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Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition)

Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition)

Titel: Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Beuys
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»Den gesamten Oktober über war es ruhig geblieben, aber Anfang November hatte die Misere aufs Neue begonnen«, schreibt Mirjam Levie. »Im November waren die Juden an der Reihe, die bei der Wehrmacht arbeiteten. Viele wurden von ihrem Arbeitsplatz geholt, die Familien aus den Häusern geschleppt und alle zusammen abtransportiert.«
    So geschah es tagsüber am 11. November in Kattenburg, dem Ortsteil am östlichen Hafenrand, wo sich 1911 die »Konfektionsfabrik Hollandia« angesiedelt hatte. Die Fabrik stellte wasserdichte Regenmäntel her, war die größte und modernste in Europa und einem deutschen Verwalter unterstellt. Der hatte für seine »Rüstungsjuden« und ihre Familienmitglieder bisher eine Freistellung von den Transporten bekommen, da Hollandia große Mengen Regenmäntel für die deutsche Wehrmacht produzierte. Unter dem Vorwand, es gelte Sabotage zu bekämpfen, drang die deutsche Polizei überfallartig in die Fabrik und in die Wohnungen der Arbeiter ein und führten über 820 Männer, Frauen und Kinder ab. Für sie wurde das Vernichtungslager Auschwitz zum »Endziel«, nur acht von ihnen überlebten.
    Im November gingen die ganz normalen Wohnungs-Razzien weiter. Weigerung zwecklos. Wohin sollte man fliehen? Die »Schwarzen« vom Schalkhaarder Bataillon wurden im November an drei Wochen jeweils fünf Tage eingesetzt. Die unzuverlässigen Amsterdamer Streifenpolizisten ließ Ferdinand aus der Fünten, der die Aktionen festlegte, in Ruhe. Nur als in Amsterdam die letzten jüdischen Geschäfte mit Lebensmitteln schließen mussten und versiegelt wurden, vertraute der SS -Mann diese Aufgabe den traditionellen Amsterdamer Polizisten an. Am 1. Dezember verhaftete die deutsche Polizei fünf Niederländer vom »schwarzen« Polizeibataillon: Diebstahl aus jüdischen Wohnungen, Korruption und Alkoholismus hieß die Anklage. Sie waren nicht die letzten, die aufgrund ähnlicher Vorwürfe entlassen oder versetzt wurden.
    Natürlich standen solche Dinge nicht in den gleichgeschalteten Zeitungen. Die warnten vor den Gefahren der Verdunkelung, die die Deutschen sofort nach ihrem Sieg im Mai 1940 angeordnet hatten: In der ersten Novemberwoche waren nachts wieder Menschen in den Grachten ertrunken, diesmal sieben an der Zahl. Am 14. berichteten die Zeitungen vom »Tag der Niederländischen Polizei«, der mit einem Marsch durch die Stadt, vorbei am Bürgermeister, begann und mit einem festlichen Konzert im Concertgebouw endete. Am 3. Dezember gab es eine Sensation zu melden: Die Stadt Amsterdam stellte erstmals Frauen als Straßenbahnfahrerinnen ein, 300 insgesamt. Dahinter stand die Befürchtung, dass die niederländischen Fahrer demnächst gezwungen würden, in Deutschland zu arbeiten.
    Am 5. Dezember 1942 war die Zeit stehen geblieben: Festlich zog Sinterklaas, der heilige Nikolaus, wie seit Generationen mit Zwarte Piet, in Deutschland Knecht Ruprecht, in Amsterdam ein, in den Straßen von Kindern und Erwachsenen jubelnd begrüßt. Kein Kind in Amsterdam blieb ohne Geschenk, zumal in diesem Jahr das jüdische Chanukkafest und Sinterklaas fast zusammenfielen. Zu Chanukka bekam Anne Frank »ein paar hübsche Sächelchen«. Doch der »Nikolausabend am Samstag war viel schöner«. Das schrieb Anne Frank im Hinterhaus an der Prinsengracht, wo fünf Erwachsene und drei Jugendliche untergetaucht waren, am 7. Dezember 1942 in ihr Tagebuch. Otto Frank, der Vater, hatte die Geschenke im unteren Teil des Hauses in einem Schrank versteckt. Dieser Raum hatte keine Fenster, und am Samstagabend war keiner der Mitarbeiter in den Büros: »In der Ecke stand ein großer Korb, mit Nikolauspapier geschmückt, und ganz oben war eine Maske vom Zwarte Piet befestigt. Schnell nahmen wir den Korb mit nach oben.«
    Am 17. Dezember brachten die BBC und Radio Oranje in ihren Nachrichten eine Erklärung der Anti-Hitler-Koalition. Polen sei zum »Hauptschlachthaus« der Deutschen geworden; Schwächere fielen dem Massenmord zum Opfer, andere würden durch Arbeit zu Tode geschunden. Professor David Cohen, Vorsitzender des Jüdischen Rats, versuchte in Gesprächen, die Amsterdamer Juden zu beruhigen. Aus der Tatsache, dass Gräueltaten gegenüber polnischen Juden begangen würden, sei nicht zu schließen, dass den holländischen Ähnliches passieren würde. Solche Erklärungen seien Propaganda mit dem einzigen Ziel, die Welt gegen Deutschland aufzubringen.
    18. Dezember – Ein Zug der Deutschen Reichsbahn verließ mit dem letzten

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