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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtkrater
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lächelte martialisch. »Kill sie, diese ve r dammten Biester, und du bekommst von mir eigenhändig einen Orden für Verdienste um die Artemis.«
    »Yes, Sir. Übrigens, ich hätte da noch eine Bitte.«
    Butchers Backe tickte.
    »Ich müsste dringend mit jemandem auf der Erde Kontakt aufnehmen. Es geht um meinen Hund, einen Dackel … Er heißt Cipión .«
    Butcher zog die Brauen hoch. Seine Kiefer schwollen.
    »Er ist mir in Süddeutschland abhandengekommen. Und nun möchte ich einer Freundin Bescheid sagen, dass sie ihn sucht. Versteht ihr? Da zählt jeder Tag!«
    Zippora runzelte die Stirn. »Ich habe den Eindruck, dass du dich über uns lustig machst.«
    Ich blickte in kohlschwarze Augen. Sie senkte ihren Blick rechtzeitig, bevor es in ein Blickfechten ausgeartet wäre.
    »Tamara wird dich in die Kommunikation einwe i sen«, sagte Leslie Butcher. Seine Stimme knarrte wie die Tür zum Hades. »Und in alles andere, was du nicht weißt.«
    »Gern«, meldete sich Tamara unter ihrem Feuerl ö scher. »Nur sollte ich jetzt erst einmal die EVA- und Laborbelegungspläne neu machen. Krzysztof hat sich b e klagt, dass er zu wenig Zeit hat. Giovanni will nichts a b geben, und Sergei, na ja, der pocht wieder mal aufs russische Pri n zip.«
    »Komm, Michelle. Ich zeig ’ s dir.« Zippora zupfte mich am Ärmel aus dem Büro des Kommandanten, in dem, noch ehe wir raus waren, andere, vermutlich wic h tigere Sorgen das Regiment übernahmen.
    Mir schwindelte kurz. Eine schwere, klebrige Luft sank mir in die Lunge. Sie machte keine Hoffnung auf Erfrischung, so tief ich auch einatmete. Und eigentlich wollte ich gerade diese angeschwitzte, aufgeheizte und ausgedünstete Luft nicht atmen. Panik flutete mich. E i nen Ausweg ließ das Gewinkel aus grauen Wänden mit Schaltkästen, Kabelgirlanden, Luftschläuchen und Wer k zeugen nicht erkennen. Es kam mir vor, als zwängten wir uns durch die Kutteln eines riesigen Robotertiers. Und unser einziger Weg hinaus war der durch den Anus mit dem Kot in den Tod.
    »Vorsicht«, hörte ich Zippora raunen. »Treib ’ s nicht zu weit. Man unterschätzt Butcher leicht.«
    »Wieso muss Tamara die Laborbelegungspläne neu machen?«, fragte ich, um mich von meiner Luftnot abz u le n ken.
    »Ja, die Laborzeiten! Das ist absurd.« Sie lachte kurz. »Im Prinzip stehen von den Laborkapazitäten der ESA und den Japanern 51,2 Prozent zu, der NASA 46,7, Br a silien 2,3 Prozent. Von den Nutzungsrechten entfallen wiederum 76,6 Prozent auf die USA, 12,8 Prozent auf Japan, 8,3 Prozent auf Europa und 2,3 Prozent auf Bras i lien. Hier entlang!«
    »Auf dem Mond ist alles ein Knobelspiel, wie mir scheint.«
    »Könnte man so sagen! Bis vor zwei Monaten hat das niemanden gekümmert. Dann fing einer an, die Nutzung s zeiten mit der Stoppuhr zu überprüfen. Labore, Roboter, Rover, EVAs, einfach alles.« Sie lachte resi g niert. »Ein Deutscher.«
    »Torsten Veith?«
    »Hoffentlich ist dieser Giffhorn nicht auch so einer.«
    »Gonzo ist Astronom. Der hat seinen Urknall.«
    Zippora gab sich wieder Mühe zu lachen.
    In einer Ecke befand sich ein rotes Schild, auf dem Radio High Moon stand. Sie enthielt Mikro und Ko m munikationstechnik vom Boden bis zur Decke.
    Ich stolperte auf den Stufen im spinalen Treppenhaus.
    »Ja, die sind falsch«, plauderte Zippora. »Das hat T a mara schon auf ihrer Liste der verbesserungsbedürftigen Dinge stehen. All die schönen Entwürfe für eine spezielle Mondarchitektur mit größeren Stufenabständen kannst du in die Tonne treten. Der Mensch gewöhnt sich leichter an seine Leichtigkeit, als dass er Bewegungsabläufe u m stellt. Wir stolpern hier alle. Da hinein.«
    Pjotr, Rhianna und Franco klapperten an Compute r konsolen.
    »Der private Kontakt mit der Familie ist für die Astr o nauten enorm wichtig«, erklärte Zippora. »Vor allem, wenn sie wie die meisten unserer Stammbesatzung schon über ein Dreivierteljahr von zu Hause weg sind. Da wo l len sie wenigstens Bilder und Filme von ihren Angehör i gen sehen, ihre Stimmen hören. Das stabilisiert und mot i viert.«
    »Klar!« Mir floss förmlich das Wasser im Mund z u sammen bei der Aussicht, mit meiner Botschaft, die ich gleich senden würde, in Sallys Schlafzimmerecke in der Urbanstraße einzubrechen , wo sie ihren Computer st e hen hatte. Wenn sie daran saß – auf meinem Teil der E r de war es jetzt auch Abend – und chattete, würde sie mir sofort antworten. Was für eine Seligkeit stand mir bevor: Kontakt und Heimat! Ja, der

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