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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Interesse, blieb ich stehen, um mir das Wassersystem der Stadt anzuschauen. Es war ein Aquädukt, das Trinkwasser von einer mehr als zehn Meilen entfernten Quelle im Osten der Stadt heranführte; danach lief es durch ein erstaunliches Untergrundsystem. Eine der Abdeckungen war für Säuberungsarbeiten abgenommen worden; ich beugte mich über das Loch und schaute in die Tiefe, als eine Stimme hinter mir mich zusammenfahren ließ.
    »Ganz schön tief, Falco!«
    Es war Grumio.
    Helena hatte mich am Arm gepackt, aber ich stand fest. Grumio lachte fröhlich. »Immer mit der Ruhe!« rief er und trabte den Weg hinab, den wir gerade heraufgekommen waren.
    Helena und ich tauschten einen schiefen Blick aus. Wenn jemand in diesen Tunnel fiel und die Abdeckung wieder verschlossen wurde, würde niemand seine Hilfeschreie hören, selbst wenn er den Sturz überlebt hatte. Die Leiche würde man erst finden, wenn sie so stark verwest war, daß den Leuten vom Wasser schlecht wurde …
    Wäre Grumio ein Verdächtiger gewesen, der nicht beweisen konnte, wo er zur fraglichen Zeit gesteckt hatte, dann hätte ich wohl das Zittern gekriegt.
     
    Helena und ich schlenderten langsam und in zärtlicher Umarmung wieder zum Lager zurück.
    Nicht zum ersten Mal, seit wir bei dieser Truppe waren, spazierten wir mitten in eine Panik hinein. Chremes und die anderen waren viel zu lange weg; Davos hatte Congrio losgeschickt, in seiner unauffälligen Art durch die Stadt zu wieseln und rauszufinden, wo sie waren. Als wir das Lager erreichten, kam Congrio aufgeregt kreischend zurückgehastet. »Sie sind alle eingesperrt!«
    »Beruhige dich!« Ich packte ihn und hielt ihn fest. »Eingesperrt? Weshalb?«
    »Grumio ist schuld. Als sie bei dem Magistrat vorsprachen, stellte sich heraus, daß der zur gleichen Zeit wie wir in Gerasa war; er hat Grumios Possenreißerei mitgekriegt. Und daß er die Gadarer beleidigt hat …« Soweit ich mich an Grumios Ein-Mann-Show erinnerte, hatte sie zum größten Teil aus derben Sprüchen über die anderen Städte der Dekapolis bestanden. Im Gedanken an Helenas Witz von vorhin konnten wir froh sein, daß er nicht von Körbchen für die edelsten Teile ihres aufgeblasenen Magistrats gesprochen hatte. Vielleicht kannte er die Schriftrolle, die Helena da gefunden haben mußte, nicht. »Jetzt sollen wir alle wegen Verleumdung ins Gefängnis geworfen werden«, jammerte Congrio.
    Ich wollte mein Abendessen und reagierte gereizt. »Was ist daran Verleumdung, wenn Grumio behauptet, die Gadarer seien voreilig und empfindlich und hätten keinen Sinn für Humor? Es stimmt offensichtlich! Außerdem ist das nichts im Vergleich zu dem, was er über Abila und Dion behauptet hat.«
    »Ich erzähle ja nur, was ich gehört habe, Falco.«
    »Und ich überlege nur, was wir tun können.«
    »Wirbel machen«, schlug Davos vor. »Ihnen sagen, daß wir unseren Kaiser informieren, welch unfreundlicher Empfang hier unschuldigen Besuchern zuteil wird, dann dem örtlichen Gefängnisaufseher eins mit dem Knüppel über die Rübe geben, und uns schnellstens aus dem Staub machen.«
    Davos war ein Mann nach meinem Herzen. Er hatte einen guten Blick für kitzlige Situationen und eine realistische Art, damit umzugehen.
     
    Er und ich gingen zusammen in die Stadt, ordentlich zurechtgemacht, damit wir wie respektable Unternehmer wirkten. Wir trugen frisch geputzte Stiefel und Togen aus dem Kostümfundus. Davos hatte sich, um die Sache zu verfeinern, noch einen Lorbeerkranz aufs Haupt gesetzt. Ich hielt das allerdings für etwas übertrieben.
    Wir begaben uns zum Haus des Magistrats und taten überrascht, daß es überhaupt ein Problem geben könnte. Der feine Pinkel war ausgegangen – ins Theater. Also gingen wir zum Rand des Orchestergrabens und warteten dort auf eine Pause in dem, wie sich herausstellte, ausgesprochen miesen Satyrspiel. Davos murmelte: »Wenigstens könnten sie ihre verdammten Panflöten stimmen! Die Masken sind Schrott. Und die Nymphen der letzte Heuler.«
    Während wir genervt am Bühnenrand rumstanden, fiel mir etwas ein. »Sagen Sie, Davos, haben Sie Philocrates je einen leeren Weinschlauch aufblasen und ins Wasser werfen sehen, wie Kinder das tun? Macht er das öfter?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Die Clowns habe ich bei sowas schon beobachtet.«
    Wie gewöhnlich hatte das, was wie ein wichtiger Hinweis aussah, nur Verwirrung gestiftet.
    Zum Glück sind Satyrspiele kurz. Ein paar Verkleidungen, ein paar vorgetäuschte Vergewaltigungen

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