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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtkrater
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Dem Habitat gegenüber herrscht außerdem Unterdruck. Nicht dass wir plötzlich alle die Beulenpest kriegen.« Gail lachte. »Klar kann man die Luftversorgung im CC unterbrechen. Aber das hat niemand getan.«
    »CC?«
    »Command and control, die Zentrale, Cyborg, Schät z chen!«
    »Aber, wenn jemand in böser Absicht …«
    »Dann hätte er den Admincode gebraucht oder den ID-Code des Artemis-CDR oder seines Vizes. Und wenn im Biolab Druckabfall geherrscht hätte, dann hätte im CC ein rotes Lämpchen geleuchtet, und das wäre Abdul aufgefallen. Ihm ist aber nichts aufgefallen.«
    »Sagt er.«
    Gails gezupfte Brauen – eine Verschwendung an Schönheitsleiden bei dem Gesicht ohne Kinn – zuckten genervt. » Hyperventilier nicht, ja? Es gibt Protokolle von allem, Cyborg, Baby. Hier kann keiner einen lassen, o h ne dass es in irgendeiner Datenbank Spuren hinte r lässt.«
    »Und wo bezieht die Nasszelle ihre Luft her?«
    »Aus dem Biolab.«
    »Folglich gibt es dort ein Ansaugloch, richtig? Sind es auch Schläuche, die zur Duschzelle führen? Wenn j e mand einfach drauftritt …«
    »Cyborg, Baby! Du versuchst jetzt aber nicht, Van Sung und Tupac was anzuhängen? Oder?«
    Ich blickte in Augen, die unschuldiger, mordmüder und nüchterner kaum dreinschauen konnten. Für Gails Denkkategorien kam bestenfalls ein Totschlag aus Eife r sucht infrage. Und das war Ehrensache. Alles andere war üble Nachrede gegen Schützengrabenkameraden.
    »Und David?«, fragte ich. »Der hat doch zu der Zeit noch unten in seinem Studio gesessen und die Pekin g oper durchs Habitat wanken lassen.«
    »Aber Abdul, der im CC saß, hätte es gesehen, wenn David ins Biolab gegangen wäre. Der RFID-Transponder meldet jede Passage einer Tür. Und auf dem Schirm im CC kannst du verfolgen, wo jeder Ei n zelne ist. Außerdem war David oben, als er dich ausg e rufen hat. Abdul hatte ihm über Intercom mitgeteilt, dass du noch im Bi o lab steckst. Big Brother sieht alles, Cyborg, Baby.«
    Das hatte sie mir gestern Nacht als Herrin über meine Lustzentren irgendwann zwischen Davor und Danach auch schon erklärt. In den Schlafquartieren gab es zwar weder Kameras noch Mikrofone, aber der Chip in der Transponder-Uhr zeichnete in gewissen Abständen eine Minute Puls und Körpertemperatur auf und sendete die Daten an Zeus. Sie durften zwar inzwischen nur noch vom Arzt ausgelesen werden, »aber«, so hatte Gail in mein Ohr gekichert, »der alte Bock muss ja auch nicht unbedingt wissen, wie oft du in der Nacht onanierst oder so«. Deshalb übergaben im Mädchenpensionat alle, wenn sie nachts etwas vorhatten, ihre Uhren an eine, die schlief. Für den unverdächtigen Tiefschlafpuls, wenn auch taktgleich. Aber wer überprüfte das schon?
    »So, und jetzt muss ich weiter«, sagte Gail und wede l te mit ihrem Schraubknochen. »Wir sehen uns, Cyborg, B a by.«
    »Unvermeidlich!«
    Sie gluckste wie Lava in einem Vulkanbottich.
    Ich stieg die zu weit auseinanderstehenden Stufen ins dritte Sub hinunter. In einem mit Schweiß vollgedunst e ten Eckchen saß der John Travolta von Radio High Moon an seinem Mischpult und hörte CDs ab, während er i r gendein Download vollendete. Er nahm den Kopfhörer ab und streckte mir die Hand hin. »Hi, Michelle, wie geht ’ s?«
    »Zeus verweigert mir den Zugang«, sagte ich. »Zipp o ra sagt, ich solle dich fragten.«
    »Dann schauen wir mal.« Er stand auf. Der Schwei ß brodem geriet in Wallung und wirbelte hinter ihm her. Um zu wissen, wo David Hirsch war, brauchte man ke i nen RFID-Transponder, sondern nur eine Nase.
    Wir quetschten uns am CC vorbei und klemmten uns in einen mit Elektronik und digitalen Wundern zugest a pelten Modulwinkel mit Bildschirmen und Tastatur. Zw i schen Elektronikkästen und Festplatten klemmte in Ste h augenhöhe eine Handvoll zerlesener Science-Fiction-Romane. Den Namen Stanislaw Le m und den Titel The Invincible, Der Unbesiegbare, konnte ich entziffern, ein Buch, in dem wie in so vielen dieser Klasse keine einzige Frau vorkam.
    David gab meinen Namen ein, in zwei Varianten, und exerzierte mit meinem Fingerabdruck durch, was gestern schon nicht geklappt hatte. Es schien ihn nicht weiter zu verwundern. »Dann installieren wir dich eben neu.« Ein Computerfreak hatte für jedes Problem einen zweiten Weg.
    »Kommt man eigentlich an Torsten Veiths Daten her an?«, erkundigte ich mich, während David hackte.
    »Da bist du nicht die Einzige, die das will.«
    »Wer denn noch?«
    David blickte mich mit seinen

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