Lensmen 09 - Lensmen von Rigel
Feinde!«
Die Kalonier erstarrten, als diese Gedanken über sie hinwegzufluten begannen. Die Männer saßen wie zuvor, die Frauen knieten vor ihnen, doch jetzt erhob sich der Anführer. Er legte einen Zeigefinger vor die Lippen, während er mit dem anderen Zeigefinger an der rechten Schläfe eine Kreisbewegung vollführte, um damit einen durchgedrehten Verstand anzuzeigen. Auf ein weiteres Zeichen des Mannes steckten die anderen die Messer fort, während die Frauen in einen Winkel des Raumes krochen und sich dort angstvoll niederkauerten.
»Wir halten unsere Versprechungen, Herr. Oder etwa nicht?«
»Was habt ihr mit den Hyperraumtunneln gemacht? Sie einzusetzen, so hattet ihr mir geschworen, würde Reichtum, Macht und viele tote Feinde bringen. Um eure Versprechungen wahrzumachen, habt ihr die Tunnel benutzt!«
»Wir haben dir das bereits erklärt, Herr. Geduld ist angebracht.«
»Aargh!« ertönte ein verzerrter, erstickter Laut. »Erteilt mir keine Lektionen! Ihr nehmt euch zuviel heraus! Noch seit ihr keine Hohen Kalonier. Haltet ihr mich für verrückt? Ich bin bei bester geistiger Gesundheit! Ich bin viel zu rücksichtsvoll. Ich behandle euch viel zu weich. Vielleicht ist dies mein Wahnsinn. Mein Zorn auf euch macht mich verrückt. Ihr behauptet, eure materiefressende Waffe wird euch zu einem großen Reich verhelfen, und mir versprecht ihr ein Reich aus vielen Reichen. Wo ist diese materiefressende Waffe?«
»Sie ist noch nicht fertig, Herr. Man muß Geduld haben. Wir vervollkommnen sie noch. Ja, es kann einen verrückt machen, wenn eine Sache nur langsam voranschreitet.«
»Ach, ihr ratet mir zur Geduld, ihr Kalonier? Bald wird es mit meiner Geduld aus sein! Dann werde ich euch zeigen, was Verrücktheit bewirken kann. Dies ist eure letzte Chance. Solltet ihr euch meinem Willen noch einmal widersetzen, werde ich nicht eure billigen Frauen beseitigen, sondern jeden von euch, einen nach dem anderen. Daß ich im Moment noch großzügig bin, liegt daran, daß ich sehen möchte, ob eure Tunnelangriffe so erfolgreich waren, wie ihr behauptet.«
»Danke, Herr«, antwortete der Anführer mit einem gewissen Spott, der sich auch auf seinem Gesicht abzuzeichnen begann. »Du bist ja so vernünftig, so offenkundig von Logik und Vernunft beherrscht, Herr! So wirst du dir ohne weiteres ausrechnen können, wie die Tunnelangriffe uns den Sieg bringen können. Unsere kalonischen Versprechungen haben Hand und Fuß. Unser Leben wäre eine einzige Schmerzens- und Leidensstraße, würde der Verräter Lanion überleben. Und doch haben wir den Tunnel nicht eingesetzt, um ihn zu ermorden. Beweist dir das nicht, daß wir den großen Sieg nicht aus den Augen verlieren?«
»Das erscheint mir logisch. Ihr seid nicht dumm. Ebensowenig seht ihr töricht über die Tatsache hinweg, daß der Verräter Lanion vermutlich von der Galaktischen Patrouille zu gut bewacht wird. Lanion und die Patrouille rechnen durchaus damit, daß es Gegenrevolutionäre wie euch gibt. Ja, ihr habt recht, wenn ihr sagt, daß wir die Patrouille zunächst schwächen müssen. Ich gebe zu, sie reagiert bereits auf eure Übergriffe. Sie offenbart bereits erste Zeichen von Panik, indem sie ihre größten Wissenschaftler zu einer intergalaktischen Konferenz zusammenruft. Tregonsees Tod ist für die Patrouille ein schwerer Schlag gewesen. Es ist jämmerlich, doch in ihrem Hauptquartier im Ultra-Zentrum läßt man einen Doppelgänger Tregonsees herumlaufen, aber das täuscht weder uns noch unsere Verbündeten. Bald werdet ihr einen Aufstand auf Thrale anzetteln können, dabei werden der Verräter Lanion und sein Beraterstab sterben.
Aber warum ist eure Waffe noch nicht einsatzbereit? Ich weiß von euren Tunnelüberfällen auf die Wissenschaftler. Ich weiß, ihr habt den Experten John Tsien entführt, dem ihr die entscheidenden Kenntnisse abringen wolltet, die die Schwarze-Loch-Waffe einsetzbar machen. Ihr könnt bereits kleine schwarze Löcher manipulieren. Das weiß ich durchaus. Warum aber habt ihr euer Versprechen nicht gehalten?«
Die schillernde Kugel wies nun zornige Farben auf und gab gewaltige, heiße Funken von sich.
»Es ist nur eine Sache der Zeit, Herr.« Der Anführer der Kalonier hatte die Hände in die Hüften gestemmt und zog ein gereiztes Gesicht. »Natürlich liegt uns nichts daran, unsere oder deine Feinde auch nur eine Sekunde länger als nötig am Leben zu lassen. Ihr Niedergang rückt näher, immer schneller kommt das Ende in Sicht. John
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