Leuchtfeuer Der Liebe
Seine Ehefrau.
Barmherziger Himmel, er war wieder verheiratet.
Als er sich dem Haus näherte, trafen die ersten Strahlen der Morgensonne das Dach. Und wieder fielen ihm die Veränderungen auf, die Mary gezaubert hatte. Margariten und Glockenblumen säumten den Weg. In Holztrögen auf der Veranda blühten rote und weiße Geranien.
Überall gab es Rosen, die jahrelang, von Unkraut überwuchert, gedarbt hatten, ohne einzugehen. Und plötzlich, durch Marys Hand gepflegt und befreit, entfalteten sie ihre üppige Blütenpracht. Alles scheint unter ihren zarten Händen zu neuem Leben zu erwachen, dachte er grimmig.
Müde und mürrisch stieg er die Holzstufen hinauf und betrat das Haus, wo ihn der angenehme Duft nach frisch gebrühtem Kaffee empfing.
Rasch verdrängte er das aufsteigende Gefühl der Dankbarkeit, ein trautes Heim zu betreten. Sich daran zu erfreuen, was Mary ihm zu bieten hatte, gehörte nicht zu seinem Plan. Er hatte sie nur geheiratet, um ihre Ängste zu vertreiben und ihrem Kind einen Namen zu geben.
Lügner, flüsterte eine innere Stimme. Erbärmlicher Lügner.
„Guten Morgen", rief Mary ihm aus der Küche entgegen. Sie goss Kaffee in seine Tasse und süßte ihn mit einem gestrichenen Löffel Zucker, so wie er ihn gerne trank.
„Danke", sagte er einsilbig. Was erwartete sie eigentlich? Erwartete sie, dass er sich in einen anderen Menschen verwandelte, weil er ein paar Dollar für eine Heiratsurkunde bezahlt hatte?
Er setzte sich ihr gegenüber an den Küchentisch, aß von ihrem frisch gebackenen Sodabrot und trank Kaffee. Er vermied es, sie anzusehen, denn jedes Mal, wenn sein Blick sie streifte, stieg Hitze in ihm hoch. Sie war so verlockend wie eine verbotene reife Frucht.
Mary stützte den Ellbogen auf die Tischplatte und das Kinn in ihre flache Hand. „Du hast mich geheiratet." Ihre Stimme klang verwundert.
„J a. “
„Ich kann es immer noch nicht glauben."
„Aha."
„Ist das alles, was du zu sagen hast?"
„Sollte ich mehr dazu sagen?"
„Vielleicht nicht ... im Augenblick." Sie schwieg. „Ich bin seit Stunden wach", sagte sie nach einer Weile, sah ihn immer noch mit großen Augen verwundert an. „Ich kann nicht aufhören nachzudenken. Aber wer könnte auch schlafen, nach allem, was gestern geschehen ist."
Er war die ganze Nacht wach gewesen. Auch er hatte nachgedacht. Aber er sagte nichts.
„Ich muss dir ein Geständnis machen", fuhr sie fort. „Nachdem du mich gerettet hattest, habe ich mir geschworen, hier zu bleiben, egal, was passiert. Selbst wenn es bedeutete, dir etwas vorzumachen. Selbst wenn es bedeutete, Erik zu bitten, den Baum zu fällen, um die Straße unpassierbar zu machen. Ich hätte alles getan, um bleiben zu können. Hier fühle ich mich geborgen. Hier möchte ich mein Kind zur Welt bringen."
Er trank seinen Kaffee in kleinen Schlucken. Die List mit dem Baum hatte er längst durchschaut.
„Das Interessante daran ist", sprach sie weiter, „dass ich mich geirrt habe. Nicht, weil ich bleiben wollte, sondern wegen der Gründe, bleiben zu wollen. Wenn das mein einziger Wunsch gewesen wäre, wäre er mit der Heirat gestern in Erfüllung gegangen. Aber ich habe eine Entdeckung gemacht. Hier zu bleiben ist nur ein Teil meines Wunsches."
Er hatte das untrügliche Gefühl, dass sie auf etwas hinauswollte, wovor ihm graute. Schweigend trank er seinen Kaffee und wartete ab, versuchte, nicht auf ihren vollen roten Mund zu achten und nicht darauf, wie frisch ihr Haar duftete.
„Was ich mir wirklich wünsche", sagte sie leise, „ist, von dir geliebt zu werden."
„Verdammt noch mal!" Er knallte laut den Kaffeebecher auf den Tisch, sprang auf, trat ans Fenster und blickte in den Morgen hinaus.
„Ich wusste, dass du böse wirst", fuhr sie unbeirrt fort. „Aber ich kann meine Gefühle nicht vor dir verbergen, also fand ich es vernünftiger, sie dir einfach zu gestehen."
„Du verlangst etwas völlig Unmögliches", erwiderte er barsch.
„Wie kannst du so etwas sagen? Wir haben nicht einmal versucht ..."
„Und wir werden es nicht versuchen." Er fuhr zu ihr herum. „Ich habe dich geheiratet, damit du dir keine Sorgen machen musst, dass dieser Jones, oder wie immer der Kerl auch heißen mag, dir etwas antut. Das ist alles."
„Du weigerst dich, deine Gefühle zuzulassen", sagte sie leise und dennoch bestimmt. „Ich habe dich beobachtet. Ich weiß, dass du innerlich nicht völlig abgestumpft bist. Aber du verbirgst deine Gefühle hinter einem Panzer." Sie
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