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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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zahlreichen Versetzungen und für seinen raschen Aufstieg zu meinem Stellvertreter. Anders als die meisten Russen ist er ein geborener Kosmopolit. Außerdem spricht er noch fließend Deutsch«, fügte er hinzu. »Er hat einige Zeit in Ost-Berlin gearbeitet und von dort zu Terroristengruppen Kontakt gehalten.«
    Haller streckte sich und gähnte. »Nun, wir werden einfach abwarten müssen, was passiert, wenn wir in Zürich angekommen sind…« Er blickte auf seine Uhr. »… und das wird nicht mehr lange dauern.«
    »Scharpinsky wird in diesen Zug steigen«, wiederholte Marenkow bockig. »Ich kenne ihn.«
    »Wenn die Zeit da ist, wollen wir hoffen, daß auch ich ihn dann gut genug kenne«, sagte Elsa mit Nachdruck, als sie ihre Skizze studierte.
    Der mit einer Eiskruste überzogene Atlantik-Expreß glitt in das riesige Gewölbe des Züricher Hauptbahnhofs hinein, wurde auf Gleis vier geleitet und hielt an. Der Sicherheitskordon, mit dem Traber den Hauptbahnhof umgeben hatte, war einer der engsten, die er je organisiert hatte. In seinem unauffälligen schweren Mantel und einem weichen Hut stand er in der Nähe der Sperre und paffte seine kurze Zigarre, als die Reisenden aus dem Zug zu strömen begannen. Die meisten waren hohlwangig vor Mangel an Schlaf und überstandener Angst. Es waren aber nicht die aussteigenden Reisenden, die Traber ruhig studierte; ihn interessierten die sich drängenden Fahrgäste, die in den Expreß einsteigen wollten.
    Dreißig Abwehrbeamte, bewaffnet und in Zivil, waren über das Bahnhofsgebäude verteilt. In der Bahnhofshalle patrouillierten zudem ungewöhnlich viele uniformierte Polizisten. Draußen im Schnee stand an strategischen Punkten ein Dutzend Streifenwagen mit Verstärkungen. Sie standen sämtlich mit dem Assistenten Trabers in Funkverbindung, Major Kurt Dobler, der mit einem kompakten Walkie-talkie in der Hand dicht bei seinem Chef stand. Oberst Springer ging durch die Sperre, zeigte seinen Dienstausweis in der Handfläche und begrüße Traber.
    »Wie steht’s im Expreß?« murmelte Traber.
    »Gespannte Atmosphäre. Aber alles unter Kontrolle. Unser VIP ist überzeugt, daß Scharpinsky versuchen wird, in den Expreß einzusteigen…«
    »Scheint unwahrscheinlich, jetzt, wo Sie eine Beschreibung haben…« Springer hatte seinen Chef vom Zug aus informiert, daß Marenkow ihnen vom Aussehen des KGB-Obersten erzählt hatte. »Andererseits«, fuhr Traber fort, »haben wir noch immer nicht die Schweizer Schaltzentrale der Sowjets lokalisiert…«
    An der Sperre waren außergewöhnliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Neben den Schalterbeamten warteten Sicherheitsbeamte, um die Reisepässe zu kontrollieren, und hinter denen stand eine Gruppe uniformierter Polizisten. Wenige Meter weiter rechts war eine weitere Sperre geöffnet – sie war für Gepäckträger reserviert, die Gepäck zum Zug bringen sollten. Jeder Gepäckträger wurde angehalten, während ein Hundeführer einen abgerichteten Schäferhund die Gepäckstücke nach Sprengstoff beschnuppern ließ.
    »Wer ist dieses attraktive Mädchen im Pelzmantel, das da auf der anderen Seite der Sperre wartet?« wollte Traber wissen.
    »Eine von uns. Elsa Lang. Es kann sein, daß sie Scharpinsky erkennt, falls er versucht, in den Expreß einzusteigen…«
    Auf der anderen Seite der Sperre stand Elsa mit hochgeschlagener Kapuze, um sich vor der Kälte zu schützen. Sie rauchte eine Zigarette, wobei sie die wartenden Reisenden offen musterte, als wartete sie auf einen Freund, mit dem sie sich verabredet hatte. Von ihrer Arbeit als Maskenbildnerin her wußte sie, wie leicht man das Erscheinungsbild eines Menschen ändern kann. Folglich konzentrierte sie sich auf Größe und Körperbau und hielt nach einem kleinen, gutgebauten Mann Ausschau. Vergiß alles andere, mahnte sie sich selbst – Schnurrbarte, Bärte, Kleidung, Alter –, richte deine Aufmerksamkeit auf das, was nicht leicht geändert werden kann. Ein in ihrer Nähe stehender Mann in Zivil kam näher und sprach hinter vorgehaltener Hand, während er sich eine Zigarette anzündete.
    »Abwehr. Oberst Springer hat mir von Ihnen erzählt. Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie es mir – selbst wenn Sie nur glauben, daß er es sein könnte. Sehen Sie ihn dann nicht wieder an…«
    »Ich beherrsche meinen Job…«
    »Das habe ich schon gemerkt. Und entfernen Sie sich deutlich von mir, sobald Sie auf ihn gezeigt haben. Es könnte zu einer Schießerei kommen…«
    »Vielen Dank für die

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