Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
Vom Netzwerk:
das ungefähr so hell war wie eine einsame Kerze, konnte er schwarze Adern erkennen, die aus der Duschkabine zu den zerstörten Lampen liefen. Sie waren gebogen und verzweigten sich wie Blattgerippe.
    In der Dusche lag die tote Juliette Andromeda Mao.
    Die Augen hatte sie geschlossen, und das war eine Gnade. Nachdem die Aufnahmen entstanden waren, die Miller kannte, hatte sie sich die Haare geschnitten. Dies hatte auch die Gesichtsform verändert, doch sie war unverwechselbar. Sie war nackt und erinnerte kaum noch an einen Menschen. Aus dem Mund, den Ohren und der Scheide sprossen Ranken. Aus den Rippen und der Wirbelsäule waren Knochenwülste gewachsen, über denen sich die bleiche Haut wie auf Messerklingen spannte, als könnten sie jeden Moment reißen. Im Rücken und aus dem Hals entsprangen Schläuche, die hinter ihr an der Wand emporgeklettert waren. Eine dunkelbraune Flüssigkeit war aus dem Körper ausgelaufen und stand drei Zentimeter hoch in der Duschwanne. Er setzte sich schweigend hin und wünschte sich, das Ding dort existierte in Wirklichkeit gar nicht und er könne endlich aufwachen.
    Was haben sie dir angetan?, dachte er. Oh, Mädchen, was haben sie dir nur angetan?
    »Mein Gott«, stöhnte Naomi hinter ihm.
    »Nichts berühren«, sagte er. »Verlassen Sie den Raum und gehen Sie in den Flur. Sofort.«
    Das Licht im nächsten Raum wurde schwächer, als sich die Handterminals zurückzogen. Die wabernden Schatten erzeugten einen Moment lang den Eindruck, die Tote bewegte sich. Miller wartete, doch kein Atemzug hob den verformten Brustkorb, und die Augenlider flatterten nicht. Sie war tot. Er stand auf, überprüfte sorgfältig seine Ärmel und die Schuhe und ging ebenfalls auf den Flur hinaus.
    Sie hatten es alle gesehen, das verrieten ihm die Mienen. Alle hatten es gesehen und wussten so wenig wie er, was sie eigentlich betrachtet hatten. Sachte zog er die gesplitterte Tür hinter sich zu und wartete auf Sematimba. Es dauerte nicht lange.
    Fünf mit Schrotflinten bewaffnete Polizisten in Krawallausrüstung tasteten sich den Flur hinunter. Miller ging ihnen entgegen, seine Körpersprache war besser als jedes Abzeichen. Er konnte sehen, wie sie sich entspannten. Hinter ihnen kam Sematimba.
    »Miller?«, rief er. »Was, zum Teufel, hat das zu bedeuten? Ich dachte, Sie wollten an Ort und Stelle bleiben.«
    »Ich bin ja noch hier«, antwortete er. »Die da hinten sind Zivilisten. Die toten Typen in der Lobby haben sie überfallen.«
    »Warum?«, wollte Sematimba wissen.
    »Wer weiß?«, antwortete Miller. »Vielleicht hatten sie es auf ihr Kleingeld abgesehen. Das ist aber nicht das Problem.«
    Sematimba zog die Augenbrauen hoch. »Da unten liegen vier Leichen, die nicht das Problem sind?«
    Miller nickte in die Richtung des Zimmers.
    »Die fünfte ist da drin«, erklärte er. »Es ist das Mädchen, das ich gesucht habe.«
    Sematimbas Miene wurde weicher. »Tut mir leid«, sagte er.
    »Schon gut.« Mitgefühl konnte Miller überhaupt nicht brauchen. So wenig wie Trost. Eine leichte Berührung hätte ihn zerschmettert, deshalb blieb er innerlich hart. »Aber Sie sollten die Gerichtsmedizin herbestellen.«
    »Ist es so schlimm?«
    »Sie haben ja keine Ahnung«, erwiderte Miller. »Hören Sie, Semi, ich stecke hier bis zum Hals in der Scheiße. Ehrlich. Die Burschen da unten mit den Waffen – wenn die nicht mit Ihren Sicherheitskräften unter einer Decke stecken würden, wäre beim ersten Schuss der Alarm losgegangen. Sie wissen, dass es eine Falle war. Die haben auf diese vier gewartet. Der gedrungene Kerl mit dem dunklen Haar ist James Holden. Er sollte nicht einmal mehr am Leben sein.«
    »Der Holden, der den Krieg ausgelöst hat?«, fragte Sematimba.
    »Genau der«, bestätigte Miller. »Es ist eine große Sache, eine verdammt große Sache, und so was kann einen leicht überrollen, das wissen Sie so gut wie ich.«
    Sematimba blickte zu dem Zimmer und nickte.
    »Lassen Sie mich Ihnen helfen«, bot er an, doch Miller schüttelte den Kopf.
    »Ich bin schon zu weit gegangen. Vergessen Sie mich. Sie haben einfach einen Anruf bekommen und den Laden hier vorgefunden, wie er ist. Sie kennen mich nicht, Sie kennen die da nicht, und Sie haben keine Ahnung, was passiert ist. Oder Sie kommen mit und gehen zusammen mit mir unter. Suchen Sie sich was aus.«
    »Sie verlassen die Station nicht, ohne mir Bescheid zu sagen.«
    »Einverstanden«, stimmte Miller zu.
    »Damit kann ich leben.« Einen Moment später fragte er

Weitere Kostenlose Bücher