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Letzter Mann im Turm - Roman

Letzter Mann im Turm - Roman

Titel: Letzter Mann im Turm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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hatte sie jetzt eine Rolle in einer Großproduktion bekommen – ein sicherer Flop. Der Produzent war ein knallköpfiger Panjabi, bekannt für seine Gerissenheit und Sparsamkeit. Dass er so viel Geld zum Fenster hinauswarf (denn die Ausstattung war verschwenderisch und der Werbeetat ebenfalls), war in diesem Monat
das
Gesprächsthema in Mumbai und überlagerte andere Fragen wie einen möglichen Regierungswechsel in Delhi, die sich verschlechternde Situation in Afghanistan oder die aktuellen Zahlen zur Unterernährung bei Kindern im Land.
    O ja, Rosie hatte Insiderinformationen. Sie beugte sich vor undflüsterte dem Bauherrn ins Ohr: «Ihre Blowjobs sind seit Jahrzehnten legendär.»
    Shah grinste. Er begriff. Der alte Knallkopf, der Kumari ihre erste Rolle verschafft hatte, hatte sie nie vergessen, und als sie ihn aus dem Ausland angerufen hatte – «ich möchte wieder eine große Nummer im Filmgeschäft sein, Onkel» –, hatte er ihr ein millionenschweres Projekt zu Füßen, ziemlich dicken Füßen, gelegt.
    Er lachte so laut, dass er husten musste.
    «Da ist dein Shanghai», sagte Rosie und reichte ihm den Umschlag mit dem Röntgenbild.
    Sie hatte ihn bloß amüsiert; er war verletzlich.
    «Ich möchte dein Zuhause sehen», sagte sie. «Ich will wissen, wo du isst und schläfst.»
    Sofort lenkte Parvez das Auto in Richtung Malabar Hill.
    Eine Viertelstunde später stand Giri mit einem blauen Putztuch über der Schulter neben dem Esstisch, hatte das Brotmesser in der Hand und beobachtete das Mädchen im kurzen Rock.
    Shah war draußen auf der Terrasse; Rosie betrachtete im Wohnzimmer das Shanghai-Modell, das neben dem Nataraja stand.
    Als Nächstes warf sie einen Blick in die Schlafzimmer. Giri folgte ihr, um sicherzugehen, dass sie nichts stahl. Er hatte von dem Diebstahl im Fitnessstudio in Oshiwara gehört. Als sie in die Küche ging, stellte er sich in die Tür und verschränkte die Arme.
    To-re-ro!
Das Mädchen brach mit ihrer Altstimme, während sie die Einbauschränke in der Küche öffnete, immer wieder in kleine Jauchzer aus.
To-re-ro!
Giri beobachtete sie mit offenem Mund.
    Er trat beiseite, als der Boss die Küche betrat. Aus seinem Gesichtsausdruck schloss Giri, dass er mit Shanmugham über das Debakel in Vakola gesprochen hatte.
    Shah atmete tief aus. «Okay, Rosie. Du hast die Wohnung gesehen. Jetzt lass uns gehen.»
    Sie drehte sich mit blitzenden Augen um.
    «Warum? Was soll die Eile?»
    «Mein Sohn kommt bald nach Hause. Stimmt doch, Giri?»
    «Weshalb sollte ich denn gehen? Ich würde ihn gern mal kennenlernen. Hab schon so viel von ihm gehört.»
    «Wir fahren in die Wohnung in Versova, Rosie. Jetzt sofort.»
    «Ach, zum Ficken bin ich gut genug, aber dass dein Sohn mich kennenlernt, das willst du nicht, habe ich recht?»
    Sie öffnete und schloss einen weiteren Küchenschrank.
    Er zog ihre Hände von den Schränken weg; sie entwanden sich seinem Griff und öffneten noch ein Paneel.
    «Es reicht, Rosie. Ich war gerade im Krankenhaus, und ich bin müde.»
    «To-re-ro!»
Sie griff in den Schrank und klopfte auf Töpfe und Pfannen.
«To-re-ro!»
    Shah sah zu, wie sie in den Schränken seiner Frau herumschnüffelte, die Küchengeräte und Schüsseln seiner Frau befingerte.
    Der ausländische Gesang wurde lauter und lauter, bis Shahs dicke Arme über ihren Kopf langten und, als finge er ein Tier in einer Falle, die Türen direkt vor ihrer Nase zuknallte.
    Sie war zu überrascht, um aufzuschreien, sie beugte sich vor und begann zu schluchzen und zu spucken. Blut tropfte aus ihrer Nase.
    «Spuck in die Spüle», sagte Shah. «In fünf Minuten fahren wir nach Versova.»
    Während sie sich die Nase wusch, reichte ihr Giri den blauen Lappen, der über seiner Schulter hing. «Nehmen Sie das, Miss. Hier. Und bitte weinen Sie nicht, sonst fängt Giri auch noch an zu weinen.»
    Rosie zuckte zusammen, Shah hatte mit seiner rechten Hand ihren weißen Arm gepackt. Mit der anderen wählte er Shanmughams Nummer.
    «Ich habe einen Entschluss gefasst», sagte er, als Shanmugham dran war.
    Er hielt ihren Arm immer noch fest gepackt; er hörte, wie die Stimme seiner linken Hand vor Aufregung zitterte.
    «Ich habe diesen Mann aus Andheri an der Hand, Boss. Der, der mir geholfen hat, das Sion-Projekt für Sie durchzuboxen. Der Junge, den wir genommen haben, um diesen alten Mann, Mr Pinto, einzuschüchtern, kann bloß mit Worten drohen, sonst nichts. Aber dieser Kerl aus Andheri ist perfekt. Keine

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