Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
gelegentlich umsah, bildete die Nachhut. Die Casinos von Eros erstreckten sich über drei anscheinend endlose Ebenen. Obwohl sie sich so schnell wie möglich bewegten, brauchten sie eine halbe Stunde, bis sie den Lärm und das Gedränge hinter sich gelassen hatten. Die erste Ebene darüber war ein Wohnviertel, das sie nach dem Chaos und dem Krach um die Casinos als geradezu beunruhigend friedlich und ruhig empfanden. Holden setzte sich auf die Kante eines Pflanzkübels mit ein paar hübschen Farnen und atmete durch.
»Ich kann das gut verstehen, Käpt’n. Fünf Minuten, und ich bekomme Kopfschmerzen.« Naomi setzte sich neben ihn.
»Machst du Witze?«, schaltete sich Amos ein. »Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit. Alex und ich haben den Trotteln in Tycho am Pokertisch fast einen Riesen abgenommen. Hier könnten wir vermutlich Millionäre werden.«
»Genau.« Alex klopfte dem großen Mechaniker auf die Schulter.
»Tja, wenn bei dieser Polanski-Sache nichts herauskommt, dann habt ihr meine Erlaubnis, für uns eine Million Dollar am Kartentisch einzunehmen. Ich erwarte euch dann auf dem Schiff«, sagte Holden.
Das Netz der Röhrenbahn endete auf der ersten Casinoebene und begann erst wieder auf der Ebene, auf der sie sich jetzt befanden. Man konnte sich entschließen, im Casino kein Geld auszugeben, aber man wurde dafür bestraft. Als sie in einer Kabine saßen und zu Lionels Hotel fuhren, setzte Amos sich neben Holden.
»Jemand beschattet uns, Käpt’n«, erklärte er im Plauderton. »Er ist zwei Wagen hinter uns eingestiegen und hat uns durch alle Casinos hindurch verfolgt.«
Holden seufzte und schlug sich die Hände vors Gesicht.
»Na gut, wie sieht er aus?«
»Ein Gürtler, um die fünfzig oder auch erst vierzig, wenn er viel durchgemacht hat. Weißes Hemd, dunkle Hosen. Ein alberner Hut.«
»Ein Cop?«
»Wahrscheinlich. Ich konnte aber kein Halfter entdecken«, berichtete Amos.
»In Ordnung. Behalten Sie ihn im Auge, aber wir müssen uns keine Sorgen machen. Was wir hier tun, ist schließlich nicht illegal«, entschied Holden.
»Jetzt mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass wir mit einem ge stohlenen marsianischen Kriegsschiff unterwegs sind«, warf Naomi ein.
»Sie reden doch jetzt nicht von unserem absolut unauffälligen Gastanker, der allen Papieren und Registraturdaten zufolge absolut harmlos ist?«, erwiderte Holden mit einem kleinen Lächeln. »Tja, wenn sie da etwas bemerkt hätten, dann hätten sie uns schon im Dock aufgehalten und würden uns nicht beschatten.«
Eine Werbefläche auf der Wand zeigte verblüffend bunte Wolken, in denen Blitze zuckten, und forderte Holden auf, eine Reise zu den erstaunlichen Ferienkuppeln von Titan zu unternehmen. Auf Titan war er noch nie gewesen, und auf einmal wollte er dringend dorthin. Ein paar Wochen ausspannen, in guten Restaurants essen, in der Hängematte liegen und Titans bunte atmosphärische Stürme betrachten, das klang himmlisch. Wenn er schon einmal dabei war, stellte er sich auch gleich Naomi vor, die mit zwei fruchtig aussehenden Drinks zu seiner Liegematte kam.
Sie ruinierte es, indem sie etwas sagte.
»Da müssen wir aussteigen.«
»Amos, beobachten Sie unseren Freund, ob er uns weiterhin folgt«, sagte Holden, als er aufstand und zur Tür ging.
Nachdem sie ein paar Schritte durch den Korridor gelaufen waren, flüsterte Amos hinter ihm: »Ja.« Verdammt. Also wurden sie offensichtlich beschattet, doch es gab eigentlich keinen Grund, warum sie nicht weitermachen und Lionel aufsuchen sollten. Fred hatte sie nicht aufgefordert, etwas Bestimmtes mit demjenigen zu tun, der sich als Besitzer der Scopuli ausgab, und man konnte sie kaum verhaften, nur weil sie irgendwo anklopften. Holden pfiff laut ein fröhliches Lied, während sie weitergingen, um seine Crew und ihren Verfolger wissen zu lassen, dass er keinerlei Grund sah, sich über irgendetwas Sorgen zu machen.
Vor der Absteige blieben sie stehen.
Sie war dunkel, schmutzig und genau der Ort, an dem Leute überfallen wurden, sofern ihnen nicht noch etwas Schlimmeres zustieß. Kaputte Birnen schufen dunkle Ecken, weit und breit war kein einziger Tourist zu sehen. Er drehte sich um und warf Alex und Amos warnende Blicke zu. Amos bewegte die Hand in der Tasche. Alex griff unter die Jacke.
Die Lobby war ein fast leerer Raum, an einem Ende gab es zwei Sofas und einen Tisch mit Zeitschriften. Eine verschlafen aussehende ältere Frau saß dort und las. Hinten befand sich der Aufzug neben
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