, die Helme flogen in hohem Bogen durch die Luft, während der Griff der eisernen Handschuhe sich lockerte und die Schwerter auf den Boden polterten – offensichtlich war es um die geisterhaften Rüstungen geschehen, sobald der Helm vom Rumpf getrennt wurde. Aber da war die nächste Reihe der Angreifer bereits heran.
»Ihr Blechgesellen, gebt schön Acht, was man mit Übeltätern macht!«, rief der Steinerne Riese ihnen grimmig entgegen, bevor er erneut in Aktion trat. Die Harnische schepperten hohl, wenn sie von seinen Hieben getroffen wurden, und wieder dauerte es nicht lange, bis er sich der Geisterrüstungen erwehrt hatte.
Auch Laura und Percy griffen in den Kampf ein. Eilends bewaffneten sie sich mit den herrenlosen Schwertern, die im Burghof verstreut waren, und stellten sich an Portales Seite dem unheimlichen Heer in den Weg. Mit einem Mut, wie er nur demjenigen zu eigen ist, der um das nackte Leben kämpft, schlugen sie die Angreifer mehr und mehr zurück. Bald war der Burghof von Helmen, Harnischen, Beinschienen und Waffen übersät.
Doch die Gegner gaben sich noch nicht geschlagen. Angetrieben von der tobenden Syrin, drangen sie unablässig auf Portak und die Wächter ein, und auch der Grausame Ritter hielt die Zeit zum Eingreifen für gekommen. Aufsein Zeichen stürmten Bardolf und vier seiner mutigsten Recken die Treppe hinunter, um sich aus dem Hinterhalt auf die Bedrängten zu stürzen.
Glücklicherweise klirrten ihre Rüstungen so laut, dass Laura ihr Heranpreschen rechtzeitig bemerkte und dem Steinriesen eine Warnung zurufen konnte. »Portak!«
Der Gigant fuhr herum, und während Laura und Percy ihm den Rücken frei hielten, setzte er sich gegen Reimars Mannen zur Wehr. Einer nach dem anderen ging unter seinen gewaltigen Hieben zu Boden, und Reimar von Ravenstein musste erkennen, dass selbst die besten seiner Recken gegen den Hünen nichts auszurichten vermochten. Portak glich einer übermächtigen Kampfmaschine, schier unverwundbar aufgrund seiner steinharten Natur.
Allerdings war selbst der Riese mittlerweile ins Keuchen gekommen. Grimmig blickte er hoch zu Reimar am Portal, deutete auf die außer Gefecht gesetzten Männer, die vor ihm auf der Treppe lagen, und schleuderte ihrem Anführer herausfordernd entgegen: »Ist unter Euch kein tapfrer Mann, dann legt Euch schleunigst Windeln an!«
Mit stockfinsterer Miene blickte der Grausame Ritter auf seine kampfunfähigen Männer und die dezimierte Geisterarmee, auf die Portak, einer Dampframme gleich, bereits erneut eindrang. Laura fürchtete schon, dass Reimar weitere seiner Recken in den Kampf schicken würde, als er einen seiner Vasallen zu sich heranwinkte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Der Mann nickte und verschwand, gefolgt von seinen Kumpanen, eilends im Inneren der Burg. Nur der Herr von Ravenstein stand noch vor dem Portal und beobachtete seelenruhig das erbitterte Gefecht zwischen dem Geisterheer und den Wächtern.
Eine bange Ahnung befiel Laura: Reimar führte eine Teufelei im Schilde. Aber was konnte ihnen denn noch gefährlicher werden als eine Gespensterarmee und seine blutrünstigen Spießgesellen?
T ief geduckt hastete Silvan durch den Schwefelsumpf. Der Waldläufer keuchte. Durch das nasse Tuch, das er sich auf Mund und Nase gepresst hatte, bekam er kaum Luft. Seine Lungen brannten, und die Füße schmerzten. Rings um ihn herum war nichts als Dunkelheit. Ab und an konnte er undeutliche Schemen erkennen oder Irrlichter, mit denen die Sumpfgeister ihn vom rechten Weg abzubringen versuchten, um ihn in die Tiefe des Moors zu ziehen. Meist aber sah er – nichts, und das sorgte ihn mehr und mehr. Trübte sich sein Blick? Zeitigten die giftigen Schwefeldämpfe, die er trotz des schützenden Tuches einatmete, bereits Wirkung? Oder lag es vielmehr daran, dass es noch geraume Zeit hin war bis zur Morgendämmerung? Silvan wusste es nicht. Er wusste nur eins: Sich bei
Weitere Kostenlose Bücher