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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtkrater
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wackelte mit den Zehen und betrachtete z u frieden den feuerroten Lack. Yanqiu tauschte die Bürste gegen einen Tiegel Feuchtigkeitscreme und begann sich Hände und Arme zu salben. Gail stand auf, warf Rhia n na, die über mir lag, einen kurzen Blick zu und setzte sich zu mir auf die Bettkante.
    Unter meiner Decke breitete sich schlagartig Hitze aus. Gail lächelte versonnen und zupfte die Decke von meiner Brust. Ihre Hand mit den abgekauten Nägeln le g te sich schwer auf mein Brustbein, schob meinen Hemdtr ä ger beiseite und fing eine meiner Brüste ein. Offenbar hatte ich mich bis auf Hemd und Schlüpfer ausgezogen, bevor ich ins Bett fiel. Erinnern konnte ich mich nicht, aber zivilisatorische Reflexe saßen tief. Oder hatte Zi p pora mich entkleidet? Egal. Es kostete mich alle Selbs t beherrschung – süße Qual! –, meine Hände unterm Kopf verschränkt zu lassen.
    Yanqiu salbte sich vom Bauch zum Rücken vor. U n glaublich, wie gelenkig sie war. Bis zu den Schulterblä t tern kam sie mit ihrer Hand.
    Und ich lag in meiner Koje mit unter den Kopf g e schlagenen Armen, entblößten Achseln und ung e schützten Brüsten und ließ fremde Hände mich e r obern, passiv wie nie, gleichgültig im Herzen und he i ßer denn je. U n geahnt köstlich war die Anstrengung der Reglosigkeit, die Anspannung der Passivität. Gail beugte sich vor und stippte die Zunge gegen meine Brustwarzen. Dabei zog sie meinen linken Arm unter meinem Kopf hervor, kna u pelte mit flinken Fingern die Transponder-Uhr von me i nem Handgelenk und streckte ihren Arm aus.
    Yanqiu nahm die Uhr ab und schnallte sie sich um i h ren dünnen Oberarm. Danach löste Gail ihre eigene Uhr und reichte sie ebenfalls fort. Yanqiu schnallte sie sich um die Fußfessel.
    »Damit es keine Lücke im Pulsprotokoll gibt«, wispe r te Gail und bohrte die Zunge in meinen Bauchnabel. »Wie gut du riechst! Noch ganz frisch! Nicht so stinkig wie wir alle.«
    Yanqiu machte sich daran, ihre Beine einzucremen, den Schenkel hinab, die Innenseite der Schenkel, die Kniekehlen.
    Währenddessen zog Gail mir das Hemd über den Kopf und warf es hinter sich. Dann hakte sie ihre abgekauten Fingernägel unter den Bund meines Schlüpfers und zog ihn mir von Becken und Backen, die Schenkel hinab über Knie und Füße und schleuderte ihn in den Raum. Endlich überfielen mich ihre Hände und fanden den Weg aller Wege.

24
     
    »Durch Öffnungen floss das Ö l zweieinhalbmal so lan g sam wie auf der Erde unter gleichen Bedingungen.« Auf dem Monde, Konstantin Ziolkowski, 1893
     
    Zum Frühstück gab der Kombüsenautomat in der C u pola platzsparende Cracker aus. Aber ohne Erdnussbutter und Ahornsirup ging es bei den Amerikanern auch auf dem Mond nicht. Der Kaffee war heiß und koffeinhaltig. R a dio High Moon dudelte Hits aus den fünfziger Jahren. Mohamed bin Salman al-Sibarai ’ I und der südafrikan i sche Diamantenhändler Eclipse von Wijk spielten Schach auf einem Plastikbrett mit Steckfiguren.
    Mit Kaffee und Crackern stellte ich mich ans Panora m a fenster. Die Erde stand, auf eine blaue Halbkugel red u ziert, von Wolken gestreift über dem Mondgebirge. Das Wetter war dasselbe wie gestern. Die Sonne schien, der Himmel war schwarz. Morgen würde es genauso sein, denn es gab kein Wetter. Die Sonne schien immer. De n noch sah heute alles anders aus. Es dauerte eine We i le, bis mir klar wurde, dass einfach nur die Schatten weite r gewandert waren, welche die tiefstehende Sonne auf i h rem Monatsweg um die Südpolstation herumschwen k te. An einer Straße leuchtete auffällig ein Vorfahrt s schild, das ich gestern nicht gesehen hatte.
    Auch bewegte sich heute unten etwas. Fahrzeuge mit großen Rädern rollten geschäftig an roten und gelben Rohrleitungen entlang und zwischen Hütten hindurch. Die Reifen sahen aus, als bestünden sie nur aus Felgen. Denn Gummireifen machten auf dem Mond keinen Sinn. Luft hätte sie bei null Atü außerhalb bockelhart gemacht, der scharfe Staub nutzte sie zu schnell ab und Profile brauchten sie auch keine. Es war nie feucht und rutschig. Und Metallreifen konnte man, wenn sie abgeraspelt w a ren, problemlos wechseln und zu neuen umschmelzen, oder wie auch immer man diese Alufelgen herstellte.
    Die Räder schaufelten übrigens trotzdem reichlich Mondstaub hoch, der bleiern und träge wieder zu Boden fiel. Kein Wind wehte kleine Stäubchen davon, und kein Luftwiderstand hinderte die kleinsten Körnchen daran, genauso schnell oder langsam zu fallen wie

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