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Lenas Tagebuch

Lenas Tagebuch

Titel: Lenas Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Muchina
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eine längere Zeit einteilen, für etwa drei Tage. In dieser Zeit werde ich wahrscheinlich Geld für eine dritte Flasche sammeln können. Dann erhalten auch wir Fa­mi­lien­mit­glie­der Fett und Zucker. So werde ich es bis Mai schaffen. Und dann … Leb wohl, Leningrad!!
    Es ist herrliches Wetter, warm und schön.
    Morgen will ich den Tag so verbringen: Ich werde gegen elf Uhr aus dem Haus in die Teestube gehen, dort Brot kaufen, zwei Gläser Tee mit Marmelade dazu trinken. Dann werde ich in die Kantine gehen und einen Teller Suppe essen, wieder mit Brot dazu. Das restliche Brot werde ich nach Hause bringen und sofort wieder hinausgehen. Erst abends werde ich das restliche Brot zusammen mit Kefir essen und mich dann schlafen legen.
    20. April
    Heute war wirklich ein besonders schöner Tag. Es war nicht wie April, sondern wie richtiger Sommer. In der Sonne war es heiß, im Schatten plus 15 Grad. Und es weht ein warmer Wind. Nach elf ging ich in die Teestube, kaufte dort Brot und trank zwei Gläser heißen Tee mit Brot und der restlichen Marmelade. Dann ging ich in die Kantine. Dort arbeitet Katja, ein junges Mädchen, sie schneidet die Marken ab. Sie ist wirklich eine Seele von Mensch. Eigentlich würden meine Marken hier nicht gelten, weil ich zu weit weg wohne, aber sie weist niemanden ab, sie ist wirklich sehr lieb, dafür mögen sie alle sehr. In der Kantine aß ich einen Teller Suppe und nahm ein Fleischgericht, Leber, mit. Sie hat mir wirklich sehr gefallen. So lecker, ein anständiges Stück, es kostete einen Rubel, und dafür wurden Marken für 50 g Fleisch und 5 g Fett abgeschnitten. Obendrein gab es einen Esslöffel voll richtiger Fleischsoße. Von der Kantine ging ich nach Hause, ließ ein Stück Leber und das restliche Brot da und ging spazieren. Ich ging bis zum Kino »Koloss«, kaufte eine Eintrittskarte und sah endlich den Film »Champagnerwalzer« 110 . Ein großartiger Film. Ich wollte plötzlich wie die Hauptfiguren des Films in Luxus leben, umgeben vom gleichen Glanz und von der gleichen Behaglichkeit, und mich mit Musik, Tanz, allerlei Partys und verschiedenen Attraktionen zerstreuen. Denn das ist doch ein Leben: Luxus, nach der letzten Mode gekleidete schöne Frauen, geschniegelte und gestriegelte Männer in eng anliegenden Anzügen, Restaurants, Vergnügungen, Jazz, Tanz, Glanz, Wein und Liebe, Liebe und nicht enden wollende Küsse und Wein. Von ohrenbetäubendem Lärm erfüllte Straßen, luxuriöse, glanzvolle Geschäfte, funkelnde Autos, Reklame, Reklame, glänzende, sich drehende, tönende Leuchtreklame, Krach, Lärm, Gekreisch, einfach ein Wirbelsturm, und alles hat seinen Rhythmus.
    Dieser Krieg hat uns alle so lange von jeder Art Vergnügen ferngehalten. Um die Wahrheit zu sagen: Die letzte Zeit vor dem Krieg hatten wir damit begonnen, die Amerikaner in vielem nachzuahmen. In sehr vielen Dingen. Uns, den Sowjetmenschen, gefällt alles Ausländische sehr. Denn, um die Wahrheit zu sagen, wir haben gar nichts eigenes Sowjetisches, alles haben wir von Ausländern übernommen. Wir lieben Lärm und Glanz, kleiden uns nach der neuesten Mode, hauptsächlich der amerikanischen. Attraktionen und verschiedene Vergnügungen sind auch in erster Linie amerikanisch. Und der Jazz. Wie sehr unsere Jugendlichen den Jazz mögen. All diese Foxtrotts, Tangos, Liebeslieder aller Art. Die Reklame, vor allem in der letzten Zeit, spielte bei uns eine bedeutende Rolle. Reklame im Radio mit Musik in Form von kurzen Gedichten. Auch in den Straßen war es bei uns ganz wie im Ausland. Sauberkeit, Ordnung, Milizionäre auf Schritt und Tritt, ein unübersehbarer Strom von glänzenden Personenkraftwagen. Trolleybusse. Glänzende, glitzernde Geschäfte mit einem Überfluss aller Arten von Waren. Dieser Krieg hat uns für lange Zeit aus der Bahn geworfen. Aber ich bin mir völlig sicher, sobald der Krieg endet, wird nach und nach alles wieder wie zuvor, und wir werden uns wieder daranmachen, unser Leben auf ausländische Art, vor allem auf amerikanische, zu vervollkommnen.
    Vom Kino wollte ich zur Teestube gehen, aber sie war schon geschlossen, auf der Suche nach einer anderen geriet ich in die Ligowskajastraße, aber die Teestube hier war auch geschlossen, und einfach, weil ich nicht wusste, was ich anfangen sollte, fragte ich die Frau, die in der Teestube war, ob sie mir nicht schon das Brot für den 22. geben könne. Und zu meinem Unglück gab sie es mir, und ich nahm es. Ich erhielt ein wunderschönes Stück, ein

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