Letzter Mann im Turm - Roman
und sagte: «Ich mach die Klimaanlage an, Sir, Sie schwitzen ja. Ist wirklich die übelste Zeit des Jahres. Der Monsun hört auf, und dann ist wieder Hochsommer.» Er nahm Masterjis schwarzen Regenschirm, schüttelte ihn und stellte ihn in einen grünen Plastikeimer, in dem schon andere Regenschirme in verschiedenen Farben standen.
Auf einem braunen Tablett wurde ihm ein Glas Wasser gereicht; der Bote verbeugte sich vor Masterji.
«Ich habe Ihnen das kälteste Glas Wasser der Stadt gebracht, Sir. Das kälteste.»
Erwartete er dafür ein Trinkgeld?
Andere Mitarbeiter gingen mit ihren Unterlagen durch das Büro und lächelten ihm zu. Ihm fiel ein, wie er einmal auf dem Markt von Vakola fälschlicherweise für einen Millionär gehalten worden war. Er nippte an dem eiskalten Wasser und sinnierte über die Verworrenheit seiner Lage, da sagte der Bote: «Sie können jetzt zu Mr Parekh rein, Sir.»
Parekh hatte den Kopf gesenkt und sprach in sein Handy, seine drei Silbersträhnen glänzten im Licht. Als Masterji eintrat, blickte er auf, lehnte sich zurück und klopfte mit den Knöcheln gegen das gerahmte Angkor-Wat-Bild. Das Goldmedaillon hatte er ins Hemd gestopft, und es wölbte sich zwischen dem zweiten und dritten Knopf hervor.
Parekh beendete das Telefonat, nippte an seinem Tee und starrte Masterji, der beschlossen hatte, sich zu setzen, durch seine dicken Brillengläser an.
«Sie haben mich angerufen, Mr Parekh. Sie sagten, es gebe gute Neuigkeiten und ich solle vor Mittag zu Ihnen kommen.»
Der Anwalt nickte, als erinnerte er sich wieder daran, sammelte Schleim und beförderte ihn in den Spucknapf.
«Sie sind nicht mein einziger Klient, Masterji. Ich bekämpfe den ganzen Tag ein gutes Dutzend Slumratten.»
Masterji, der sich entsprechend beeindruckt gab, nickte verständnisvoll. Ein Bote kam mit Tee für den Anwalt herein. Einige Minuten vergingen, in denen Parekh einen maschinengeschriebenen Brief las, wobei er jedes Mal auf sein Handy schielte, wenn er mit lautem Piepsen eine SMS erhielt. Füße stapften über die niedrige Decke über ihm. Die Risse in der Holzverschalung wurden breiter.
Die Bürotür öffnete sich, und ein Assistent – oder war es sein Sohn? – näherte sich dem Anwalt. Parekh nahm ein Dokument entgegen, warf einen flüchtigen Blick darauf und schmiss es dem Mann wieder zu.
«Das ist nicht die richtige gute Neuigkeit. Nicht von Interesse für Masterjis Fall.»
Der Assistent verließ wieder das Büro; Masterji wartete. Füße liefen über die Zimmerdecke.
«Eins muss ich gestehen, Masterji», sagte Parekh. «Ich hatte Zweifel, zum Beispiel diese Nacht, als sie den Strom abgeschaltet haben. Oder als Ihr Nebenkläger, dieser Mr Pinto, bedroht wurde.Aber Sie sind sich treu geblieben. Sie haben sich als Herr über Ihr Fleckchen Erde erwiesen.»
Masterji nickte. «Die Männer meiner Generation, wir haben viel erlebt. Krieg, Notstand, Wahlen. Wir sind zäh.»
«Stimmt», sagte Parekh. «Männer einer bestimmten Generation, das sind wir, Sie und ich.»
Nach wenigen Minuten kam der Assistent mit einem anderen Dokument zurück, und diesmal wusste der alte Lehrer, dass es für seinen Fall von Bedeutung war. Parekh schaute Masterji an; seine brauenlosen Augen funkelten.
«Die gute Nachricht ist enorm.»
Masterji lächelte. «Wie lautet die gute Nachricht?»
Parekh blätterte immer noch in dem Dokument und sagte: «Ein Vergleich. Es wird ein berühmter Vergleich werden. Shah gegen Murthy.»
«Aber wer hat mir diesen Vergleich angeboten?»
Mr Parekh drehte sich zu seinem Assistenten oder Sohn um, als wollte er ihn daran teilhaben lassen, wie sehr ihn dieser Scherz amüsierte.
«Oh, Masterji», sagte er. «Der Bauherr natürlich. Und, ganz unter uns, Masterji, wir haben Mr Shah ausgetrickst.» Er beugte sich zum Spucknapf und wischte sich dann die Lippen ab. «Denn zunächst einmal stand Ihre Sache auf tönernen Füßen. Das können wir jetzt offen sagen.»
«Auf tönernen Füßen?»
«Natürlich.»
Masterji wandte sich von Parekh zum Assistenten und dann wieder zu Parekh.
«Wie können
Sie,
ohne vorher mit mir zu sprechen, einen Vergleich schließen? Ich bin im Besitz einer Mitgliedsurkunde, meine Wohnung gehört mir.»
Parekh lächelte traurig. «Nein, Sir. Das tut sie nicht. Streng genommen, Sir, sind weder Sie noch irgendein Mitglied einer eingetragenenWohnungsgenossenschaft in diesem Bundesland der Besitzer seiner oder ihrer Wohnung. Ihre Genossenschaft hat die
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