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Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Titel: Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Bielendorfer
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dem Rücken verschränkten Armen über den Marmorboden geschleift. Vielleicht heißt es ja deshalb Schweizer Taschenmesser? Übrigens, nur damit manche Schüler gar nicht erst auf die Idee kommen: Nicht als Taschenmesser zählen Butterfly, Machete, Säbel, Dönermesser und Samuraischwert.
    Sprite
    Langweilige Zitronenbrause, so zuckersüß, dass man damit versehentlich Diabetiker umbringen könnte.
    Korn
    Hier wird’s spannend. Korn und
Sprite
ergeben beim richtigen Mischungsverhältnis nicht nur ein hochprozentiges Erfrischungsgetränk, das bei ausreichender Zufuhr wieder Saft in Opas alte Pökelspritze gibt, sondern beide Flüssigkeiten sind auch noch farblos und deshalb leicht zu konsumieren, ohne dass ein Lehrkörper davon Wind bekommt. Gut, es könnte sein, dass die Begleitungslehrer doch irgendwann skeptisch werden, wenn nach der dritten umherwandelnden
Sprite
-Flasche ein im Bus gesungenes »An der Nordseeküste, am plattdeutschen Strand« zu einem »Annn der Noaaadsäääküsssteee, am plaaattdeutschn Straaand« oder vielleicht sogar zu »lesbisch, lesbisch und ein bisschen schwul« verkommt. Natürlich sollte man tunlichst darauf achten, dass man das Gebräu in der
Sprite
-Flasche mixt, mit einer guten Flasche Weizenkorn auf der Klassenfahrt aufzuschlagen wird gemeinhin nicht gern gesehen. Alkohol ist im Schulkontext natürlich generell tabu, ein absolutes No-go, wie man unter Jugendlichen sagt, und jeder Lehrer wird gerne bestätigen, dass jeder Versuch der Schüler, sich während der Klassenfahrt zu betrinken, verhindert wird. Notfalls, indem er das Gebräu selbst trinkt und damit unschädlich macht. Man ist ja schließlich bereit, Opfer zu bringen.
    Die »Bravo-Hits«
    Die
Bravo
bildet nun schon seit über fünfzig Jahren ein Leitmedium in Sachen Jugendkultur. Nach der Lektüre einer Ausgabe weiß man folglich, dass es sich bei der sogenannten Jugendkultur um selbst geschossene Nacktbilder schlecht frisierter Fliesenlegerlehrlinge handelt sowie um Neuigkeiten aus der Welt der Bumsmusik. Da sich die
Bravo
auch im Musikbereich als Trendsetter versteht, gibt sie regelmäßig eine Kompilation auf den Markt, die für junge Menschen im Klassenfahrtalter so etwas wie der Heilige Gral ist.
    Die »Bravo-Hits« ist eine Art Bibel der Klassenfahrer. Denn ebenso, wie in jedem noch so abgewohnten Hotelzimmer eine Bibel in der Nachttischschublade liegt, lässt sich in jedem noch so angeranzten Klassenfahrerverschlag mindestens eine, wenn nicht gleich mehrere »Bravo-Hits« finden. Mit der Geschwindigkeit der Zellteilung von Froschlaich erscheinen neue »Bravo-Hits«-Kompilations, auf denen sich zielsicher die schlimmstmögliche Mixtur aus Kaugummipop und degenerierter Bumsmusik findet, die die aktuellen Charts so hergeben. Simple Texte auf Vorschulniveau kopulieren hier mit einem konstanten 120-bpm-Kirmesschubserbeat, der direkt aus der Feder der Gesichtshandtasche Dieter Bohlen stammen könnte. Die Musiksammlung ist gerade richtig, um angetrunken und mit heruntergelassener Hose vor dem schiefen Turm von Pisa herumzustehen und zu einem batteriebeladenen Gettoblaster »DötDötDöderötDötDöt« zu grölen. Eigentlich kann sich der geneigte Musikliebhaber alternativ zur neuesten »Bravo-Hits« auch zwei Stunden lang einen elektrischen Dosenöffner ans Ohr halten.

Der Erdkundelehrer –
Frau Doktor sitzt im Schrank
Frau Dr. Löfflers Unterlippe vibrierte. Die kleine Frau mit dem Pagenschnitt und dem Überbiss war schon wieder an ihrem Limit angelangt. Die Unterrichtsstunde war jetzt genau drei Minuten alt.
»Das ist ja ein … Phaaalllus!«, geierte sie mit ihrer von Nikotin und Koffein ausgebleichten Stimme. Allein die lateinische Verklausulierung des riesigen Pimmels, der sich von Norwegen bis Dänemark erstreckte und einen gestrichelten Strahl in Richtung unseres derzeitigen Standorts Gelsenkirchen strullerte, brachte die dreißig Halbstarken vor ihrem Pult zum Lachen.
Frau Dr. Löffler hatte gerade eine der riesigen Europakarten ausgerollt, die Martin Siekmann in jeder Erdkundestunde aus dem Kartenraum holen musste. Diesmal schlug uns aber nicht nur der mottige Muff der vergilbten Karte entgegen, sondern auch die Zeichnung eines überdimensionalen Geschlechtsteils, das Gökhan in der Pause mit Edding aufgetragen hatte.
Darauf war unsere Erdkundelehrerin natürlich nicht vorbereitet, eigentlich war sie nie auf etwas vorbereitet. Denn leider war Frau Dr. Löffler mit einer äußerst instabilen Psyche

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