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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Ihnen so einfach anvertraut?«, rief die Frau, die ihren Unmut kaum verbergen konnte.
    »Er wollte mir damit etwas verdeutlichen«, erwiderte Miller. »Wie auch immer, er hat die Information preisgegeben, und ich habe die Fährte aufgenommen. In ungefähr zehn Minuten werde ich dafür sorgen, dass die Sicherheitskräfte von Eros Sie und mich nicht ins Loch werfen. Wenn es etwas gibt, das Sie mir mitteilen wollen – beispielsweise, was Sie hier zu suchen haben –, dann wäre dies der richtige Augenblick.«
    Nur die Recycler, die damit zu tun hatten, nach dem Feuergefecht den Rauch und Staub abzusaugen, durchbrachen das Schweigen. Der zitternde Mann stand auf. Die Art und Weise, wie er sich bewegte, ließ Miller an eine militärische Ausbildung denken. Früher mal, dachte er. Aber kein Bodenkämpfer; vielleicht bei der Marine, möglicherweise vom Mars. Die Stimme klang jedenfalls danach.
    »Ach, verdammt, Käpt’n«, sagte der Große. »Er hat für uns den Angreifer in der Flanke erledigt. Auch wenn er ein Arschloch ist, für mich ist er in Ordnung.«
    »Danke, Amos«, sagte Holden. Miller speicherte es ab. Der Große hieß Amos. Holden verstaute seine Waffe hinten im Hosenbund.
    »Wir suchen auch jemanden«, sagte er. »Wahrscheinlich sogar jemanden von der Scopuli . Als wir das Zimmer überprüfen wollten, ging das Theater los.«
    »Hier?« Nun erwachte tatsächlich so etwas wie ein Gefühl in Miller, doch es war keine Hoffnung, sondern Furcht. »Glauben Sie, jemand von der Scopuli sei hier in dieser Absteige?«
    »Das glauben wir«, bestätigte Holden.
    Miller blickte zur Eingangstür hinaus. Draußen im Tunnel hatte sich eine kleine, neugierige Menschenmenge versammelt. Sie standen mit verschränkten Armen da und sahen nervös um sich. Der ehemalige Cop wusste, wie sie sich fühlten. Sematimba und seine Polizeikräfte waren unterwegs. Die Schützen, die Holden und seine Crew beschossen hatten, versuchten keinen weiteren Angriff, doch das hieß nicht, dass sie es aufgegeben hatten. Möglicherweise gab es eine zweite Welle. Oder sie hatten sich auf eine günstige Position zurückgezogen und warteten, bis Holden vorrückte.
    Aber wenn Julie hier war? Er war nicht so weit gereist, um in der Lobby zu zaudern. Überrascht stellte er fest, dass er immer noch die Waffe in der Hand hielt. Das war unprofessionell. Er hätte sie längst ins Halfter zurückschieben sollen. Der Einzige außer ihm, der die Waffe nicht gesenkt hatte, war der Marsianer. Miller schüttelte den Kopf. Es war nachlässig. Das durfte nicht noch einmal passieren.
    Trotzdem, er hatte noch mehr als ein halbes Magazin in der Pistole.
    »Welches Zimmer?«, fragte er.
    Die Flure der Absteige waren schmal und düster. Die Wände waren mit unverwüstlicher Lagerhausfarbe gestrichen, der Teppich bestand aus Kohlenstofffasern, die langsamer verschlissen als der nackte Stein. Miller und Holden gingen voraus, dann die Frau, dann der Marsianer – sie hießen Naomi und Alex –, und zuletzt kam Amos, der sich öfter über die Schulter umsah. Miller fragte sich, ob irgendjemand außer ihm und Amos verstand, dass sie die anderen sicherten. Holden schien es zu erkennen und reagierte gereizt. Er lief rasch weiter.
    Die Türen bestanden aus dünnem laminiertem Fiberglas, das sehr billig herzustellen war. Im Laufe seiner Karriere hatte Miller Hunderte davon eingetreten. Hier und dort waren einzelne Türen geschmückt und verrieten, wo Dauermieter lebten – eine mit grellroten Blumen, eine war eine weiße Tafel mit einer Schnur, deren Stift abhandengekommen war, auf einer flackerte trüb eine obszöne Szene aus einem Comicfilm in einer Endlosschleife.
    In taktischer Hinsicht war es ein Albtraum. Wenn die Angreifer vor und hinter ihnen aus Türen traten, wäre es binnen Sekunden um ihn und seine Begleiter geschehen. Doch es kamen keine Kugeln geflogen, und die einzige Tür, die sich öffnete, gehörte einem ausgemergelten Mann mit langem Bart, schlechten Augen und schlaffen Lippen. Miller nickte ihm zu, als sie vorbeigingen, und der Mann nickte zurück, wahrscheinlich viel erschrockener über die Tatsache, dass jemand ihn wahrnahm, als über die gezogenen Waffen. Holden blieb stehen.
    »Hier ist es«, murmelte er. »Das ist das Zimmer.«
    Miller nickte. Auch die anderen hielten an, Amos bildete wie zuvor die Nachhut und beobachtete den Flur hinter ihnen. Miller betrachtete die Tür. Es wäre leicht, sie einzutreten. Ein kräftiger Schlag direkt über der Verriegelung.

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