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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtkrater
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es wirklich Ardan?«
    »Zumindest trägt er dessen Schuhe und Jackett.«
    Richard blickte vorsichtig zu Max Weindl hinüber, ei nem alten grünen Kasten mit verbeultem Blechschild an der Ecke inmitten von ansonsten renovierten Klei n odien, vor dem Krankenwagen und Polizeiauto hielten. Die P o lizisten setzten sich die Mützen auf. Die Sanitäter holten die Trage aus dem Wagen. Die Menge schloss sich hinter den öffentlichen Helfern.
    »Komm, Richard. Wir müssen mit der Polizei reden.«
    »Worüber?«
    Ich stutzte. Ja, sicher, es war nicht sein Hoheitsgebiet. Die bayrische Polizei wäre über die Gegenwart eines Staatsanwalts aus Baden-Württemberg grundsätzlich nicht erfreut gewesen. Schon gar nicht, wenn er sich als Zeuge aufdrängte, der eigentlich nichts gesehen hatte.
    »Aber jemand hat einen Mordanschlag auf Ardan ve r übt! Ein Schaufenster geht nämlich nicht einfach kaputt, wenn einer hineintaumelt, nicht einmal, wenn man ihn hineinschubst. Da hat einer einen Pflasterstein in die Hand genommen.«
    Richard zog die Glut fast bis in den Filter.
    »Und wenn man sofort eine Fahndung auslöst, dann kriegt man ihn vielleicht noch. Es gibt nur die eine Br ü cke. Alle müssen darüber, wenn sie die Insel verlassen wo l len.«
    »Und nach wem genau sollte die Polizei fahnden?«
    »Hallo, Richard! Torsten Veith ist tot. Und jetzt ve r blutet Michel Ardan in einem Schaufenster, keine zehn Minuten, nachdem er mit uns gesprochen hat. Einer, der Torsten Veith gekannt hat und heute Abend einen Vo r trag halten und beweisen wollte, dass es Spuren von S e leniten auf dem Mond gibt.«
    »Ach was! Das haben schon viele beweisen wollen, ohne dass sie zu Tode gekommen sind.«
    »Dann eben Atomraketen. Man muss sich doch w e nigstens das Manuskript und die Bilder seines Vortrags angucken! Wir brauchen Ardans Laptop. In welchem Hotel ist er denn abgestiegen? Weißt du das?«
    Richard warf den schwelenden Filter in den Grünk ü bel. »Im Hotel Ratsstuben in der Ludwigstraße.«
    Meine olfaktorische Erinnerung reproduzierte den bet ö renden Duft nach Bratensoße. »Da schau her! Das H o tel ist gleich da unten um die Ecke. Los, sag den Bullen B e scheid, auf dich werden sie hören. Wir müssen uns bee i len. Vielleicht erwischen wir den Täter sogar noch im H o tel!«
    »Stopp, Lisa!« Richard schnappte mich am Ellbogen. »Wir müssen den Polizisten nicht sagen, wie sie ermi t teln sollen!«
    Ich riss meinen Ellbogen los. »Richard! Wir sind vie l leicht die nächsten auf der Todesliste. Wir waren die Letzten, mit denen Ardan gesprochen hat, und zwar ziemlich konspirativ da oben auf dem Leuchtturm.«
    »Komm wieder runter, Lisa! Und schlag dir diesen Agententhrillermüll aus dem Kopf. Ein für alle Mal: Niemand will Atomraketen auf dem Mond stationieren. Er eignet sich nämlich nicht als Abschussbasis, denn er kreist mit einer Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Sekunde um die Erde und ist nur alle zwölf Stunden dort, wo man ihn gerade brauchte. Und jetzt komm! Ich werde den ermittelnden Staatsanwalt in Kempten heute Abend anrufen, okay?«
    »Wovor hast du eigentlich Angst, Richard?«
    »Angst?« Richard gehörte zu den Männern, die auf dieses Wort mit hochgezogenen Augenbrauen und d e monstrativem Unverständnis reagierten. »Weißt du was?«, schnarrte er. »Dann bleib halt hier und erzähl der bayrischen Polizei, was du zu wissen glaubst. Aber dann musst du selber zusehen, wie du wieder nach Friedrich s hafen kommst.« Damit drehte er sich um.
    Die Bresche, die er zwischen Kleiderständern und Straßenlokalen in die Passanten marschiert hatte, schloss sich hinter seinem Rücken. Cipión zerrte an meiner Le i ne, ihm hinterher. Was blieb mir anderes übrig? Richards Nerven waren eindeutig auch schon mal besser gewesen, dachte ich.

22
     
    »Eine Eigenschaft des Raumschiffs Erde ist, dass ke i ner der Passagiere aussteigen kann. Wir sind gezwungen, die Reise durch das finstere All gemeinsam fortzusetzen, ob uns alle Mitreisenden sympathisch sind oder nicht.« Der Overview-Effekt, Ulf Merbold , 1989
     
    Die USA drohten dem Iran, weil er von der Urananre i cherung nicht lassen wollte. Der Iran zeigte Tausende von Zentrifugen, die den Ingenieuren in der Cupola nur ein mitleidiges Gelächter entlockten. Mit offenem Hemdkragen schüttelte der schmächtige iranische Präs i dent seine Faust gegen Israel. Der russische Präsident Putin machte sich madig angesichts der amerikanischen Pläne, Raketen gegen Atomangriffe der

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