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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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tut’s auch was aus Österreich.“ Der junge Mann zuckte die Schultern und suchte im Kühlschrank nach einer Flasche.
    „Ich darf Sie um Ihren Namen fragen?“ Die junge Frau blickte ein wenig irritiert zwischen Gasperlmaier und der Frau Doktor hin und her. „Valerie Schindlbauer. Ich leite die Vinothek. Und Sie?“ „Entschuldigung, ich habe uns nicht vorgestellt. Kohlross, Bezirkspolizeikommando Liezen, Steiermark. Inspektor Gasperlmaier, Polizei Altaussee.“ Sie wies auf Gasperlmaier, der unwillkürlich Haltung annahm. „Wir ermitteln sozusagen grenzüberschreitend, wegen eines Tötungsdelikts. Sie haben Frau Sandra Märzendorfer gekannt?“ Die Valerie Schindlbauer, so schien es Gasperlmaier, atmete auf. „Jetzt kann ich mir wenigstens vorstellen, weswegen Sie hier sind.“ Der junge Mann reichte der Valerie eine Flasche Mineralwasser. Die stellte zwei Gläser auf die Bar und schenkte sie voll. „Bitte. Natürlich habe ich die Sandra gekannt. Sie hat vor mir die Vinothek geleitet, und ich war ihre Mitarbeiterin. Als sie verschwunden ist, bin ich ihr nachgefolgt. Der Alexander“, sie wies auf den jungen Mann, der sich wieder dem Polieren der Gläser zugewandt hatte, „ist unser Praktikant.“
    „Können Sie mir etwas über die Sandra Märzendorfer erzählen? Von ihren Eltern habe ich nicht viel erfahren.“ Die Frau Doktor nahm einen Schluck Mineralwasser, Gasperlmaier tat es ihr gleich. Jetzt erst merkte er, wie großen Durst er schon gehabt hatte. Die Valerie nahm einen Schluck aus einer kleinen Flasche Cola light, die sie neben ihrer Tastatur stehen hatte. „Das wundert mich nicht, ich glaube, vor allem ihr Vater war ein ziemliches Ekel. Sie hat aber kaum etwas über ihre Familie erzählt, obwohl wir hier herinnen oft sechs, sieben Stunden am Tag gemeinsam gearbeitet haben.“ Gasperlmaiers Blicke fingen an zu wandern. Neben ihm befand sich ein Regal, in dem neben Nudeln auch Tomatensoße in Gläsern stand. Wenn ihn nicht alles täuschte, kostete ein Glas davon sieben Euro neunzig. Gasperlmaier fragte sich, ob man die Tomaten vielleicht täglich händisch massiert hatte, um auf diesen Preis zu kommen. An der Bar hing ein Plakat: „Die neuen Niederösterreicher. Weinviertel DAC . Kommentierte Verkostung.“ Die Veranstaltung, so fand Gasperlmaier heraus, sollte am kommenden Freitag stattfinden. „Wir haben uns zwar prima verstanden, sie war auch total freundlich zu den Kunden und sehr professionell, aber privat haben wir uns in den zwei Jahren, die wir gemeinsam hier gearbeitet haben, kaum kennengelernt.“ Die Frau Doktor zog die Augenbrauen hoch. „Das gibt’s doch gar nicht. Ich bitte Sie! Zwei junge Frauen, fast im gleichen Alter, und dann gibt’s hier sicher Veranstaltungen, wo getrunken wird, einsame Stunden, wo keine Kunden kommen – und Sie haben nichts von ihr gewusst? Haben Sie nie gefragt? Oder über sich etwas erzählt?“ Die Valerie zuckte mit den Schultern. „Mir ist die Sandra ja auch komisch vorgekommen. Äußerlich hat sie nicht so gewirkt, ich meine, so verschroben und zurückgezogen. Aber sie hat, echt, zwei Gesichter gehabt. Smalltalk – hat funktioniert. Wie es etwas persönlicher geworden ist, hat sie abgeschaltet. Ich hab mich mit der Zeit halt daran gewöhnt.“
    „Versuchen Sie sich zu erinnern!“ Die Frau Doktor lehnte sich mit verschränkten Armen auf die Bar. „In der Zeit, bevor sie verschwunden ist, hat sich ihr Verhalten irgendwie verändert?“ Wieder zuckte die Valerie mit den Schultern. „Vielleicht. Ich weiß nicht. Ich glaub, sie hat einige Zeit davor angefangen, mehr Urlaub zu nehmen. Immer stundenweise, manchmal am Nachmittag, glaub ich. Und sie hat sich Sportsachen gekauft, fällt mir gerade ein. Das war auffällig, denn sonst, glaube ich, hat sie mit Sport nichts am Hut gehabt. Sie ist immer mit so einem alten Radl dahergekommen, ganz unmöglich. Und beim Firmenskitag war sie nie dabei.“ Gasperlmaier trat ein paar Schritte zurück und inspizierte die Weinregale, die in edlem, dunklem Holz gehalten waren. Die Flaschen standen aufrecht darin. Kaum eine Flasche, so fiel ihm auf, war unter zehn Euro zu haben. Manche kosteten dreißig Euro und mehr. Gasperlmaier fragte sich, wer bereit war, für Wein so viel Geld auszugeben. Er erinnerte sich an den gestrigen Abend, als er auf der Karte im Restaurant in Ischl ein Achtel Wein um sechs Euro gefunden hatte. Der Preis hatte ihm einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Wahrscheinlich kauften die auch hier

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