Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtkrater
Vom Netzwerk:
lachte. »Alles sauber geplant, wie ich se he!« Sie blinzelte mir zu. »Übrigens, Jockei, eh ich ’ s vergess: Gunter hat eben angerufen. Wegen des Sege l törns. Nachdem wir abgesagt haben, will er morgen al le i ne mit Julie los. Er kommt nachher, den Schlüssel h o len. Spargel haben wir genug.«
    Während Cecilie Rees die Perle an den Wäsch e schrank scheuchte, stürzte Richard sich in eine aperitife Plauderei über den Frühjahrssommer und Klimawandel, über die Gegend, über das Flugplatzfest morgen in einem Kaff namens Wallmusried und über die Reihe der Schlossherren von Ratzenried.
    Ich bin sicher, er hatte es von Anfang an so geplant. Einschließlich Erdbeerkuchen. Im Gegensatz zu mir füh r te er im Wagen sein Köfferchen mit Anzug und Krawatte für ein fürstliches Diner mit. Ich dagegen war zum Trampeltier in Turnschuhen, Jeans, T-Shirt und Anglerweste verdammt. Er bekam auch das schönere Zimmer mit Blick in den alten Baumbestand der Schlosswirtschaft, während man mich in einem Dac h schrägeneckchen mit grauenvollen Tapeten einquartie r te. Wieso, fragte ich mich, hatte Richard nicht drauf besta n den, dass wir in einem Zimmer mit Doppelbett unterg e bracht wurden?
    Gunter Maucher kam um sieben, und die Hausperle bat zu Tisch. Für Cipión gab es in der Küche eine Dose Katzenfutter und für uns Spargel mit Flädle und Kran k heiten, Jockeis Purine, Cecilies Cholesterinwerte und erneut Gunters Meniskus samt Power-Plate-Training. Er war immerhin leger erschienen, so wie er morgen mit Schüssi auf Jockeis Yacht steigen würde.
    »Und Viola?«, fragte ich.
    Cecilie, Jockei und Richard machten verstockte Mi e nen. Es war das Übliche: Alle wussten Bescheid, vermu t lich sogar Viola. »Sie wollte eigentlich aus Stuttgart ko m men, aber die Migräne …« , antwortete Gunter.
    »Um was haben Sie damals mit Torsten gewettet?«, störte ich weiter.
    »Wie?«
    »Na, die Wette: Torsten heiratet die Mondgöttin und Ihnen wird der Mond gehören.«
    Gunter lachte viel zu laut. »Ach so, ja, das? Ach Gott. Damals waren wir sechs oder sieben Jahre alt. Keine A h nung, um was es ging. Um eine Mark vielleicht.«
    Cecilie zog die Brauen unter den grauen Pony und l ä chelte streng. »Ja, die Raumfahrt hat den Mond entmyst i fiziert und zum Objekt nationaler Interessen gemacht. Wem gehört der Mond? Das ist heute die Frage, der wir uns ernsthaft stellen müssen. Und solange ich ein Wör t chen mitzureden habe …«
    »Komische Geschichte«, unterbrach Jockei sie po l ternd vom Kopfende des Tischs her. »Das mit diesem französischen Journalisten. Er ist tot, Gunter! Aber das weißt du sicher längst. Richard hat vorhin mit der Staat s anwaltschaft Kempten telefoniert. Ein Unfall in Lindau. Irgendwelche Buben haben ein Schaufenster eingeschl a gen und Taschen geklaut, und er ist reingefallen. Er war betrunken, wie es heißt, nicht wahr, Richard? Ihr hättet ihm nie erlauben dürfen, dass er so kurz vor dem Start noch außerhalb einen Vortrag hält.«
    Gunter hieb die Gabel in unseren Erdbeerkuchen. »Wenn er nicht tödlich ausgegangen wäre, Ardans Fens te r sturz, hätt ich gesagt, er hat sich drücken wollen.«
    Richard gab einen erstaunten Ton von sich.
    »Ja«, grinste Gunter. »Man sollte es kaum glauben. Da beschäftigt sich einer jahrelang mit der Raumfahrt, liest alles, kennt alles, hat Dutzende Astronauten befragt, weiß alles über extraterrestrische Kulturen, und dann wird er eingeladen mitzufliegen, endlich selbst den Sel e niten die Hand schütteln! Und was passiert? Ihm geht der Arsch auf Grundeis. Da kann man ja sterben, wird ihm plötzlich klar. Ein Antrieb explodiert, ein Meteorit ze r stört die Artemis, man verglüht beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Ardan wusste zu viel, er hatte Angst. Beim Bund haben wir Zigarettenkippen in Wasser aufg e löst und das Zeug getrunken, wenn wir uns vor dem G e waltmarsch drücken wollten.«
    Jockei lachte. Er hatte sich statt des Erdbeerkuchens einen Kelch mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit g e füllt.
    »Wer wird an seiner Stelle fliegen?«, fragte Richard.
    »Wegen des Proporzes muss es wahrscheinlich wieder ein Franzose sein«, brummelte Jockei. »Ein Deutscher fliegt schon mit. Ein Astrophysiker. Die bringen uns zwar nicht wirklich voran in ihrer Verliebtheit in den Urknall, aber Hauptsache, wir haben wieder einen Deu t schen oben, nicht, Gunter? Präsenz zeigen.« Der Mon d veteran schwenkte besinnlich den Kelch.
    »Na, wie wär ’ s,

Weitere Kostenlose Bücher