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Leises Gift

Leises Gift

Titel: Leises Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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nach.
    »Eldon, die Art und Weise, wie diese Waffen Freund und Feind gleichermaßen angreifen, machten sie in großem Maßstab untauglich. Das wissen Sie.«
    Tarver beugte sich vor. »Dieses Problem habe ich gelöst.«
    »Wie?«
    »Ich habe bereits einen Impfstoff entwickelt. Ich produziere das Serum in Pferden.«
    Biddle schürzte die Lippen. »Also müssten wir all unsere Streitkräfte impfen, ehe wir die Waffe einsetzen.«
    »Ja, aber das tun wir schon heute. Man könnte es heimlich tun, unter dem Deckmantel einer anderen Immunisierung.«
    Biddle runzelte die Stirn. Es war klar, dass er befürchtete, seine Zeit wäre verschwendet worden. »Was ist mit der Zivilbevölkerung? Wenn wir die gesamte Bevölkerung impfen müssen, würden alle möglichen Alarmsirenen heulen. Erzählen Sie mir nicht, dass wir es als Vogelgrippeimpfung tarnen könnten oder sonst was. Man könnte es niemals geheim halten – nicht heutzutage, in unserem Zeitalter.«
    Eldon konnte sich kaum im Zaum halten. »Ich kann das Virus auch nach der Infektion ausschalten, während der frühen Stadien der Replikation. Bevor die Onkogenese stattgefunden hat.«
    Biddles Pokergesicht entgleiste. »Sie können das Virus nach der Infektion ausschalten?«
    »Ich kann es vollständig auslöschen.«
    »Niemand kann ein Virus ausschalten, nachdem es sich erst einmal in einem Körper eingenistet hat.«
    Dr. Tarver lehnte sich ein weiteres Mal im Sessel zurück. Seine Zuversicht war unerschütterlich. »Ich habe dieses Virus erschaffen, Edward. Und ich kann es auch wieder vernichten.«
    Biddle schüttelte den Kopf, doch Eldon entging die Erregung in seinen Augen nicht.
    »Nach etwa drei Wochen«, fuhr Tarver fort, »ist die Kaskade nicht mehr aufzuhalten. Doch während dieser Zeit, innerhalb dieses Fensters, kann ich das Virus praktisch kurzschließen.«
    »Was Sie mir erzählen, ist …«
    »Ich habe Ihre Waffe gegen China.«
    Biddles Lippen teilten sich. Er sah aus wie ein Mann, dessen Gedanken soeben gelesen wurden – richtig gelesen wurden.
    »Ich kenne Sie, Edward«, sagte Tarver mit einem gerissenen Grinsen. »Ich weiß, dass das der Grand ist, aus dem Sie hier sind. Ich sehe, was überall auf der Welt passiert. Ich weiß, wie begrenzt die Ölreserven sind und die strategischen Metalle. Ich weiß, wohin diese Reserven fließen, wohin die Schwerindustrie geht. Ich bin kein Geopolitiker, aber ich sehe, wie sich die Gezeiten umkehren. Der nächste Kalte Krieg kann nicht mehr weiter als zwanzig Jahre in der Zukunft liegen. Vielleicht weniger.«
    Biddle beschloss zu schweigen.
    »Ich kenne die Fähigkeiten der chinesischen Atomunterseeboote«, fuhr Tarver fort. »Ich weiß Bescheid über ihr Raketenprogramm. Und selbst Studenten kennen die Größe ihrer stehenden Armee. Drei Millionen Mann, und täglich werden es mehr. Die wahre Bedeutung dieser Zahl liegt darin, dass ein Leben dort nicht viel bedeutet, Edward. Tote bedeuten überhaupt nichts – im Gegensatz zu dem Land, in dem wir zufällig leben.«
    Biddle verlagerte sein Gewicht auf dem Sessel. »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte er leise.
    »Die Chinesen sind nicht die Russen. Wir werden sie nicht durch ein Wettrüsten niederringen. Sie halten bereits unsere Wirtschaft in Schwung. Wenn sie beschließen, jetzt den Stecker zu ziehen, haben wir nur noch eine Option: einen Atomschlag.«
    Biddle nickte beinahe unmerklich.
    »Und das werden wir nicht tun«, fuhr Tarver fort. »Sie wissen, dass wir das nicht tun werden, weil wir nicht dazu in der Lage wären. Die Gelben können es sich leisten, eine halbe Milliarde Menschen zu verlieren. Wir nicht. Wichtiger noch – sie wären bereit, so viele Menschenleben zu opfern. Im Gegensatz zu uns.«
    Biddles Augen waren halb geschlossen. Die amateurhafte Analyse widerte ihn wahrscheinlich an, doch Eldon wusste, dass er seinen Standpunkt deutlich gemacht hatte, ganz gleich, wie schwerfällig er sich dabei angestellt haben mochte.
    »Wird dieses Kryptonit auf sexuellem Weg übertragen?«, fragte Biddle leise.
    »Eine Variante ja, eine andere nicht.«
    Biddle lächelte gepresst. »Sehr praktisch.«
    »Sie würden nicht glauben, was ich alles geschafft habe, Edward! Sie wollen einen politischen Mord, den man nicht nachweisen kann? Geben Sie mir ein Röhrchen mit Blut von Ihrer Zielperson. Ich erzeuge einen ln-Vitro-Krebs, und Sie können ihm das Blut wieder injizieren. Achtzehn Monate später ist er tot, gestorben an Non-Hodgkins-Lymphom.«
    Biddles Grinsen wurde breiter.

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