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Lenas Tagebuch

Lenas Tagebuch

Titel: Lenas Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Muchina
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von Tag zu Tag mehr Staub. Ich werde wahrscheinlich bald wie Pljuschkin 79 werden. Wird die Faulheit mich etwa besiegen?Ich werde doch wohl keine Kopie meiner Mutter sein? Denn ich mag es, wenn alles sauber und gemütlich ist. Nein, nein, nein und nochmals nein. Ich werde jetzt gleich aufstehen, es ist gerade warm bei mir im Zimmer, und werde aufräumen. Bloß weiß ich nicht, wo ich anfangen soll. Ich werde als Erstes die Gardinen aufhängen, die machen das Zimmer gleich viel gemütlicher.
    Jetzt sieht es so aus: Ich habe 97 Rubel. 100 muss mir Ida Issajewna noch bringen. Ich muss eine Arbeitsstelle finden, aber ich glaube, dass ich den Februar auch so überstehen werde.
    Es sind noch 17 Tage bis März.
    Brot – 17 × (für 1 R. 70 K.) mit (17 × 3) = 857 Kopeken = 8 R. 57 K. Mit den Lebensmitteln wird es anscheinend besser. Gestern gab es in den Geschäften auf die neuen Marken Nährmittel. Angehörigen stehen 250 g zu, da ich aber in die Kantine gehe, erhielt ich wesentlich weniger. Gestern konnte ich ohne anzustehen 125 g Erbsen und 200 g Hirse kaufen, und ich kochte daraus einen so üppigen Hirsebrei, einfach wunderbar! Seit gestern habe ich 600 g Brot gegessen, einen Napf Linsensuppe und einen Teller Hirsebrei – und mir wurde übel. Das ist auch verständlich, wir sind alle so ausgehungert, dass für uns eine solche Menge Essen jetzt schon zu viel ist.
    Meine gute, liebe, allerliebste Mama. Nur noch ein paar Tage, und du hättest erlebt, wie sich die Lage bessert. So ein Pech, ich ärgere mich so für dich, dass mir das Herz wehtut. Du bist am 7. in der Frühe gestorben, am 11. wurde die Brotration erhöht, am 12. gab es Nährmittelmarken.
    Aber, mein Gott, wie soll ich nur allein leben? Ich kann mir das nicht vorstellen. Ich kann mir das ganz und gar nicht vorstellen. Nein, ich gehe zu Schenja. Um mich herum sind nur fremde Menschen. Ich bin so unglücklich. O Gott, du barmherziger Gott! Warum nur? Warum das alles?
    15/II 42
    Gestern schickte ich Schenja ein Telegramm: »Aka und Mama sind gestorben. Sende mir Rat. Lena.« Ich habe 5 Rubel 25 Kopeken bezahlt. Im Haus 28 stand ich gestern nach Zucker an, aber der gelieferte Zucker roch nach Petroleum und wurde deshalb ins Lager zurückgeschickt. Heute zwischen zwei und drei Uhr soll neuer kommen. Als ich nach Zucker anstand, traf ich Ljusja Karpowa, sie stand dort nach Fleisch an und nahm für mich auf Mamas Marken 125 g. Vielen Dank dafür. Es ist ein sehr gutes Stück. Gestern brachte ich aus der Schule Erbsensuppe mit, verlängerte sie mit Wasser, fügte einen Teelöffel Hirse hinzu und schnitt kleine Stückchen Fleisch hinein, und ich hatte eine hervorragende Suppe. Dann schnitt ich auch Fleisch in den Leim. Es wurden drei Teller Sülze. Ich habe noch für einige Male Erbsen und Hirse.
    So ein Pech, aber das konnte ich nicht vorhersehen. Gestern gab es als Nährmittel Buchweizen, echte Buchweizengraupen, wenn ich noch ein bisschen länger gewartet hätte, hätte ich Buchweizenbrei mit Fett essen können.
    Bald müsste es Fett geben. Ich werde ungefähr 300 g Fett bekommen. Überhaupt, in letzter Zeit esse ich mich am Tage so satt, dass mir nachts schlecht wird. Heute ging ich gleich im ersten Morgengrauen ins Haus 28. Ich dachte, es würde Zucker und Fett geben. Aber es gab nur Fleisch. Dann ging ich zur Bäckerei. Ich kaufte 600 g Brot und beschloss, auf den Markt zu gehen und das Brot in etwas Süßes einzutauschen, Zucker oder Konfekt, da sah ich plötzlich einen Schlitten mit Feuerholz, und mir fiel ein, dass ich ja dringend Feuerholz brauche. Ich fragte einige Leute und tauschte 400 g Brot gegen neun zwei Finger dicke Latten von fast einem Meter Länge. Mit großer Mühe schleifte ich sie nach Hause. Das Holz reicht für lange, ich möchte auch gerade waschen, ich habe keine sauberen Sachen mehr, und ich muss doch bald für die Abreise packen. Sobald ich die Antwort von Tante Schenja habe, fahre ich.

    Wirklich Pech, dass meine Uhr kaputt ist. Das Zimmer ist sehr gut, hell, und der Ofen ist tüchtig. Ein paar Scheite reichen, und er glüht bis fast ganz oben. Ich räume nach und nach auf. Es fehlt gar nicht mehr viel. Bald wird es in meinem Zimmer gemütlich und warm sein, da ist es direkt schade, dass ich es verlassen werde. Aber nein, ich habe mich fest entschlossen: Ich fahre. Im Frühjahr werden sie in der Kolchose jede Arbeitskraft dringend brauchen können, ich werde dort arbeiten können, und nach dem Krieg, wenn ich Geld gespart habe, werde

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