Lektionen der Leidenschaft: Roman (German Edition)
Anstandsdame zuwandte. » Ich kann mir bestens vorstellen, wie sehr Sie sich freuen.«
Camilles Wangen erröteten, als sie zustimmend den Kopf senkte. Sehnsucht flammte in ihren Augen auf. » Zwei Jahre sind vergangen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Bestimmt hat er sich sehr verändert, aber Hauptsache, er kommt gesund und unverletzt nach Hause. Das ist mein innigstes Gebet.« Dann richtete sie den Blick auf das ausdruckslose Gesicht von Thomas. » Ich darf doch hoffen, dass ich an Weihnachten ein paar freie Tage bekomme?«
Thomas zuckte zusammen, als hätte ihre Frage ihn aus einer tiefen Grübelei gerissen. » Verzeihung, ich fürchte, in Gedanken war ich mit Geschäftsangelegenheiten beschäftigt. Wann wird Foxworth daheim erwartet?«
» Er rechnet damit, drei Tage vor Weihnachten wieder englischen Boden betreten zu können. Es würde genügen, wenn ich drei oder vier Tage…«
» Drei oder vier Tage? Kommt nicht infrage. Camille, Marcus wird erwarten, dass du die ganze Zeit bei ihm bleibst. Wie lange wird er sich in London aufhalten?«
» Für zwei Monate, hat er geschrieben. Das hofft er jedenfalls.« Camille drehte sich zu Amelia um. » Außer Marcus habe ich keine Familie mehr.«
» Oh, Sie müssen sich mir gegenüber nicht erklären. Ich glaube, es ist wunderbar, dass er eine so hingebungsvolle Schwester hat.« Sie erinnerte sich nur zu gut, wie sehr sie sich als Kind einen Bruder oder eine Schwester gewünscht hatte.
» Missy hat uns eingeladen, Weihnachten mit ihr und ihrer Familie zu verbringen. Aber ich verstehe natürlich, dass du lieber das Fest bei deinem Bruder verbringst.«
Amelia schaute Thomas mit großen Augen an. Sie würden Weihnachten bei seiner Schwester verbringen? Warum erfuhr sie das erst jetzt?
» Oh, das ist ja wundervoll. Natürlich kann ich mich um eine Stellvertreterin während meiner Abwesenheit kümmern. Wenn Sie sich allerdings alle bei Lady und Lord Windmere in Berkshire aufhalten…« Camille Foxworth brach ab.
» Meine Mutter und meine Schwestern wollen an Neujahr aus New York zurückkehren. Du musst dich also nicht beeilen. Verbring so viel Zeit bei Marcus, wie du möchtest.«
» Danke, Thomas. Ja, dann fügt sich ja alles großartig.« Miss Foxworth schlug die Augen nieder, allerdings erst nachdem Amelia ein schwaches, sehnsüchtiges Glimmen darin bemerkt hatte. Ihre brave Anstandsdame wollte gar nicht so lange wegbleiben. Hatte sie sich vielleicht in Thomas verguckt? Wirklich lächerlich, denn der hatte sie bestenfalls brüderlich behandelt. Trotzdem empfand sie eine Anwandlung von Eifersucht und konnte es kaum erwarten, dass Camille endlich abreiste.
Um die dummen Gedanken abzuschütteln, wandte sie sich an Alex Cartwright. » Verraten Sie mir doch, wie Sie Weihnachten feiern werden?«
Er zuckte lässig mit den Schultern. » Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Vielleicht nehme ich ebenfalls die Einladung von Missy an.«
» Meine Schwester hat dich eingeladen?« Sofort bedauerte Thomas die Schärfe in seinen Worten.
» Um aufrichtig zu sein, Rutherford war es, als er sich wegen irgendwelcher Parlamentsangelegenheiten in der Stadt aufhielt.«
Normalerweise hätte Thomas die Gesellschaft seines Freundes während des Aufenthalts auf Rutherford Manor sehr begrüßt. Alex Cartwright gehörte praktisch zur Familie, denn schließlich waren sie sich schon als Schuljungen in Eton begegnet und hatten viele Fest- und Feiertage gemeinsam verbracht.
Aber diesmal war es anders. In diesem Jahr würde Amelia dabei sein, und der Gedanke, dass Cartwright und sie die Möglichkeit hatten… Es war albern, und doch wurmte es ihn mehr, als es eigentlich sollte. Thomas nickte nur kurz.
Cartwright lachte trocken. » Du siehst nicht gerade erfreut aus. Bin ich nicht länger willkommen?« Er legte den Löffel ab und schob den Suppenteller ein Stück vor, um anzudeuten, dass er den Gang beendet hatte.
» Doch, natürlich.« Thomas war wütend, weil sein Missfallen so deutlich zu erkennen war. Amelia machte ihn noch ganz verrückt, raubte ihm schier den Verstand. Und jetzt drängte sie sich auch noch zwischen ihn und Cartwright, das war wirklich die Krönung ihrer zwanzig Jahre andauernden Freundschaft. » Ich bin nur überrascht, weil du gesagt hast, dass dein Vater dich dieses Jahr über die Feiertage zu Hause sehen will.« Wenn der Duke of Hastings seinen Sohn zu sich rief, gehorchte Alex gewöhnlich, wenngleich nur zögernd, was an dem gespannten Verhältnis zum Vater
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