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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtkrater
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seltenen Momente gewesen, wo er seine Unkenntnis hatte ei n räumen müssen. »Das ist das Zeppelindenkmal von Fischreute beim Segelflugplatz«, hatte er von Opa Styrl zur Antwort bekommen. »Morgen ist dort Flu g platzfest. Kommet Sie doch mit.« Hätte er das doch nie gesagt, hätten wir Susanne nicht besucht, wäre nie die Rede gewesen von einem Maybach Zeppelin, hätte R i chard nicht nach Torstens persönlichem Besitz gefragt, wären wir nie nach Wangen gefahren!
    Anders als auf dem Foto, das die Styrls von ihren E n keln aufbewahrt hatten, befanden sich auf dem aus der Koje Nummer 3 am unteren Rand Buchstaben und Za h len: »FNZM39H-06-01-07; 11 :23.« Auf die Rückseite waren Herzchen gemalt, und alle drei Kinder hatten mit u n gelenken Krakeln unterschrieben. »Vergiss uns nicht!«, hatte eine erwachsene Hand hinzugefügt und mit S. u n terzeichnet. Seine Frau allerdings hatte Torsten hier oben über seiner Mondgöttin dann doch flugs vergessen.
    »Suchst du was?«, schreckte mich eine Stimme auf. Es war der Däne, Morten Jörgensson.
    »Cyber-Ameisen«, antwortete ich.
    »So?« Morten ging an sein Fach. »Und, fündig g e worden?«
    Ich schob das Foto in den Ärmel meines Artemis-Anzugs, denn die Hosentasche war zu weit weg. »Wer schläft hier?«
    »Tupac.« Morten begann, sich einen offenbar eingeri s senen Fingernagel zu feilen. »Das ist übrigens reine Hyst e rie, das mit den Ameisen. Mich hat noch keine g e bissen.«
    »Tupac glaubt, dass wir alle an der Rache der blauen Ameise sterben werden.«
    Morten lachte. »Selbst als Astronaut kann ein Indianer offenbar von Totems und Tabus nicht lassen.«
    »Torsten Veith hat doch auch dort geschlafen?«
    Ein Schuss Widerwille zuckte über Mortens glatte Ba cken links und rechts neben seinem Bart. »Unser Obe r astronaut.«
    »Du hast ihn nicht gemocht?«
    »Die Deutschen glauben immer, sie wüssten alles be s ser.«
    »Und das hat dich geärgert, weil eigentlich du der Klassensprecher bist.«
    »Torsten war ein Egoist.«
    »Inwiefern?«
    »Interessierst du dich für Ameisen oder für Torsten Veith?«
    »Kann man das voneinander trennen?«
    »Stimmt!« Morten fuhr sich über das bereits stark z u rückweichende Haupthaar und setzte sich auf die Liege derjenigen gegenüber, an der ich noch hockte. »Torsten hat die Ameisenexperimente des Japaners wiederholen wollen, obwohl einige von uns sie für zu riskant gehalten haben, gemessen am Ergebnis. Aber ich glaube, Torsten hat eigentlich nur Giovanni vorführen wollen. Giovannis Krabbelroboter verlieren ständig die Orientierung. Mit dem Polarisierungskompass von Sahabot aus Zürich bist du auf dem Mond nämlich aufgeschmissen. Es fehlt die Atmosphäre, die das Sonnenlicht polarisiert. Leider gibt es auf dem Mond auch kein Magnetfeld. Es gibt nur Landmarken wie Berge, Steine und Kraterränder. Das war Giovannis Problem.«
    »Und wozu brauchte Torsten Giovannis Krabbelrob o ter?«
    »Wozu brauchen wir hier oben Roboter? Damit sie uns die Wege abnehmen, Lady Cyborg. Da draußen her r schen Hitze, Kälte und Vakuum. Und wir können nur mit dicken, steifen Anzügen und Sauerstofftanks raus.«
    »Was du nicht sagst, Morten!«
    Der Astroarchäologe lächelte sich sein Wissen in den Bart. Von dem würde ich nie eine Antwort bekommen, die den Titel auch verdiente.
    »Zippora hat mir erzählt, dass Torsten einen Krieg um Nutzungsrechte losgetreten hat.«
    »Krieg? Ach was!« Morten lachte mit Bauch und Mund. »Unter uns Klosterschülern, Zippora kann leider auch nicht aus ihrer Haut. Ich schätze sie sehr, wirklich! Sie ist eine faszinierende Frau, temperamentvoll, klug, lebenserfahren. Aber sie ist wie alle Frauen immer gleich furchtbar erschrocken, wenn wir Männer unsere Konfli k te austragen. Außerdem …« Er stockte.
    »Was?«
    »Böswillige könnten auch sagen, dass Zippora die Konflikte anheizt. Sie erforscht das nämlich. Und sobald die Leute wissen, dass sich einer ihre Klagen anhört, re n nen sie dorthin und klagen. Und plötzlich kursieren Hu n derte Beschwerden über alles und jeden.«
    »Was hat Torsten eigentlich entdeckt?«
    Mortens Blick blitzte plötzlich. »Was hätte er entd e cken sollen?«
    »Du bist doch der Mondarchäologe.«
    Der Däne grinste. »Teile von Raumschiffen extrate r restrischen Ursprungs? Nein. Leider nicht. Leider … Aber wer weiß, eines Tages … Der Mond ist groß und noch lange nicht erforscht.«
    »Sind nicht Torstens Daten immer wieder verloren gegangen?«
    »Meine auch. Und

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